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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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auf Dinge denn auf Personen oder Gefühle. Ihre Technik ließ ihre Psychologie hinter sich zurück. Wenn es auf hartes Denken über den Zweck des Lebens und intellektuelle Aktivität und die Mittel, sie zu bewahren, kam, blieben sie schwach.«
    Wieder trieb langsam ein Schatten über ihnen vorbei.
    »Und schließlich«, sagte der Archäologe, »waren sie eine seltsam geplagte Spezies. Sie schienen von der Vorstellung besessen, daß andere, die größer waren als sie, vor ihnen zu Wohlstand und Macht gelangt und dann gestorben waren und es ihnen überlassen hatten, eine Zivilisation aus den Ruinen aufzubauen. Von jenen anderen glaubten sie, die wenigen Worte und Symbole ererbt zu haben, die all ihren Sprachen gemeinsam war.«
    »Götter?« mutmaßte der Forscher.
    Der Archäologe zuckte die Achseln. »Wer weiß?«
    Der Forscher wandte sich ab. Seine Erregung hatte sich sichtlich gelegt und einen kalten, schalen Rest von Gefühlen zurückgelassen. »Ich bin nicht sicher, ob ich noch viel mehr über sie hören möchte«, sagte er. »Sie scheinen uns zu ähnlich. Vielleicht war es ein Fehler, daß ich hierhergekommen bin. Verzeih mir, alter Freund. Aber dort draußen im Weltraum werden selbst unser e Gefühle undiszipliniert. Alles wird unbeschreiblich schmerzlich. Stimmungen werden stürmisch. Man wechselt dauernd zwischen Zenit und Nadir hin und her – und bedenke, draußen kann man beides sehen!
    Ich war sehr daran interessiert, etwas über diese verlorene Spezies zu hören«, fügte er dann mit trauriger Stimme hinzu. »Ich dachte, ich würde ein Gefühl der Brüderschaft mit ihnen empfinden, das über die Äonen hinweg reicht. Statt dessen berühre ich nur Leichen. Es erinnert mich an die Empfindung, wenn draußen im Weltraum vor dem Bug des Schiffes ganz schwach im Licht der Sterne eine tote Sonne erscheint. Sie waren eine junge Rasse. Sie glaubten, sie würden weiterkommen. Sie versprachen sich eine Ewigkeit der Mühe. Und die ganze Zeit kroch aus jener Zukunft, nach der sie sich sehnten, ihnen entgegen… – oh, es ist so völlig sinnlos, so unfair.«
    »Da muß ich widersprechen«, sagte der Archäologe plötzlich munter. »Wirklich, deine Abwesenheit von der Erde hat dich mehr aus dem Gleichgewicht gebracht, als ich ursprünglich dachte. Sieh die Dinge doch richtig! Am Ende kommt der Tod zu jedem. Unsere eigene Vergangenheit wimmelt von unseren Toten. Jene Spezies ist gestorben, das ist wahr. Aber was sie geleistet hat, hat sie auch geleistet. Das Glück, das sie besaß, besaß sie. Was sie in ihrer kurzen Lebensspanne bewirkte, ist ebenso bedeutsam wie das, was sie hätte tun können, wenn sie eine Milliarde Jahre gelebt hätte. Die Gegenwart ist immer wichtiger als die Zukunft. Und kein Geschöpf kann die ganze Zukunft haben. Man muß sie teilen, sie anderen überlassen.«
    »Mag sein«, sagte der Forscher langsam. »Ja, ich glaube, du hast recht. Trotzdem empfinde ich in bezug auf sie schreckliche Wehmut und klammere mich an die Hoffnung, daß einige wenige von ihnen entkommen sind und auf irgendeinem Planeten, den wir noch nicht besucht haben, eine Kolonie errichtet haben.« Eine lange Zeit herrschte Schweigen. Dann wandte sich der Forscher um. »Du alter Teufel«, sagte er in einer Manier, die erkennen ließ, daß seine fröhlichere, ungestümere Stimmung zurückgekehrt war, wenn auch in verringertem Maße, »du hast mir immer noch nichts Eindeutiges über sie gesagt.«
    »Nein, das habe ich nicht«, erwiderte der Archäologe mit gespielter Unschuld. »Sie waren Vertebraten.«
    »Ach?«
    »Ja. Und noch mehr. Sie waren Säuger.«
    »Säuger? Ich hatte etwas anderes erwartet.«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    Der Forscher rückte zur Seite. »All diese Dinge mit den Entwicklungskategorien sind ziemlich abgedroschen. Selbst ein Wissen darum, wie sie aussahen, bedeutet nicht viel. Ich würde viel lieber auf intimere Art an sie herantreten. Wie haben sie über sich selbst gedacht? Wie nannten sie sich? Ich weiß, daß das Wort mir nicht viel bedeuten wird, aber es wird mir ein Gefühl vermitteln – ein Gefühl des Erkennens.«
    »Ich kann das Wort nicht sagen«, erklärte der Archäologe. »Dazu fehlt mir der Stimmapparat. Aber ich weiß genug von ihrer Schrift, um es dir so aufschreiben zu können, wie sie es geschrieben hätten. Übrigens, es ist eines jener Worte, das allen ihren Sprachen gemeinsam ist, das sie einer noch früheren Rasse von Lebewesen zuschrieben.«
    Der Archäologe streckte eine seiner

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