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Titan 3

Titan 3

Titel: Titan 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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gekannt, der so was tut.«
    »Sie waren beschäftigt«, meinte Pearce.
    Das stimmte. Seit seinem vierten Lebensjahr war er dauernd in der Schule gewesen, war von seiner medizinischen Ausbildung in Anspruch genommen worden. Nach Hause war er nur hin und wieder auf ein paar Tage gekommen. Er kannte seine Eltern kaum mehr. Was wußte er schon vom Zeitvertreib junger Edlinge? Aber dies… diese Sache mit den Wolfsrudeln – daß so etwas möglich sein konnte!
    Der erste Segler war zu einem kleinen Kreuz am Himmel zusammengeschrumpft, Marna nur noch als Punkt darunter erkennbar. Die Maschine hörte auf zu steigen und segelte in Richtung Lawrence. Der zweite Segler folgte.
    Harry begann plötzlich, mit seiner schmerzenden Hand auf die Erde zu hämmern. »Warum bin ich ausgewichen? Ich hätte mich mit ihr fangen lassen sollen. Sie wird sterben.«
    »Sie ist stark«, flüsterte Pearce, »stärker als Sie oder Christopher, stärker als die meisten Menschen. Aber manchmal ist Stärke eine schmerzliche Gabe. Folgen Sie ihr. Holen Sie sie heraus.«
    Harry starrte den Reif an, von dem die Schmerzen seinen ganzen Arm hochloderten. Ja, er konnte ihr folgen. Solange er sich noch rühren konnte, war es ihm möglich, sie zu finden. Aber Füße waren so langsam im Vergleich zu Düsenseglern.
    »Die Motorräder werden gleich zurückkommen«, sagte Christopher. »Die Segler werden sie über Funk verständigt haben.«
    »Aber wie kommen wir an ein Motorrad?« fragte Harry. Die Schmerzen erlaubten ihm keinen klaren Gedanken mehr.
    Christopher hatte bereits sein Hemd hochgeschoben. Um seine dünnen Hüften war eine lange Nylonschnur gewunden. »Manchmal angeln wir«, sagte er. Er spannte die Schnur quer über die Straße, so, daß sie von dem in einem Spalt hochwachsenden Gras verborgen war; dann wies er Harry an, sich auf der anderen Seite auf den Bauch zu legen. »Wir müssen alle vorbeilassen, alle bis auf den letzten«, sagte er. »Hoffen wir, daß er ein bißchen zurückliegt, damit die anderen nicht merken, wenn wir aufstehen. Wickeln Sie das Schnurende um die Brust. Sie ist dann gerade in der richtigen Höhe, um ihn zu erwischen.«
    Harry legte sich am Rand des Pflasters ins Gras. Sein linker Arm fühlte sich an wie ein angeschwollener Ballon, ein Ballon voll Qual. Einmal schaute er rasch hin, aber der Arm sah völlig normal aus.
    Nach einer Ewigkeit vernahmen sie das Geräusch von Motoren, von mehreren Motoren. Als die ersten Maschinen vorbei waren, hob Harry vorsichtig den Kopf. Ja, es gab einen Nachzügler. Er fuhr etwa dreißig Meter hinter dem Haupttrupp und gab eben Gas, um aufzuholen.
    Jetzt waren die anderen alle vorbei. Als der Nachzügler auf vielleicht sieben Meter herangekommen war, sprang Harry auf und stemmte sich gegen den erwarteten Ruck. Christopher sprang im selben Augenblick hoch. Der junge Edling konnte nichts mehr tun, nur erschrocken die Augen aufreißen, bevor er gegen die Schnur prallte. Der heftige Ruck riß Harry bis in die Straßenmitte. Christopher hatte sein Schnurende um einen jungen Baum geschlungen.
    Der Edling prallte aufs Pflaster – das Motorrad wurde langsamer und kippte über die unkrautbewachsene Böschung. Die anderen rasten weiter; sie hatten nichts bemerkt.
    Harry befreite sich von der Schnur und lief zu dem Edling. Der Mann war ungefähr so alt wie Harry und ebenso groß. Er hatte eine Hasenscharte und ein verkümmertes Bein. Er war tot – Schädelbruch.
    Harry schloß die Augen. Er hatte schon oft Menschen sterben gesehen, aber noch nie war er die Ursache gewesen. Ihm war zumute, als hätte er den Hippokratischen Eid gebrochen.
    »Manche müssen sterben«, flüsterte Pearce. »Es ist besser, wenn die Bösen jung sterben.«
    Harry zog sich hastig aus und legte die Schutzkleidung und die Brillen des Edlings an. Er schnallte das Waffenhalfter fest und drehte sich, zu Christopher und Pearce um. »Und was wird aus euch?«
    »Wir fliehen nicht«, sagte Pearce.
    »Das habe ich nicht gemeint. Wird euch nichts passieren?«
    Pearce legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Christopher wird sich um mich kümmern. Und er wird Sie finden, nachdem Sie Marna befreit haben.«
    Die Zuversicht in Pearces Stimme gab Harry Kraft. Er überlegte erst nicht, ob diese Zuversicht gerechtfertigt war. Er schwang sich auf das Motorrad, setzte sich zurecht und gab Gas. Das Motorrad machte einen Satz und raste los.
    Es war nicht so einfach, das Einrad zu beherrschen, aber er hatte früher mit ähnlichen Fahrzeugen

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