Titan 5
Jagdleidenschaft der Eroberer erstreckte sich nicht nur auf Menschen. Auch zwei Hunde und einen großen alten Kater ereilte das Schicksal, und alle Leichen, auch jene der beim Tieffliegerangriff umgekommenen Soldaten, wurden auf ein Fahrzeug geladen, das wie ein gepanzerter Lastwagen aussah.
Offensichtlich besaßen die Fremden einige Kenntnisse von menschlichen Verhaltensweisen. Ihre Vorhut hatte die Kirche und die verschiedenen Ladengeschäfte kaum eines Blickes gewürdigt und sich darauf beschränkt, die Wohnhäuser auszuräuchern. Jetzt aber brachen sie die Fleischerei auf und schleppten alle Vorräte heraus, darunter ganze Rinderhälften, um sie auf den Lastwagen zwischen die Leichen zu werfen.
Nicht viel später versammelten sich mehrere von ihnen vor der Kirche, zeigten zum spitzen Kirchturm und bauten eine Art Granatwerfer auf. Er wurde rasch in Stellung gebracht und geladen. Dann ertönte eine gedämpfte Explosion, und in das Krachen und Bersten des Einschlags mischten sich helle, metallische Töne, als die Glocke zerbrach und ihre Stücke auf das Dach geschleudert wurden.
Nun wurde der Granatwerfer auf die Kirchentür gerichtet und neu geladen. Der Doktor ergriff Amos am Arm und zerrte ihn mit sich zu den Kirchenbänken, wo sie niederkauerten. »Sie mögen keine Kirchen! Das hat uns noch gefehlt, verdammt! Da haben wir uns ein feines Versteck ausgesucht. Nimm dich vor Splittern in acht!«
Die Türflügel zersplitterten im Krachen einer Explosion, und Trümmerstücke prasselten auf die Kirchenbänke nieder. Eine zweite Granate traf den Altar und zerstörte ihn. Amos preßte die Hände gegen die Ohren und ächzte.
Sie warteten, aber weiter geschah nichts. Als sie nach einer Weile an ihren Ausguck zurückkehrten, sahen sie, daß die Truppen der Invasoren jetzt ohne Aufenthalt durch den Ort marschierten. Trotz ihrer überlegenen Raumschiffe und Flugzeuge schienen sie nur wenige motorisierte Fahrzeuge zu besitzen, und die beiden Beobachter sahen verschiedentlich schwere Wagen unbekannter Bestimmung, die von zwanzig und mehr der grünhäutigen Fremden gezogen wurden.
Amos starrte mit unbewegter Miene zu den vorbeiziehenden Kolonnen hinaus. Erst als die Nachhut mit einem weiteren Sammelwagen für Leichen in den Ort kam und systematisch die Häuser durchkämmte, zeigte er Zeichen von Unruhe. Die meisten Leichen, die herbeigeschleppt und auf den Wagen geworfen wurden, waren ihm unbekannt. Einige wenige kannte er. Und dann sah er einen der Fremden Ruths aufgerissenen, leblosen Körper durch das Scheinwerferlicht zum Sammelwagen tragen. Ihr Gesicht war ruhig und leer in der Entspannung des Todes.
Er ging mit müden Schritten zum Ausgang, und diesmal versuchte Doktor Miller nicht, ihn zurückzuhalten. Die Luft draußen war kühl, aber trocken und voller Staub. Trotzdem atmete er sie tief ein. Die Straßenseite der Kirche lag im Schatten, und keiner der Fremden schien ihn zu sehen.
Er stieg die Steinstufen hinunter. Sein Schritt war fest und entschlossen, und nur das hart gegen die Rippen schlagende Herz verriet seine innere Erregung. Doch die Angst war von ihm gewichen, und mit ihr auch der Zorn.
Er sah mehrere Fremde stehenbleiben und herüberstarren, worauf ein heftiges Geschnatter begann. Er ging gemessenen Schritts weiter, erreichte den Wagen und streckte die Hand aus, um Ruths schlaff herabhängenden Arm zu ergreifen.
»Das ist meine Frau«, sagte er zu den umstehenden Fremden. »Ich nehme sie zu mir nach Haus.«
Er reckte sich und versuchte zwei andere Leichen von ihr zu ziehen, und er war nicht überrascht, als er den Arzt neben sich stehen und mit zupacken sah. Er hatte nicht erwartet, daß es ihm gelingen würde. Er hatte nichts erwartet.
Dann hatten die fremden Soldaten ihre Verblüffung überwunden, und mehrere von ihnen stürzten sich auf die beiden Männer. Amos leistete keinen Widerstand, und auch der Doktor ergab sich nach anfänglichem Sträuben in sein Schicksal und ließ sich mit Amos binden und zu den Leichen auf den Wagen werfen.
4
Er spannte Seinen Bogen wie ein Gegner, und reckte wie ein Feind die Rechte; Er tötete all ihre Augenlust im Zelt der Sionstochter, und goß den Grimm wie Feuer aus. Der Herr hat sich als Feind gezeigt und Israel gestürzt, all seine Burgen eingerissen und seine Festungen zerstört, und Jammer über Jammer bei Judas Tochter angehäuft.
Und Seinen Altar hat der Herr verschmäht, Sein Heiligtum verworfen, in Feindes Hand gegeben die Mauern Seiner Burgen.
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