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Titan 5

Titan 5

Titel: Titan 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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unmöglich ist. Er kann mutig sein. Er kann über die Vernunft hinaus mutig sein, sei es für einen anderen Menschen oder für eine Idee. Was ist der Kreuzestod Christi mit der Gewißheit der nachfolgenden Auferstehung gegen die Selbstaufopferung eines Menschen, der sein Leben gibt, obwohl er diese Gewißheit nicht hat und sogar die endgültige Auslöschung seines Selbst erwartet?«
    Amos verzog schmerzlich das Gesicht, aber der blasphemische Vergleich rief nur einen Schatten seiner normalen Reaktion hervor. Sein Geist schien betäubt. Er ließ sich zurücksinken und sah schwarze Wolken über den Himmel ziehen, unnatürlich schnell, wie es ihm schien. Der Anblick erinnerte ihn daran, wie oft in den Meldungen von Stürmen und Unwettern die Rede gewesen war, welche die Aktionen der Invasoren begünstigt und die Anstrengungen der Verteidiger behindert oder gar zunichte gemacht hatten. Vielleicht hatte eine Gegenoffensive begonnen, und dies gehörte zu den Abwehrmaßnahmen der Fremden. Wenn sie Methoden zur Steuerung des Wettergeschehens hatten, wie manche behaupteten, war es wahrscheinlich.
    Am Stadtrand von Clyde hatten die Eindringlinge ein großes Gelände in eine Nachschubbasis verwandelt, wo Raumschiffe mit Hilfe von Maschinen und Transportfahrzeugen entladen wurden. Amos bemerkte, daß das Bedienungspersonal den Fremden, die er bisher kennengelernt hatte, völlig unähnlich war. Als sie von einem Lastwagen überholt wurden, konnte er den Fahrer ziemlich deutlich erkennen. Er hatte nichts Menschenähnliches. Der zapfenförmige Rumpf war mit feinen weißen Daunen bedeckt und wurde am unteren Ende von vier kurzen, kräftigen Stengeln getragen, die anscheinend die Funktion von Beinen hatten. Von der Rumpfmitte, wo sie am dicksten war, gingen vier schlauchähnliche, biegsame Glieder aus, die das Fahrzeug steuerten. Einen Kopf entdeckte er nicht, nur einen Tentakelkranz wie bei einer Seeanemone am oberen, spitzigen Ende.
    Bei der Weiterfahrt durch das ausgestorbene Clyde sah er noch einige andere Geschöpfe dieser Art, immer als Maschinenbediener oder Fahrer, während die grünhäutigen Leute nur vereinzelt als Lenker von Militärfahrzeugen in Erscheinung traten und sonst nicht mit Maschinen umgingen. Wie es schien, waren die beiden Rassen gegen die Menschheit verbündet, was erklären mochte, warum solche Barbaren wie die grünhäutigen Leute in Raumschiffen hatten kommen können. Vermutlich waren sie die Kämpfer, während die gefiederten Zapfen die Techniker waren. Nach ihrem Verhalten zu urteilen, mußten die Piloten der Tiefflieger jedoch aus den Reihen der Kämpfer stammen.
    Clyde war gewachsen, seit er hier gelebt hatte, anders als die meisten Kleinstädte im weiteren Umkreis. In der Nähe von Amos’ früherer Kirche gab es ein neues Einkaufszentrum, vor dem der Leichenwagen hielt. Ein Trupp humanoider Grünhäute kam heraus und begann die Ladung Stück für Stück in den großen Tiefkühlraum des Einkaufszentrums zu tragen. Auch Doktor Miller und Amos Strong wurden gepackt und in den häßlichen, breit hingelagerten Bau geschleppt.
    Aber sie waren nicht für den vergleichsweise barmherzigen Tod durch Erfrieren ausersehen. Die Fremden warfen sie in eine kleine Zelle, die früher als Kassenschalter gedient haben mußte und bis auf eine gesicherte Durchreiche ringsum mit Panzerglas verkleidet war. Sie gab ein gutes Gefängnis ab, und als die Tür hinter ihnen verschlossen wurde, sahen sie, daß auf der Innenseite die Klinke entfernt worden war.
    Die Zelle hatte bereits einen Insassen, einen mittelgroßen, noch jüngeren Mann, in dem Amos nach einigem Überlegen Smithton erkannte, den Zahnarzt von Clyde. Er kauerte schluchzend in einer Ecke am Boden und hatte offenbar einen Nervenzusammenbruch erlitten. Als die beiden hereingestoßen wurden, blickte er auf, schien seine Leidensgefährten aber nicht zu sehen. Zwischen den Schluchzern murmelte er immer wieder, daß er sich ergeben habe und ein Kriegsgefangener sei…
    Ein ungewöhnlich fetter Soldat der Invasionsmacht mit einer Art Umhang kam am Schalter vorbei, blieb stehen und spähte herein. Er kratzte sich den Leib und zog den Umhang vor der Brust zusammen, ohne den Blick von den Gefangenen abzuwenden. »Menschen«, sagte er schließlich mit schnarrender Stimme, aber in akzentfreiem Englisch, »sind eigentümlich. Keine Standardisierung.«
    »Er spricht Englisch!« sagte Doktor Miller verblüfft. »Also, ich will verdammt sein.«
    Der Fremde musterte sie mit

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