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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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notwendigerweise ein.
    Die Bundesautobahn Nr. 66 von Los Angeles nach Chicago, die ›Hauptstraße von Amerika‹, wurde zu einer Superautobahn für Kraftfahrzeuge ausgebaut, auf der die Minimalgeschwindigkeit mit sechzig Meilen pro Stunde festgesetzt wurde. Es war ein öffentliches Projekt, das vor allem die Schwerindustrie stimulieren sollte, aber es hatte noch eine unerwartete Nebenwirkung. Die Riesenstädte Chicago und St. Louis streckten einander allmählich Fühler verbauten Landes entgegen, bis sie in Bloomington, Illinois, aufeinanderstießen. Die Bevölkerung der Ursprungsstädte nahm sogar ab.
    Die Stadt San Francisco ersetzte ihre antiquierten Standseilbahnen durch riesige Rolltreppen, die über Douglas-Martin-Sonnenenergieumwandler betrieben wurden. In diesem Kalenderjahr gab es die meisten Autozulassungen der Geschichte, aber das Ende des Automobils war bereits in Sicht. Das Nationale Sicherheitsgesetz beschloß seine Ära.
    Dieses Gesetz, das so erbittert diskutiert wurde wie keines zuvor, setzte fest, daß Erdöl ein unentbehrlicher und begrenzt vorhandener militärischer Rohstoff war. Wie bei allem kriegswichtigen Material hatten Heer und Marine absoluten Liefervorrang. Sämtliche Ölvorräte, ob geförderte oder noch nicht erschlossene, waren davon betroffen, und siebzig Millionen Zivilfahrzeuge mußten sich mit spärlichen und teuren Benzinzuteilungen begnügen.
    Man nehme die Superautobahnen jener Zeit, verbaut von einem Ende bis zum anderen, füge die mechanisierten Straßen auf den Hügeln von San Francisco hinzu, erhitze durch bedrohliche Benzinknappheit bis zum Siedepunkt und würze mit der Findigkeit der Yankees. Das Rezept funktionierte. Die erste mechanisierte Straße wurde zwischen Cincinnati und Cleveland eröffnet.
    Wie zu erwarten, war sie noch recht primitiv. Der schnellste Streifen bewegte sich mit nur dreißig Stundenmeilen weiter und war ziemlich schmal, weil noch niemand daran gedacht hatte, Läden, Bars oder Restaurants auf den Streifen selbst anzusiedeln. Trotzdem wurde damit der Prototyp einer Sozialordnung geschaffen, die das amerikanische Leben die nächsten beiden Jahrzehnte hindurch beherrschen sollte – weder ländlich noch städtisch, aber an beiden Lebensräumen teilhabend, was erst durch das neue Transportmittel ermöglicht worden war: ein schnelles, sicheres, billiges und bequemes Verkehrsmittel.
    Fabriken – breite, flache Gebäude, deren Dächer mit den gleichen Umwandlungsschirmen versehen waren, die die Straße antrieben – säumten auf beiden Seiten die Straße. Dahinter und zwischen ihnen lagen Hotels für Berufstätige, Geschäfte, Theater, Wohngebäude. Außerhalb dieses langen, relativ schmalen Streifens war offenes Land, und dort lebte ein Großteil der Bevölkerung. Über die Hügel verstreut, an den Ufern von Bächen und Flüßchen, eingebettet ins Farmland lagen die Häuser. Man arbeitete ›in der Stadt‹, wohnte jedoch ›auf dem Land‹ – und beides war keine zehn Minuten voneinander entfernt.
     
    *
     
    Mrs. McCoy bediente den Chefingenieur und seinen Gast höchstpersönlich. Die beiden Männer brachen ihr Gespräch ab, als sie der gewaltigen Steaks ansichtig wurden.
    Beiderseits der Sechshundertmeilenstrecke nahmen die diensthabenden Sektionsingenieure die stündlichen Meldungen ihrer Subsektor-Techniker entgegen. »Subsektor Eins – Meldung! Subsektor Zwo – Meldung! Tensiometerwerte, Stromspannung, Belastung, Temperaturen von Lagern, Synchrotachometerwerte –! Subsektor Sieben – Meldung!« Gewissenhafte Männer in Overalls, die einen Großteil ihres Lebens drunten verbrachten, unter dem ungedämpften Dröhnen des Hundert-Stundenmeilen-Streifens, dem schrillen Singen der Antriebsrotoren und dem Quietschen der Stützrollen…
    Davidson musterte das bewegte Modell des Straßenzugs, das sich vor ihm in der Hauptkontrollstation der Sektion Fresno ausbreitete. Er beobachtete, wie der winzige Hundert-Stundenmeilen-Streifen sich kaum wahrnehmbar weiterbewegte, und registrierte im Unterbewußtsein die Position von Jakes Steakhouse Nr. 4. Der Chef würde jetzt bald Stockton erreichen; er würde ihn anrufen, sobald die stündlichen Meldungen hereingekommen waren. Vorläufig war alles ruhig, die Verkehrslast für die Stoßzeit normal. Er würde bestimmt mit dem Schlaf kämpfen, bevor seine Schicht um war. Er drehte sich zu seinem Ingenieurkadetten vom Dienst um. »Mr. Barnes.«
    »Ja. Sir?«
    »Ich glaube, wir könnten beide einen Kaffee

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