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Titan 6

Titan 6

Titel: Titan 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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schon in Ordnung. Ich bin auch hungrig, und Stockton ist noch eine gute Stunde entfernt. Gehen wir rein.«
    Gaines begrüßte die Wirtin wie eine alte Freundin. »‘n Abend, Mrs. McCoy. Wie geht’s denn heute?«
    »Wenn das nicht der Chef selber ist! Es ist lange her, daß wir Sie hier begrüßen konnten.« Sie führte die beiden Männer zu einer Nische etwas abseits der heimfahrenden Menge. »Werden Sie und Ihr Begleiter bei uns essen?«
    »Natürlich, Mrs. McCoy. Wie wär’s, wenn Sie für uns wählen – aber sehen Sie zu, daß auf jeden Fall eins Ihrer Steaks dabei ist.«
    »Fünf Zentimeter dick – von einem Stier, der glücklich gestorben ist!« Sie eilte trotz ihres beträchtlichen Umfangs erstaunlich behende davon.
    Da sie aus Erfahrung die Bedürfnisse des Chefingenieurs kannte, hatte Mrs. McCoy ein tragbares Telefon an den Tisch bringen lassen. Gaines schloß es über den Stecker in der Wand der Nische an und wählte eine Nummer. »Hallo – Davidson? Gaines hier. Dave, ich bin zum Abendessen in Jakes Steakhouse Nr. 4. Sie erreichen mich über die Nummer 10-L-6-6.«
    Er legte den Hörer auf und Blekinsop erkundigte sich höflich: »Ist es tatsächlich erforderlich, daß Sie jederzeit erreichbar sind?«
    »Nicht unbedingt«, erklärte Gaines. »Aber ich fühle mich wohler, wenn ich Verbindung zur Zentrale habe. Entweder Van Kleeck oder ich sollte sich immer irgendwo aufhalten, wo der diensthabende Oberingenieur – das ist in dieser Schicht Davidson – ihn in einem Notfall rasch erreichen kann. Wenn etwas Ernstes los ist, will ich natürlich dabei sein.«
    »Was würden Sie als ernst bezeichnen?«
    »Zwei Dinge vor allem. Ein Ausfall der Energieversorgung der Rotoren würde die Straße zum Stillstand bringen, und unter Umständen sitzen dadurch Millionen von Leuten hunderte Meilen oder mehr von zu Hause fest. Wenn das während einer Stoßzeit passiert, müßten wir diese Millionen Menschen evakuieren – keine einfache Sache.«
    »Sie sagen Millionen – sind es wirklich so viele?«
    »Ja, sicher. Zwölf Millionen Menschen hängen in der einen oder anderen Weise von diesem Straßenzug ab, leben und arbeiten in Gebäuden, die an ihm oder höchstens fünf Meilen entfernt liegen.«
     
    *
     
    Das Energiezeitalter leitet fast unmerkbar in das Transportzeitalter über, doch gibt es zwei Ereignisse, die diesen Übergang kennzeichnen: Die Erfindung des Sonnenenergietransformators, und die Eröffnung der ersten bewegten Straße. Die Energiereserven der Vereinigten Staaten waren, was Öl und Kohle betraf, in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts schandbar verschwendet worden, wenn man von einigen seltenen Ausbrüchen von Vernunftanwandlungen absah. Zur gleichen Zeit mauserte sich das Automobil von einer bescheidenen, einzylindrigen pferdelosen Kutsche zu einem stählernen Ungeheuer von mehr als hundert Pferdestärken und Höchstgeschwindigkeiten von über hundert Stundenmeilen. Sie überfluteten das Land mit der Geschwindigkeit gärender Hefe. Mitte des Jahrhunderts schätzte man, daß es in den USA pro zwei Personen ein Kraftfahrzeug gab.
    Sie trugen den Keim ihres eigenen Untergangs in sich. Siebzig Millionen Blechkarossen, von ziemlich fehlbaren menschlichen Wesen bei hohen Geschwindigkeiten gefahren, sind tödlicher als ein Krieg. In demselben Statistikjahr überschritt zum erstenmal die Summe, die die Autobesitzer für Haftpflicht- und Kaskoversicherungen zahlten, die Summe, die in diesem Jahr für Autokäufe ausgegeben wurde. Maßnahmen zur Hebung der Verkehrssicherheit lösten einander ab, waren jedoch mehr eine Augenauswischerei als eine Abhilfe. Es war einfach physikalisch unmöglich, in den überfüllten Metropolen noch sicher Auto zu fahren. Fußgänger wurden sarkastisch in zwei Klassen eingeteilt: die Flinken und die Toten.
    Ein Fußgänger jedoch konnte als ein Mensch definiert werden, der einen Parkplatz für sein Auto gefunden hat. Das Automobil erst machte die riesigen Städte möglich, erstickte sie dann aber durch seine Überzahl. Um die Jahrhundertwende wies Herbert George Wells darauf hin, daß der Sättigungspunkt in bezug auf das Wachsen einer Stadt aufgrund ihrer Transportmöglichkeiten mathematisch vorauszusagen sei. Aus der Sicht der Geschwindigkeit allein ermöglichte das Auto Städte mit Durchmessern bis zu zweihundert Meilen, aber Verkehrsstauungen und die unvermeidliche Gefährdung aller durch schnelle, individuell gesteuerte Fahrzeuge schränkte die Größe der Städte

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