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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Aber machen Sie sich keine Sorgen! Wir
landen mit einem großen Maschinenpark, deshalb brauchen
wir selbstverständlich auch einige technische Kräfte.«

12. Kapitel
    Die Kosmos flog mit dem Triebwerk voran auf den Planeten zu. Sie bremste, bis sie vom Schwerefeld des Planeten eingefangen wurde. Aus dem geradlinigen Flug wurde eine Spirale, aus der Spirale schließlich eine Kreisbahn, auf der sie, an das Band der Anziehungskraft gefesselt, mit abgestelltem Triebwerk außerhalb der Atmosphäre über die verhangene Oberfläche des Titanus dahinflog.
    Ihre Bahn verlief in achttausend Kilometer Höhe entlang der Grenze zwischen Tag und Nacht.
Der Vorhang der riesigen Wolkenfelder verdichtete sich und gewährte nur noch selten einen Blick auf gelbe oder rote Flächen.
Für die Männer der Kosmos begann eine Zeit, die den Einsatz aller Kräfte forderte. Der schwerelose Zustand brachte Verzicht auf viele Annehmlichkeiten. Das Stockwerk, in dem sich die Sportstätten befanden, blieb geschlossen, das Schwimmbecken gähnte leer wie eine riesige Wanne, und über der Erde der Grünanlagen spannten sich Kunststoffmatten, die das Erdreich vor unerwünschten Wanderungen durch den Raum bewahrten.
Lazzarri seufzte. Diese verwünschte wissenschaftliche Gründlichkeit – wenn sie vorweg alles erforschten, brauchten sie nicht mehr zu landen!
    Unter der Wolkendecke verbargen sich Kontinente, die noch kein Mensch betreten hatte, und sie kreisten hier oben und zerbrachen sich den Kopf über die Atmosphäre, stritten sich um Oberflächentemperaturen und Wetteraussichten, Windgeschwindigkeiten und Helligkeitswerte – das konnten sie nach der Landung genausogut erfahren.
    Er stocherte mißmutig in seinem Essen. Da saß er nun in einem Speiseraum, der mitsamt der Küche wie eine Luftschaukel rotierte, damit nicht Teller und Besteck auf Reisen gingen. Es lebe die Illusion! Man sollte sich wie auf der Erde fühlen, aber spätestens wenn man die Schleuse verließ, verging dieser Traum. Man konnte seine Jacke in die Luft stellen, und sie blieb, als hinge sie an einem Haken.
    War es etwa keine Ironie, daß außer dem Speiseraum auch die Wasch- und Duschräume und sogar die Toiletten rotierten?
    Lebensnotwendigkelten auf der Insel im All – Essen, Waschen und… Zum Teufel mit diesem Aufwand, wenn unter dem Wolkenmeer irdische Selbstverständlichkeiten warteten!
    Krank vor Ungeduld, sah er Jansen durch die Schleuse treten. Sollte er nur kommen!
Der Chefingenieur hatte sich noch nicht gesetzt, als Lazzarri schon über ihn herfiel. »Du bist mir ein schöner Namensgeber!« knurrt er. »Wo sind nun deine Titanen?«
Jansen setzte sich und sah den Italiener verständnislos an.
    »Ihr wollt wohl mit Ehrengeleit abgeholt werden? Oder wartet ihr, bis ein Landekreuz ausgelegt wird?«
Jansen lächelte. »Du bist mir schon der Richtige, Sylvio. Erst drängst du dich zur Weltraumfahrt, und dann kommst du nicht schnell genug auf festen Boden. Reizen dich die Riesen? Du wirst zeitig genug das Gruseln lernen!«
»Warum landen wir nicht?« stieß Lazzarri hervor.
    Jansen hob die Schulter.
»Ja, warum nicht?« sagte er zögernd. »Was wissen wir, was sich unter der Wolkendecke verbirgt. Erst müssen ferngelenkte Raketen aufklären.«
»Früher fotografierte man mit Infrarot!« sagte Lazzarri spitz.
Doch Jansen blieb gelassen.
»Die Wolkendecke ist nicht unter atmosphärischen Bedingungen entstanden, es ist eine Art dichter künstlicher Nebel. Er läßt keine infraroten Strahlen durch.«
»Also doch bewohnt.«
Wieder hob Jansen die Schultern. »Langsam, langsam Sylvio! Es können auch Bewohner ferner Planeten gewesen sein. Denke an die Funksprüche – möglich, daß es Raumschiffe waren. Vielleicht sind die Wolken Rückstände eines Versuchs. Nun, wir werden sehen! Du kommst bitte in einer Stunde zum Flughafen, wir wollen einige Raketen fertigmachen.«
    Das Leitungskollektiv traf sich zur Lagebesprechung in der Zentrale. Nasarow überblickte die Anwesenden. »Wer fehlt noch?«
    »Inoti, Jansen und de Varenne!« sagte Romain.
»Sind sie rechtzeitig verständigt worden?«
Romain wurde der Antwort enthoben. Inoti und de Varenne, der als Protokollsprecher teilnahm, kamen herein.
»Entschuldigt bitte«, sagte Inoti, »wir…«
     
»Ihr kommt noch nicht zu spät!« unterbrach sie Romain.
    Jansen trat ein. »Die Aufklärungsraketen sind startklar!« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, der in dicken Perlen über den Poren stand, unbeweglich, ohne herabzulaufen.

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