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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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herausgezogen hatte.
    Lazzarri haderte mit sich selbst.
    Er wollte doch beweisen, daß sich ein Lazzarri in jeder Lage zurechtfand, aber anscheinend war hier oben alles falsch, was er machte. Mit zwiespältigen Gefühlen stapfte er hinter Jansen her zur Schleuse.
    Kühn wollte er das große Abenteuer bestehen – und vor jedem Dreck fuhr er zusammen wie ein Backfisch nachts im Park. Eine gute Figur gab er nicht ab, das stand fest. Jansens spöttischer Blick sprach Bände!
    Hinter ihnen schloß sich das innere Schleusentor.
    Wenn man sich auf seine physikalischen Kenntnisse besann, sich ruhig und gelassen mit den ungewohnten Dingen vertraut machte, was wollte einen dann aus der Fassung bringen?
    Wie elegant hatte er sich durch die Gegend schweben sehen, welche Abenteuer hatte er im voraus bestanden – und dabei übersehen, daß ein großer Teil der Körperbewegungen auf Reflexen beruhte, die auf Erfahrungen zurückgingen. Diese Erfahrungen trafen hier nicht zu, aber der Körper reagierte so, als bestünden irdische Verhältnisse. Ließ man auf der Erde etwas los, so fiel es nach unten, deshalb bückte man sich unwillkürlich, um es aufzufangen. Hier aber fiel nichts nach unten, es blieb dort schweben, wo man es losgelassen hatte – und trotzdem ging man unbewußt in die Hocke!
    Jansen bat ihn, die Sauerstoffzufuhr und die Außenventile seines Skaphanders zu überprüfen.
    Lazzarri musterte die Manometer und nickte. »Alles dicht! Kann losgehen! Mal sehen, wie die Erde von oben aussieht.«
    Jansen betätigte den Schalter für die Luftentleerung der Schleuse.
    Lazzarri wurde es unbehaglich. Was kam jetzt?
    »Was geschieht mit der Luft, Genosse Jansen?« Er versuchte sich über seine Unsicherheit hinwegzusetzen. »Wird sie so, wie sie ist, in die Station zurückgepumpt oder erst regeneriert?«
    »Sie wird erst regeneriert.«
    »Und wie vermeidet man, daß eine Hülle verbrauchter Luft um den Körper entsteht? Die Schwerelosigkeit unterbindet doch die Luftbewegung. Außerdem wirkt doch die Massenanziehung des Körpers und bindet die verbrauchte Luft…«
    »Die Massenanziehung ist zu gering, und wenn man sich bewegt, dann sorgen sowohl das Beharrungsvermögen der Luft als auch vor allem die Wirbelbildung dafür, daß frische Luft an den Körper kommt. Dennoch könnte es zu Zonen verbrauchter Luft kommen – deshalb, um zu vermeiden, daß der lebende Organismus in verbrauchter Luft erstickt, wird die Luft künstlich bewegt.«
    Lazzarri hätte sich vor den Kopf geschlagen, wenn der Skaphander seine Arme nicht behindert hätte. »Daß man die einfachsten Sachen…«, brummte er verlegen.
    »Ja, hier draußen dringt man tiefer in das Wesen der irdischen Verhältnisse ein, sieht sie klarer, erkämpft sich das Leben durch bewußtes Auseinandersetzen mit den Naturgesetzen. Luft zum Beispiel hat viele Eigenscha…«
    Lazzarri horchte auf. Jansens Stimme wurde leiser – verstummte ganz! Wurde Jansen etwa ohnmächtig?
    Lazzarris Unsicherheit verschwand. Er reckte sich. Jetzt kam es auf ihn an. Jansen brauchte Hilfe!
    Er trat vor Jansen, packte dessen Skaphander an den Schultern, blickte in den Helm und stutzte. Jansens Gesicht war frisch und energisch wie zuvor, seine Lippen bewegten sich und verrieten, daß er weitersprach.
    Lazzarri erschauerte. Es war kein Wort zu hören. Gab es denn nichts Normales hier?
    Er fragte, brüllte. Seine eigene Stimme dröhnte in der Helmwölbung. »Jansen, Jaanseen!« Er deutete auf seine Ohren und hob die Schultern.
    Aber Jansen hatte schon begriffen. Er wies auf die Antenne und drehte die Hand.
    Lazzarri schaltete den Sprechfunk ein und rief erregt: »Hallo, hören Sie mich? Was ist?«
    »Nichts!« tönte es aus dem kleinen Lautsprecher. Unbeirrt, als hätten sie sich ungestört unterhalten, fuhr Jansen fort: »Luft hat viele Eigenschaften. Sie überträgt auch den Schall. Eine Schwingung der Luft, die sich fortsetzt. Wenn die Luft fehlt, fehlt auch der Schall.«
    Lazzarri biß sich auf die Lippen.
    »Aber ich hörte mich selbst doch sprechen«, sagte er schließlich.
    »Im luftgefüllten Skaphander! Draußen können Sie nur die Schwingungen hören, die Ihre Kopfknochen übertragen«, erwiderte Jansen, öffnete die Außentür der Schleuse und schwang sich hinaus.
    Es sah elegant aus, leicht wie ein Kinderspiel, doch Lazzarri quälte sich mühsam durch die Luke. Klebten seine Magnetsohlen erst an der Innenwand wie ein Anker, so vergaß er, als er sich um die Lukenkante herumziehen wollte, die

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