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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Lazzarri spürte, daß er ihn beobachtete. Da hieß es also, das widerwärtige Ziehen im Leib zu unterdrücken und sich nichts anmerken zu lassen! Dieses ewige »Fallen«… Ob er sich jemals an die Schwerelosigkeit gewöhnen würde? Wie hatte er sich über die Mätzchen amüsiert, die man im schwerelosen Raum machen konnte, als er davon in Reportagen las. Aber das Ziehen hatte er nicht gespürt, Maria Mater, er hätte diese Geschichten im fallenden Fahrstuhl lesen sollen.
    Jansen war mit dem Italiener zufrieden. Noch ein bißchen täppisch, das Baby, aber sonst hielt er sich gut. Der grüne Schimmer im Gesicht würde sich mit der Zeit noch geben, auch an die Schwerelosigkeit konnte man sich nahezu gewöhnen, dann legte sich die Übelkeit. Vorerst aber mußte Lazzarri die ganze Skala der Raumfahrtschrecken am eigenen Leibe durchmachen. In drei Tagen starteten sie, dann mußte er das Schlimmste hinter sich haben! Er würde ihn ziemlich hart herannehmen – aber das ließ sich nicht ändern.
    Lazzarri wandte sich um und studierte Jansens Handgriffe, löste ebenfalls den gläsernen Helm vom Leibriemen und bemühte sich mit eckigen Bewegungen, die Gelenke zu überlisten und den Helm überzustülpen. Jansen half nach. Schmatzend saugte sich der Helmrand auf die Dichtung; klickend rasteten die Sicherungen ein.
    Lazzarri musterte Jansen durch das Glas und grinste.
    Stahlsarg mit Käseglocke…
    Ein Gedanke schreckte ihn. Ultraviolette Strahlen!
    »Genosse Jansen, aber die Helme, kann man denn mit ihnen… Draußen ist doch Sonne!«
    »In der Tat, Regen gibt’s nur auf der Erde. Aber Sie brauchen sich nicht zu ängstigen, das Glas ist kein Glas. Es ist ein komplizierter Kunststoff. Dort, wo er von Sonnenstrahlen getroffen wird, wird er sofort blind und undurchlässig, sobald aber die Strahlung aufhört, wird er wieder durchsichtig.«
    »Und wie sieht man mit einer Mattscheibe vorm Gesicht?«
    »Gar nicht!« versicherte Jansen. »Die Schutzschirme verhindern, daß der Teil, durch den Sie sehen, von Sonnenstrahlen getroffen wird. Nur wenn Sie direkt in die Sonne blicken, wird auch diese Stelle undurchsichtig.«
    Lazzarri betrachtete die Schirme an Jansens Helm. Sie sahen aus wie Mützenschirme und umspannten die vordere Hälfte des Helmes sowohl oberhalb als auch unterhalb der Augen. Da sie aus demselben durchsichtigen Kunststoff waren, gestatteten sie, von der Sonne abgewandt, ein breites Blickfeld, während sie, der Sonne zugewandt, erblindeten und alle Strahlen von oben oder unten abschirmten.
    Jansen wandte sich der Luftschleuse zu und winkte Lazzarri heran. »Nehmen Sie eine Seiltrommel vom Halter!«
    Rings um den Schleuseneingang waren scheibenförmige Trommeln befestigt, aus deren seitlicher Öffnung ein Karabinerhaken hervorkam. Jansen zog eine von ihnen aus dem Klemmhalter und hakte sie in ein Schloß am Leibgurt.
    Lazzarri streckte den Arm aus, faßte eine Trommel und zog sie aus dem Halter. Er rutschte aber mit seinen klobigen Handschuhen ab, so daß ihm die Trommel entglitt. Instinktiv bückte er sich, um sie aufzufangen. Doch er griff in die Luft, hörte einen Knall am Helm, empfand einen Schlag und wurde zurückgestoßen. Glücklicherweise gaben ihm die Magnetsohlen genügend Halt. Als er sich aufrichtete, sah er die Trommel langsam durch den runden Raum nach oben schweben. Sie fiel ja hier nicht. Und er hatte sie auffangen wollen!
    Jansen eilte der Trommel nach, lief schräg an der gewölbten Wand hinauf und erreichte mit den Füßen die Decke. Als er kopfüber herunterhing, gelang es ihm, die Trommel einzufangen.
    »Festhalten müssen Sie schon, hier schwebt alles davon«, sagte er, als er Lazzarri die Trommel zurückgab.
    Lazzarri nickte verlegen. Die Finger ließen sich schlecht krümmen, wie sollte das nur werden, wenn er mit diesen Handschuhen arbeiten mußte!
    Jansen schien Lazzarris Gedanken zu erraten. »Wir hätten die Werkzeugstümpfe auf die Arme schrauben sollen. Mit den Greifern rutscht man nicht so leicht ab. Aber haken Sie schon die Öse ins Schloß! So, nun lassen Sie die Trommel los und nehmen Sie den Klotz!« Er wies auf einen der handgroßen Metallklötze, die neben den Trommeln angebracht waren.
    Mit festem Griff faßte Lazzarri in die Öse. Doch der Klotz rührte sich nicht. Er riß wütend, mit ganzer Kraft – doch der Klotz saß unverrückt.
    Jansen lächelte und zog den Klotz mit dem kleinen Finger ab. »Ja, gewußt wie, besser: gewußt so!« Er deutete auf einen schmalen Griff, den er

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