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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kinder noch du sollten so viel leiden… aber fürchte nicht, dass wir im Fegefeuer schmoren. Unser Herr Jesus Christus ist voller Liebe und Mitgefühl, und seine Barmherzigkeit ist so allumfassend, dass selbst meine gequälte Seele Ruhe und Frieden gefunden hat. Thomas, sorge dich nicht um uns. Uns geht es gut.«
    »Ich hätte dich nicht verlassen dürfen, Alice. Verzeih mir.«
    »Du hast zu Margaret gehalten«, sagte sie, »und das ist gut.«
    »Ich wünschte… «
    »Wünsche dir nichts, geliebter Thomas«, sagte sie und küsste ihn noch einmal auf die Wange, während sie ihm ihre Tochter abnahm. »Sondern handle. Denke daran, Liebe ist nicht Verdammnis, Thomas, sondern Erlösung.«
    Damit war sie verschwunden, der Turnierplatz verblasste, und nur noch Alice’ Worte hallten in Thomas’ Geist wider… Liebe ist nicht Verdammnis, Thomas, sondern Erlösung.

Kapitel Vierundzwanzig
     
    Am dritten Sonntag nach Ostern
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (1. Mai 1379)
     
    – MAIFEIERTAG –
     
     
     
    Der Tag der Krönung war angebrochen und London erstrahlte im Festtagsglanz. Der dritte Sonntag nach Ostern war auch der Maifeiertag, das traditionelle Volksfest, bei dem die Wiederkehr des Frühlings nach den langen dunklen Tagen des Winters gefeiert wurde. Überall im ganzen Land hatten junge Männer und Frauen die Nacht in den Wäldern verbracht und nach einem besonders gerade gewachsenen Baum gesucht, den sie als Maibaum fällen konnten… und sich den Leidenschaften hingegeben, welche die Jugend und der Frühling in ihnen zum Wallen brachte.
    Nun wurden die jungen Bäume, die man von ihren Ästen befreit hatte, in die Dörfer und auf die Marktplätze gebracht, wo sie von den Feiernden mit grünem Laub und farbigen Bändern geschmückt wurden, damit junge Frauen in Huldigung des Grünen Mannes, des alten heidnischen Gottes der Bäume und Wälder um den Maibaum tanzen konnten. Jahrhundertelang hatte die Kirche gegen die Maifeierlichkeiten gewettert und sie verboten, doch es hatte nichts genützt, und an diesem Tag konnte ihnen gleich gar nichts Einhalt gebieten.
    Denn der Maifeiertag des Jahres 1379 kennzeichnete nicht nur die Wiedergeburt der Natur, sondern auch die Krönung eines neuen Königs, des jugendlichen und gut aussehenden Richard. Der alte König war wie der Winter tot und begraben; nun hatte die Frühlingszeit der Jugend begonnen und ein neuer Anfang war gemacht.
    Diese Symbolik entging niemandem.
    Schon im ersten Morgengrauen waren die jungen Mädchen mit gelöstem Haar auf die Felder jenseits der Stadtmauern geeilt, um um die Maibäume zu tanzen. Die jungen Männer versammelten sich um sie, ihre Augen und Leiber erhitzt und trunken von dem Bier, das reichlich an Tischen und aus Fässern ausgeschenkt wurde. Eheleute waren ebenfalls anwesend, klatschten und lachten, während sich ihre Kinder – oft das Ergebnis früherer Maifeierlichkeiten – an ihre Röcke und Tuniken klammerten.
    Während die Sonne am Himmel hochstieg und ebenso heiß wurde wie die Begierde und die Lustbarkeiten auf der Erde, kehrten die Menschen nach London zurück, immer noch singend, lachend und tanzend. Dort versammelten sie sich in den Straßen und Gassen, als Richard zur Mittagszeit unter dem gewaltigen Läuten sämtlicher Kirchenglocken Londons in einer majestätischen Prozession vom Tower von London, durch die Cheapside, an St. Paul’s vorbei bis zum Strand hinunterschritt, wo er mit erhobenem Haupt Lancasters Bediensteten und Gefolgsleuten zulächelte und winkte, die sich aus den Fenstern des Savoy Palace lehnten und Bänder und Wimpel schwenkten.
    Richard schritt unter einem reich bestickten Baldachin von scharlachroter, blauer und goldener Farbe, der von den vier höchsten Adligen Englands getragen wurde. Johann von Gent, Herzog von Lancaster, trug die vordere, rechte Stange des Baldachins.
    Der zukünftige König war in prachtvolle Gewänder gehüllt – Pelze, Samt und Seide – und in den behandschuhten Händen trug er einen kleinen grünen Zweig, das Symbol des Frühlings und seiner Krönung. Er winkte und rief den ausgelassenen Menschen aufmunternde Worte zu, doch was er sagen mochte, ging im Geläut der Glocken und den begeisterten Rufen seiner Untertanen unter.
    Blütenblätter und farbige Bänder wirbelten durch die Luft und regneten auf den Zug der hohen adligen Ritter nieder, die Richard folgten.
    Hinter Richard liefen seine fünf Hunde: schlanke, hinterhältige Tiere, die nach dem Lärm und Tumult

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