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Tod auf der Fähre (German Edition)

Tod auf der Fähre (German Edition)

Titel: Tod auf der Fähre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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Kellner brachte den Kaffee. Ferrari trank genüsslich und mit jedem Schluck besserte sich seine Laune.
    «Sie wissen ganz genau, dass ich mich nicht um Sie als Assistenten gerissen habe. Sie sind ein sehr guter Polizist und Borer wird weiter an Ihrer Karriere basteln. Aber Sie und ich wissen, dass Ihr nächster grösserer Fauxpas das Ende Ihrer Laufbahn bedeutet. Ich will damit nur sagen, halten Sie sich zurück, mein Lieber. Seien Sie mit Ihren Äusserungen vorsichtig.»
    Er ass ein Croissant und bestellte nochmals einen Cappuccino.
    «Für Sie auch noch einen?»
    «Nein, danke», brummte Baer sichtlich schlecht gelaunt.
    «Bravo, jetzt sind Sie auch noch eingeschnappt. Das ist die beste Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit. Sie können es mir offen sagen, wenn Sie sich versetzen lassen wollen.»
    «Und dann? Habe ich überhaupt eine Wahl? Meinen wichtigsten Fall habe ich vermasselt und der Kommissär, dem ich zugeteilt wurde, will mich loswerden. Das wars dann wohl. Karriere futsch, oder?»
    «Ich will Sie keineswegs loswerden. Davon kann keine Rede sein. Ich will aber auch nicht Babysitter für einen übereifrigen Beamten spielen.»
    Der letzte Satz war Ferrari herausgerutscht. Er hätte sich dafür ohrfeigen können.
    «Ich habe verstanden, Chef. Bitte geben Sie mir Ihre Anweisungen. Sie werden keinen Augenblick bedauern, mit mir zusammenarbeiten zu müssen.»
    So gewinnst du keine Freunde, Francesco, ärgerte sich Ferrari. Da sein Assistent auf stur machte und ziemlich alles an Floskeln über die Lippen brachte, die der Situation angepasst waren, betrachtete er die Diskussion als beendet. Worte konnten manchmal tödlicher sein als Waffen. Er gab seinem jüngeren Kollegen einige Anweisungen und bestellte sich, nach Baers förmlichem Abgang, einen weiteren Cappuccino.
    Ferrari stellte die Fakten oder das, was er beiläufig aus der Presse und durch Monika über Frank Brehm wusste, zusammen. Brehm galt als die künstlerische Entdeckung der vergangenen Jahre schlechthin. Seine Mäzenin, die ihn entdeckt und die er dann auch geheiratet hatte, hiess Olivia Vischer. Nebst den Familien Merian, Sarasin, Burckhardt und einigen weiteren, die Ferrari nicht einfielen, gehörten die Vischers zu den alten Patrizierfamilien, die in Basel massgeblich die Fäden in den Händen hielten. Kein Anlass, kein Bankett, keine wichtige Veranstaltung konnte ohne diesen Basler «Daig» auskommen. Was für ein passendes Wort, schmunzelte Ferrari.
    Nach Anfangsschwierigkeiten, denn es war ungeheuerlich, dass ein hergelaufener Taugenichts vom Lande eine Vischer heiratete, wurde Frank Brehm in den wohlhabenden Kreisen aufgenommen. Die Lästerer, die in ihm einen Heiratsschwindler, einen Erbschleicher sahen, verstummten nach und nach. Olivia Vischer hatte sich durchgesetzt, nicht zuletzt dank der Unterstützung ihres Vaters, Albert Vischer. Er hielt die Mehrheit an einem der grossen Pharmakonzerne der Stadt und zählte damit zu den reichsten Männern der Schweiz. Ferrari hörte bereits den Staatsanwalt, der ihn zu sich zitieren würde. Er wusste, dass er sehr diskret zu ermitteln hatte. Und falls er etwas zu Tage fördern würde, das in der oberen Schicht für Unruhe sorgen könnte, würde er den Staatsanwalt umgehend informieren. Die Macht des Geldes sollte man nicht unterschätzen, das hatte Ferrari früh gelernt.
    Ferraris ungeliebtes Handy vibrierte. Es war Baer.
    «Was gibt es?»
    «Der Herr Staatsanwalt will Sie sprechen, Chef. Dringlichkeitsstufe eins!»
    «Ich bin in einer Viertelstunde da.»
    Der Kommissär bezahlte und verliess das Café. Er seufzte. Es war wärmer geworden, doch es regnete wieder. Mit hochgeschlagenem Kragen schlich sich Ferrari den Hauseingängen entlang. Der Regen verstärkte sich und artete ohne Vorwarnung zu einem Sommergewitter aus. Als er im Waaghof ankam, war er bis auf die Unterhose nass. Wahrscheinlich würde er sich eine Erkältung holen. Aber vielleicht immer noch besser, als sich mit der Hochfinanz anzulegen und einen mürrischen Staatsanwalt im Nacken zu spüren, der über jeden seiner Schritte genauestens informiert werden wollte. Und der notfalls eingreifen würde, falls er in ein Wespennest stechen würde. Ferrari trocknete sich mit einem Handtuch ab. Auf dem Weg zu seinem Vorgesetzten philosophierte er darüber, dass er sich an Tagen wie diesem unter der Bettdecke verkriechen sollte. Einfach gar nicht erst aufstehen. Das wäre mit Abstand das Beste.

4. Kapitel
    Staatsanwalt Jakob Borer lief

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