Tod aus dem Meer
und
schwamm. Wie seine blonden nassen Haare an seinem Kopf kleben würden, seine
großen braunen Augen sie freundlich dazu auffordern zu ihm zu kommen. Grade als
sie sich vorstellte wie sie und er im Meer schwimmen würden rüttelte Emily an
ihrer Schulter. Verwirrt schaute Dascha sie an. „Was denn? Ich war grad so schön
am Träumen“, sagte sie vorwurfsvoll, doch Emily gab ihr ein Zeichen leise zu
sein und zu lauschen. Erst hörte Dascha gar nichts. Doch dann hörte auch sie,
was Emily hörte; Gesang. Leiser, sanfter Gesang. „Was ist das? Das sind
auf keinen Fall die Jungs und sonst war hier doch keiner?“, flüsterte Emily.
Dascha schaute sich um. Der Strand war leer. „Wo sind die Jungs?“ „Die sind
dort nach rechts hinter die Klippen da“, klärte Emily sie auf. Beide starrten
gebannt die Klippen an, die den Strand an der Stelle unterbrachen und eine Art
Mauer bildeten, die den Strand dahinter vor neugierigen Blicken abschirmte.
Dieser Teil des Strandes war der beliebteste Ort für Pärchen des Internats, um
dort romantische, oder auch nicht so romantische Stunden, nachts am Meer zu
verbringen. Der Gesang kam eindeutig von dort. Nervös machte sich Dascha noch
eine Zigarette an. „Was ist denn da los?“, fragte sie, genervt davon, dass sie
nichts sehen konnte. „Wollen wir hingehen und …“, Emily wurde davon
unterbrochen, dass der Gesang schlagartig verstummte und in Geschrei der Jungs
überging. Emily lies vor Schreck ihr Bier fallen, die Flasche zersprang
klirrend am Boden und die Scherben flogen in alle Richtungen. Dascha
verschluckte Rauch und bekam einen Hustanfall. Erschrocken schauten sich die
Mädchen an. Das Geschrei der Jungs wurde leiser, sie hörten lautes Plätschern
und nur noch erstickte und gurgelnde schreie. Wie erstarrt hielten sich die
Mädchen einander fest, bis schlagartig stille einkehrte. Emily brach das
Schweigen zuerst. „Wir … wir müssen schauen gehen“, stotterte sie. Dascha
zitterte. „Ich hab aber Angst …“, gab sie mit brüchiger Stimme zu. „Aber wir
müssen, vielleicht brauchen die beiden Hilfe!“, sagte Emily bestimmt, dann zog
sie Dascha am Handgelenk hinter sich her. Sie kletterten vom Wrack herunter.
Die Galionsfigur, eine Meerjungfrau, glänzte matt im Mondlicht. Vorsichtig
huschten die Mädchen über den Strand und blieben vor der Klippe stehen. Außer
dem Wind, dem Knattern der Segelfetzen und des Wracks, dem flattern ihrer
Kleidung und dem Rauschen des Meeres herrschte Stille. Die Mädchen schauten
sich an, dann kletterten sie vorsichtig die Klippe herauf und schauten auf das
kleine Stück Strand. Bis auf ein Paar Federn schien er leer zu sein, von den
Jungs war nichts zu sehen. Als Emily heruntersteigen wollte, hielt Dascha sie
fest. „Da ist doch nix … komm wir hauen ab“, wollte sie ihre Freundin zur
Umkehr überzeugen. Doch Emily riss sich los. „Dascha, ich MUSS schauen, ob da
nicht doch etwas ist“, entgegnete sie und stieg herab. Dascha blieb ängstlich
oben und beobachtete ihre Freundin. Diese schaute sich langsam und vorsichtig
um. Als sie sich den Federn nähern wollte, sag Dascha eine Bewegung am anderen
Ende des kleinen Strandabschnitts. „Marc? Phillip?“, rief sie und wollte nun
doch zu ihrer Freundin, um eventuell zur Hilfe eilen zu können. Auch Emily
schaute jetzt zum anderen Ende des Strandabschnittes. Die Mädchen nahmen sich
an der Hand und wollten dorthin gehen, wo die Bewegung herkam. Ihre Herzen
schlugen so laut, dass sie Angst hatten, jemand, - oder etwas, könnte sie
hören. Als Emily ansetzte und nach den Jungs rufen wollte, schnellte ein
Schatten hervor und kreischte schrill. Ein langgezogenes, unangenehm hohes
Kreischen. Die Mädchen fielen fast hintenüber vor Schreck, doch dann entfaltete
der kreischende Schatten auch noch große, weite Flügel wie die eines Vogels und
Federn flogen nach allen Seiten. Kreischend drehten die Mädchen um, kletterten
die Klippe wieder zurück, egal ob sie stürzten oder nicht. Zerkratzt und
panisch rannten sie schreiend den Strand entlang, zurück zum Internat, ohne
sich umzudrehen.
Der Internatsleiter musterte die
beiden mit vorwurfsvollem Blick. Sie standen auf dem Gang vor seinem Büro, ein
paar neugierige Schüler um sich herum. „Aber wenn wir es ihnen doch sagen! Das
komische Vogelding hat Marc und Phillip ertränkt, gefressen, keine Ahnung
was!“, sagte Emily aufgeregt. Der Internatsleiter trat an die beiden heran und
verzog dann das Gesicht. „, Emily und Dascha,
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