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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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hatte. »Wie Sie feststellen werden«, sagte er, »ist jede Zahl die Summe der Zahlen, die ihr in der Reihe darüber am nächsten stehen. Das Pascalsche Dreieck ist mehr als ein hübsches Muster. Es versinnbildlicht …« Er fesselte sie. Die Gesichter waren verzückt. Das Seminar ging fabelhaft mit.
    Cornut nahm den Zeigestock mit der Elfenbeinspitze, der zwischen dem sonstigen zeremoniellen Schreibtischzubehör eines Professors – Papierschneider, Schere, Bleistiften – auf seinem Katheder lag und erklärte, mit jeder nur menschenmöglichen audio-visuellen Unterstützung, drei Millionen Fernsehteilnehmern die Verwandtschaft zwischen dem Pascalschen Dreieck und dem Binomischen Lehrsatz.
     
    Jede Linie in Cornuts Gesicht, jedes Wort, jede tänzerische Pose oder lebende Zahl, die auf dem Monitor hinter ihm erschien, wurde von den Linsen der Kameras eingefangen, in Hochfrequenzwellen umgesetzt und eilte in die Welt hinaus.
    Cornut hatte über hundert leibhaftige Zuschauer – die Creme der Creme; die Auserwählten, die persönlich in der Universität anwesend sein durften –, aber die Zahl seiner Zuschauer betrug insgesamt drei Millionen. Im Sendeturm in Port Monmouth beobachtete der leitende Fernsehingenieur namens Sam Gensel aufmerksam, wie Elektronen die Zeichen auf Nabelhöhe der fünf Mädchen in der vierten Reihe des Pascalschen Dreiecks einblendeten: p 4 +4p 3 q+6p 2 q 2 +4pq 3 +q 4 .
    Er interessierte sich nicht für die erstaunliche Tatsache, daß die Multiplikatoren der fünf Summanden in der vierten Potenz von p+q1,4,6,4,1 waren genau die Zahlen in der vierten Reihe des Dreiecks –, aber es machte ihm viel aus, daß das Bild etwas verschwommen war. Er drehte an einem Regulator, schimpfte, drehte zurück, schaltete einen Wechselstromkreis zu und wurde mit einem schärferen, deutlicheren Bild belohnt. Während der Sendung fiel eine Röhre aus. Er nahm den Telefonhörer und rief das Reparatur-Team an.
    Das schärfere, deutlichere Bild wurde zum nahesten Fernsehsatelliten gestrahlt und zur Erde zurückgeworfen. Auf dem Sandy-Hook-Texas blieb ein Junge namens Roger Hoskins, der stark nach Fisch roch, in der Tür seines Zimmers stehen, um zuzuschauen. Er machte sich nichts aus Mathematik, aber er war ein treuer Zuschauer; in dem Seminar saß seine Schwester, und Mami war immer dankbar dafür, wenn er ihr erzählen konnte, daß er einen Blick von ihrer überaus glücklichen, überaus außergewöhnlichen Tochter erhascht hatte. In einem Hort drunten in Manhattan mampften drei Knirpse fieberhaft Kekse und schauten zu; die geplagte Kindergärtnerin hatte entdeckt, daß die sich bewegenden Farben sie stillhielten. Im zwanzigsten Stock einer Mietskaserne auf Staten Island saß ein Monocar-Fahrer namens Frank Moran vor seinem Fernseher, während Cornut Pascals These zusammenfaßte. Moran hatte nicht viel davon. Er war gerade von der Nachtschicht nach Hause gekommen. Und schlief.
    Es gab viele zufällige oder uninteressierte Zuschauer. Aber es gab mehr, es gab Tausende, ja unzählige Hunderttausende, die die Vorgänge gefesselt verfolgten.
    Denn Bildung war schließlich etwas Kostbares.
    Die Dreißigtausend an der Universität waren die Glücklichen; sie hatten die von Jahr zu Jahr schwereren Examen bestanden. Nicht einmal einer von tausend bestand dieses Examen; es war nicht nur eine Frage der Intelligenz, sondern auch der Begabung, aus der Universitätserziehung etwas Fruchtbares zu machen – gesellschaftlich gesprochen. Denn die Welt mußte arbeiten. Die Welt war zu groß, um faul zu sein. Das Land, das früher drei Milliarden Menschen ernährt hatte, mußte jetzt zwölf Milliarden ernähren.
    Cornuts Fernsehpublikum konnte, wenn es wollte, Prüfungen ablegen und Noten erhalten. Dafür war Sticky Dick da; er zensierte elektronisch die Arbeiten, lieferte die Durchschnittsleistung und überreichte Studenten Diplome, die kein Professor je zu Gesicht bekam. Fast immer führten die Noten zu nichts. Aber für diejenigen, die in der traurigen Tretmühle der Produktion oder der noch traurigeren der Dienstleistungen eingespannt waren, war die Hoffnung wichtig. Da war zum Beispiel ein junger Mann namens Max Steck, der schon einen kleinen Beitrag zur Theorie der Matrizenringe geliefert hatte. Aber das genügte nicht. Sticky Dick sagte, es rechtfertige noch keine Mathematikkarriere. Er wurde als Sexautor eingespannt, denn Sticky Dicks Analysatoren hatten festgestellt, daß er schmutzige Gedanken hatte und kreativ war. Es gab

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