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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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nur … Aber es war knapp!«
    Knapp … Um ein Haar hätte er sich vor seinem Seminar und vor dem Fernsehpublikum die Halsschlagader durchgeschnitten. Der Mörder in seinem Kopf wurde stärker und selbstsicherer, denn er scheute nicht einmal mehr das Tageslicht.
     

 
4.
     
    Cornut war jetzt buchstäblich ein gezeichneter Mann. Er hatte einen sauberen, weißen, sterilen Verband um den Hals, und die Ärzte hatten ihm heiter versichert, daß, wenn der Verband abgenommen werde, eine hübsche Narbe zurückbleibe. Sie hatten ihn gebeten, sich bei ihnen einer gründlichen psycho-medizinischen Untersuchung zu unterziehen. Er sagte nein. Sie sagten: »Möchten Sie lieber tot sein?« Er sagte, er werde nicht sterben. Sie sagten: »Wie können Sie dessen sicher sein?« Aber in der Klinik ließ sich, wie es sich herausstellte, erst in ein paar Stunden eine solche Untersuchung durchführen, und er kämpfte sich den Weg ins Freie. Er war wütend auf die Ärzte, weil sie ihn belästigt hatten, auf sich selbst, weil er so ein Narr gewesen war, auf Egerd, weil er das Blut gestillt hatte, auf Locille, weil sie es gesehen hatte … seine Geduld mit der Welt war erschöpft.
    Cornut stapfte wie ein Zugpferd mit Scheuklappen zur Turnhalle im Mathe-Turm, ohne nach links oder rechts zu sehen, obwohl er wußte, daß er beobachtet wurde. Augen. Jeder auf dem Campus richtete die Augen auf ihn und flüsterte. Er fand einen Studenten, der einigermaßen gewillt war, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern (der Junge schaute nur bedenklich zu, wie Cornut sich ein Florett aussuchte, aber ein flüchtiger Blick von Cornut verwandelte sein Gesicht in undurchsichtigen Stein), und sie fochten eine ungestüme halbe Stunde. Die Ärzte hatten Cornut gesagt, er solle sich unbedingt ausruhen. Keuchend und mit schmerzenden Muskeln kehrte er deshalb in sein Zimmer zurück.
    Er verbrachte einen langen, grüblerischen Nachmittag auf dem Bett liegend und die Decke anstarrend, aber es führte zu nichts. Die ganze Sache war einfach zu irritierend, um erträglich zu sein.
    Ärzte hin oder her – um Viertel vor fünf zog er ein frisches Hemd an, um seine Verabredung beim Fakultätstee einzuhalten. Der Tee war eine Art offizieller Abschied für die Teilnehmer an der Expedition. Die Anwesenheit war obligatorisch, besonders für diejenigen wie Cornut, die die Reise mitmachen sollten; aber das war nicht der Grund, warum er hinging. Er hielt es für die letzte günstige Gelegenheit, von der Liste gestrichen zu werden.
    Dreihundert Personen waren in dem riesigen Kuppelsaal anwesend. Die Universität nahm auffällig viel Platz in Anspruch; das war eine Tradition, wie die Bleistiftrandbemerkungen in allen Büchern der Bibliothek. Jeder der dreihundert warf Cornut einen schnellen Blick zu, als er hereinkam, und wandte ihn dann ab – einige mit unterdrücktem Lachen, einige mit Sympathie, die schlimmsten mit unnatürlicher Ausdruckslosigkeit. Soweit der Tratsch. Zum Teufel mit ihnen, dachte Cornut bitter, man könnte meinen, daß bisher noch kein Professor einen Selbstmordversuch gemacht hätte. Er konnte nicht umhin, manche Fetzen des Geflüsters aufzufangen.
    »Und das ist schon das siebte Mal. Weil er so verzweifelt gern Dekan werden möchte, aber der alte Carl tritt nicht zurück!«
    »Esmeralda! Du weißt genau, daß du dir das aus den Fingern saugst!«
    Mit hochrotem Kopf schritt Cornut rasch an der kleinen Gruppe vorbei. Er ging wie auf glühenden Kohlen; jeder Schritt schien ihn zu rösten. Aber es gab auch andere Dinge, über die man beim Tee klatschen konnte, und manche der aufgefangenen Gesprächsfetzen betrafen überhaupt nicht ihn.
    »… und wir sollen mit einem vierzehn Jahre alten Trevatron auskommen. Wissen Sie, was die Chinesen haben? Sechs funkelnagelneue. Und dazu Münzsilber für die Spulen!«
    »Tja, aber die sind ja auch zwei Milliarden. Pro Kopf macht das also …«
    Cornut blieb mitten in der trinkenden, essenden, redenden, wogenden Menschenmenge stehen und hielt nach Master Carl Ausschau. Als er ihn erblickte, machte der Dekan gerade einer seltsam aussehenden, betagten Gestalt seine Aufwartungen – St. Cyr, Präsident der Universität. Cornut war verblüfft. St. Cyr war ein alter und allem Anschein nach kranker Mann, der sich nur selten bei einem Fakultätstee sehen ließ. Immerhin war das hier ein besonderer – und auf alle Fälle könnte es ihm dadurch wesentlich leichter gelingen, von der Liste gestrichen zu werden.
    Cornut

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