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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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diejenigen, die in der traurigen Tretmühle der Produktion oder der noch traurigeren der Dienstleistungen eingespannt waren, war die Hoffnung wichtig. Da war zum Beispiel ein junger Mann namens Max Steck, der schon einen kleinen Beitrag zur Theorie der Matrizenringe geliefert hatte. Aber das genügte nicht. Sticky Dick sagte, es rechtfertige noch keine Mathematikkarriere. Er wurde als Sexautor eingespannt, denn Sticky Dicks Analysatoren hatten festgestellt, daß er schmutzige Gedanken hatte und kreativ war. Es gab Tausende von Max Stecks.
    Da war noch Charles Bingham. Er arbeitete an den Reaktoren des Kraftwerks in der 14. Straße. Mathematik hätte ihm auf die Dauer vielleicht helfen können, Aufsichtsingenieur zu werden. Vielleicht auch nicht – denn die Kandidaten für diesen Job standen schon Schlange. Und es gab eine halbe Million Charles Binghams.
    Sue-Ann Flood war die Tochter eines Farmers. Ihr Vater flog einen Hubschrauber, glitt säend, spritzend, düngend über die gepflügten Felder, und er wußte, daß die Zeit, die sie mit Studien auf College-Niveau verbrachte, ihr keine Universitätszulassung einbringen würde. Sue-Ann wußte das auch; Sticky Dick maß Fähigkeiten und Begabungen, keine Kenntnisse. Aber sie war erst vierzehn Jahre alt. Und sie hoffte. Es gab über zwei Millionen Sue-Anns, aber jede einzelne von ihnen wußte, daß all die anderen enttäuscht werden würden.
    Diese Millionen von ihnen waren das unsichtbare Publikum, das Master Cornuts winziges Bild auf dem Kathodenschirm betrachtete. Aber es gab noch andere. Einer schaute von Bogota zu und ein anderer von Buenos Aires. Einer in Saskatchewan sagte: »Heute morgen hast du versagt«, und ein anderer, der hoch über den Rocky Mountains flog, sagte: »Können wir es jetzt nicht an ihm ausprobieren?« Und einer, der keine Viertelmeile von Cornut selbst auf unglaublich weichen Kissen vor seinem Fernseher lag, sagte: »Der Versuch lohnt sich. Dieser verfluchte Kerl geht mir auf die Nerven.«
     
    Es war nicht gerade die leichteste Aufgabe, die einem Menschen gestellt werden konnte, die Verwandtschaft zwischen dem Pascalschen Dreieck und dem Binomischen Lehrsatz zu erklären, aber Cornut gelang es. Master Carls kleine mnemotechnischen Lieder halfen ihm dabei, aber was ihm am meisten half, war die unbändige Freude, die Cornut dabei empfand. Es war schließlich sein Leben. Während er das Seminar leitete, fühlte er wieder das Wunder von einst, als er selbst in einem solchen Seminar gesessen hatte. Er hörte kaum das Summen des Auditoriums, als er seinen Zeigestock hinlegte, um zu gestikulieren, und ihn wieder blindlings nahm, ohne seinen Vortrag zu unterbrechen. Mathematik zu lehren war für ihn ein Art Hypnose, eine intensive, aufwühlende Versenkung, die ihn seit seinem ersten Mathematikseminar ergriffen hatte. Das war es, was Sticky Dick gemessen hatte, und das war es, warum Cornut bereits mit dreißig ordentlicher Professor war. Es war schon ein Wunder, daß so etwas Merkwürdiges wie eine Zahl überhaupt existierte, ein Wunder, das es nur mit dem noch größeren Wunder aufnehmen konnte, das Zahlen vollbrachten, indem sie sich so gehorsam dem Werk der Menschheit fügten.
    Das Seminar summte und flüsterte.
    Daß sie mehr als sonst flüsterten, erreichte ihn nebelhaft.
    Er sah geistesabwesend auf. Es juckte ihn am Ansatz seines Halses. Er kratzte sich mit der Spitze des Zeigestocks, halb abgelenkt von dem Beweis, den er gerade erbringen wollte. Aber die visuellen Hilfsmittel auf dem Bildschirm waren so synchronisiert, daß er nicht stocken durfte; er nahm den Faden seiner Vorlesung wieder auf; er vergaß Jucken und Summen … Dann stockte er wieder.
    Etwas stimmte nicht. Das Seminar summte lauter. Die Studenten in der ersten Reihe starrten ihn mit einem unvergleichlichen, noch nie dagewesenen Ausdruck an. Das Jucken kehrte unwiderstehlich zurück. Er kratzte sich; es juckte immer noch; er stocherte mit dem Zeigestock an seinem Hals herum.
    »Nein. Nicht mit dem Zeigestock. Komisch«, dachte er, denn der Zeigestock lag auf seinem Katheder.
    Plötzlich tat ihm der Hals schrecklich weh.
    »Master Cornut, hören Sie auf!« schrie jemand … ein Mädchen. Nur langsam erkannte er die Stimme, Locilles Stimme, während sie aufsprang und die Hälfte des Seminars mit ihr. Sein Hals war ein stechender, brennender Schmerz. Ein warmer Faden rann ihm über die Brust – Blut! Aus seinem Hals. Er starrte das Ding in seiner Hand an, und es war gar nicht der

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