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Tod für Don Juan

Tod für Don Juan

Titel: Tod für Don Juan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Spurensicherung
—»
    «Schade ums Geld.»
    «Das sagt Sergeant Lewis auch.»
    «Guter Mann.»
    «Vorzüglicher Mann.»
    «Aber nicht so clever wie diese
Roscoe.»
    «Dazu gehört auch einiges.»
    «So was wie sie könnten wir bei
der Kriminalpolizei gut gebrauchen.»
    «Machen Sie sich keine
Hoffnungen, Sir. Sie war gestern zu einer gründlichen Untersuchung. Dort hat
man ihr nicht mal mehr vierzehn Tage gegeben.»
    «Ein Arzt, der seinen Patienten
sagt, wann sie sterben müssen, ist ein verdammter Trottel.»
    «Dieser hier nicht», sagte
Morse leise und traurig.
    «Was meinen Sie, ob Sie das
Kleinod zurückbekommen?»
    «Ich will es hoffen, Sir. Aber sie leider nicht.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Ihr Kleinod, Sir. Ihre Tochter
bekommen Mr. und Mrs. Aldrich nie zurück.»
    Vielleicht, dachte Morse, sehe
ich jetzt schon Gespenster. Es kam ihm fast vor, als wären Strange die Augen
feucht geworden. Genau erkennen aber konnte er es nicht, weil Strange unvermittelt
auf den abgetretenen Teppich heruntersah. Und dann hatte er es plötzlich sehr
eilig, zu seiner Verabredung mit dem Chief Constable zu kommen.
     
     
     

60
     
    Epilog
     
    Accipe
fraterno multum manantia fletu,
    Atque
in perpetuum, frater, ave atque vale
    (Catullus, Poem C1)
     
    Eine Woche nach seiner
Besprechung mit Strange fuhr Morse mit dem Bus von North Oxford zum Cornmarket.
Er hatte es geschafft, zwei ganze Tage Urlaub zu machen, hatte noch einmal Bleak
House gelesen, den Parsifal gehört (zweimal) — und danach (auch wenn
er das nie zugegeben hätte) hatte er angefangen, sich ziemlich zu langweilen.
    Heute allerdings nicht.
    Beim Abschied von Sheila
Williams in der vergangenen Woche hatte er ein zweites Rendezvous
vorgeschlagen. Er sei nämlich, hatte er ihr versichert, ein durchaus
umgänglicher Typ, es wäre sicher nett für sie beide, sich mal wieder
zusammenzusetzen. Vielleicht zum Essen? In der Greek Tavern in
Summertown? Woraufhin Ort und Zeit genau festgelegt worden waren: zwölf Uhr (mittags) in der Halle (der Halle) des Randolph. Wo sonst?
    Wie üblich bei privaten
Verabredungen war er zehn Minuten vor der Zeit da, unterhielt sich eine Weile
mit Roy, dem bebrillten Chefportier, und gratulierte ihm zur Verleihung der
British Empire Medal. Eine Viertelstunde später ging er die Stufen hinunter zur
Straße, wo er mehrere Minuten unbeweglich stehenblieb. Als er sich um 12.20
dabei ertappte, daß er ungefähr dreimal pro Minute auf die Armbanduhr sah, ging
er wieder in die Halle und stand dort etwas hilflos herum. Um 12.25 fragte er
den Portier, ob jemand eine Nachricht für ihn hinterlassen habe. Nein. Um 12.30
ließ er alle Hoffnung fahren und beschloß, seine Enttäuschung in der Chapters
Bar zu ertränken.
    Von der Tür aus warf er einen
Blick in den Raum — und blieb stehen. An der Theke, ein großes leeres Glas in
der linken Hand, den rechten Arm um die Schulter eines jüngeren Menschen mit
Bart geschlungen, saß Sheila Williams, die schwarz-bestrumpften Beine
aufreizend übereinandergeschlagen, ihr Körper dem ihres Begleiters aufregend
nah.
    «Wenn du unbedingt willst...»
hörte Morse sie sagen, während sie ihr Glas über die Theke schob. «Einen großen
Gin bitte, ohne Eis, halbes Glas Tonic Light.»
    Morse überrollte eine Welle
ganz unvernünftiger und ohnmächtiger Eifersucht, gegen die er nichts tun
konnte. Tief geknickt ging er zurück in die Halle, schrieb eine kurze
Mitteilung (Bedaure sehr, unaufschiebbare Dienstgeschäfte...) und bat den
Portier, sie nach fünf Minuten in der Bar einer Mrs. Williams, einer Mrs. Sheila Williams, auszuhändigen.
    Roy nickte. Er war jetzt seit
fünfundvierzig Jahren im Haus — eben deshalb hatte er ja auch von der Queen
diesen Orden bekommen — und hatte eigentlich für fast alles Verständnis.
    Morse ging rasch über die
Broad, vorbei am King’s Arms, dem Holywell Music Room und der
Hinterseite des New College, wandte sich an der Longwall Street nach links und
betrat zweihundert Meter danach durch die hölzerne Pforte den Holywell
Cemetery. Er hatte — sehr viel schneller als Ashenden — das Grab ausfindig
gemacht und griff nach dem Umschlag, der hinter dem gedrungenen Kreuz lag. Er
enthielt eine Briefkarte, auf der vier Zeilen in Ashendens kleiner, sauberer
Schrift standen. Morse legte den Umschlag wieder an seinen Platz und ging
langsam über die Holywell Street zurück zum King’s Arms , wo er (wie
seinerzeit Ashenden) eine Halbe Flowers Bitter bestellte. Er ertappte sich
dabei,

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