Tod im Netz: Kriminalroman (Oldenburg-Krimi) (German Edition)
Kriminalpolizei und müssen mit Ihnen sprechen. Es geht um Ihre Tochter Elena.« Die Tür des Gartenzauns summte, und die Polizeibeamten gingen zur Haustür.
» Ich bin Kriminalkommissarin Eicken. Das ist mein Kollege Kriminalhauptkommissar Schweigert.«
Johanna Wagner bat die beiden Beamten herein und schloss die Tür hintern ihnen. Trotz ihrer blassen Gesichtsfarbe und der grauen Haare konnte man erahnen, wie schön die Frau einmal gewesen sein musste. Die Krähenfüße an ihren Augen machten sie nicht älter, sondern interessanter. Ihre dunklen Augen verrieten die Sorge einer liebenden Mutter.
» Was ist los? Haben Sie Elena gefunden?«
» Frau Wagner, ist Ihr Mann auch zu Hause?« In dem Augenblick kam ein schlaksiger Mann um die 50 Jahre aus dem Wohnzimmer, bekleidet mit einer eleganten Stoffhose und einer nicht minder feinen weißen Strickjacke, und begrüßte die Beamten mit Handschlag.
» Ich bin Oberstudiendirektor Wagner. Edgar Wagner. Sie sind von der Kripo?«
» Ja.«
» Bitte kommen Sie doch ins Wohnzimmer, ich hoffe, unsere Älteste hat nichts ausgefressen?«, lachte er. Scheinbar unterschätzte er die Lage, im Gegensatz zu seiner Frau.
» Nun sagen Sie schon, was los ist.«
Im Wohnzimmer angekommen, bat Lisbeth :
» Wollen Sie sich nicht lieber setzen?«
Elena Wagner hielt sich nach einem kurzen Aufschrei die Hand vor den Mund, als hätte Lisbeth Eicken die Nachricht schon ausgesprochen.
» Herr und Frau Wagner, Ihre Tochter Elena ist tot. Es tut uns leid.«
» Nein!«, schrie Frau Wagner, »das ist unmöglich, das muss eine Verwechslung sein. Vorgestern war sie doch noch…«, Johanna Wagner schien sich selbst mäßigen zu wollen, »…wer hat Elena identifiziert?« Bei der Frage brach ihr fast die Stimme weg.
» Irina Stojkov, ihre Mitbewohnerin.«
» Ja, ja, schon gut, ich weiß, wer diese Person ist«, zischte Edgar Wagner und übertönte mit seiner sonoren Stimme das Wimmern seiner Frau.
» Wie ist sie gestorben?«
» Sie wurde vermutlich stranguliert. Wir gehen davon aus, dass ein Verbrechen vorliegt«, übernahm Paul Schweigert das Gespräch, während Lisbeth Eicken mit Frau Wagner in die Küche ging.
Edgar Wagner goss sich einen Scotch ein und leerte ihn in einem Zug.
»Wollen Sie auch einen?«
» Nein, danke.«
» Wo hat man sie gefunden?«
» Im Schlosspark hinter der Akademie in Rastede.«
» In dem Wald. Was hat sie denn da gemacht?«
» Das wissen wir noch nicht. Herr Wagner, Ihre Tochter hat studiert?«
» Ja, Jura, seit einem Jahr. Sie hätte auch hier wohnen bleiben können. Ihr großes Zimmer hat sie noch, aber sie wollte unbedingt in die WG ziehen, zu dieser Russin. Ich habe gleich gesagt, das ist ein Fehler. Heute Morgen rief sie an und meinte, Elena wäre nachts nicht in die WG zurückgekommen. Normalerweise sagt sie dann immer Bescheid. Daraufhin haben wir unseren Sohn Jens angerufen, der einen guten Draht zu ihr hat. Er wusste auch nichts von ihr. Wann ist sie gestorben?«
» Vermutlich in der letzten Nacht.«
Edgar Wagner holte tief Luft und rieb sich mit der rechten Hand über die Stirn. Er rang um seine Fassung.
»Herr Wagner, ich möchte jetzt nicht pietätlos klingen, aber gab es irgendwelche Anzeichen, Unregelmäßigkeiten oder Drohungen gegen Ihre Tochter?«
» Was?«, empörte sich der Oberstudiendirektor. «Wovon sprechen Sie? Wer sollte meiner Tochter drohen? Sie war beliebt bei den Studenten, hatte viele Freundinnen…«
» Hatte sie einen festen Freund?«
» Ja, Alexander, von dem hat sie sich aber vor zwei Monaten getrennt. Der Stress an der Uni machte ihr ganz schön zu schaffen. Sie schien in den letzten Monaten verunsichert zu sein, glaubte, dass sie das Studium vielleicht nicht schaffen könnte.«
» Das war aber nicht der Grund für die Trennung, oder?«
» Das weiß ich gar nicht so genau. Fragen Sie am besten meinen Sohn. Er ist nicht nur ihr Bruder, sondern auch ihr bester Freund. Wenn sie es einem erzählt hat, dann ihm.« Paul Schweigert griff sich seinen Notizblock.
» Wie heißt er und wo wohnt er?«
» Jens Wagner, Masurenstraße 14, hier in Oldenburg, ist nicht weit weg. Er steht kurz vor seinem Betriebswirtschaftslehre-Diplom.«
» Danke, Herr Wagner.«
» Ich würde jetzt gerne allein sein und mich um meine Frau kümmern.«
Kriminalhauptkommissar Schweigert fuhr seine Kollegin nach Hause, um sich danach auf den Weg nach Friesland zu seiner Familie zu machen. In den nächsten Tagen würde genug Arbeit auf ihn
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