Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
in dieser Sache. Doch er hatte eine Schwäche. Kurz gesagt, er war ein geiler Bock. Er hat dir einen unsittlichen Antrag gemacht, nicht wahr, Orla?«
    Die Frau des Tanist lief rot an.
    »Ich kann mich selber wehren«, murmelte sie, »beson ders gegen so einen Mann.«
    »Das konntest du wirklich. Einmal hast du ihn geschlagen.«
    »Ich habe es ihm gezeigt«, sagte Orla leise. »Er hat mich nicht berührt. Er machte nur einen unzüchtigen Vorschlag. Das hat er schnell bereut. Er hat seine Lektion gelernt.«
    »Nein, das hat er nicht«, widersprach ihr Fidelma. »Er war ein unbelehrbarer Wüstling. Ihn verlangte es noch nach jemand anderem. Diese andere schlug ihn nicht nur, sondern schüttete ihm Wein ins Gesicht. Du erinnerst dich, Orla, daß ich dich fragte, ob du Solin mit Wein begossen hättest?«
    Orla blieb mißtrauisch.
    »Ich sagte dir, nein, ich hab’s nicht getan.«
    »Stimmt. Es gibt nämlich noch eine andere hübsche Frau im
rath,
nicht wahr, Murgal? Diese Frau besitzt übrigens eine gewisse Ähnlichkeit mit Orla und ist ebenfalls groß und eine imponierende Erscheinung.«
    Der Druide bemühte sich, ihren Gedankengängen zu folgen.
    »Du mußtest feststellen, daß sie für deine eigenen Bemühungen auch nicht empfänglich war, nicht wahr? Auf dem Fest schlug dir die Apothekerin Marga ins Gesicht.«
    Murgal blinzelte verlegen.
    »Das hat ja jeder gesehen«, murmelte er gekränkt. »Wes halb sollte ich das leugnen? Aber ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    Fidelma wandte sich nun Marga zu. Im Gesicht der Apothekerin spiegelten sich die verschiedensten Emotionen wider.
    »Bruder Solin hat dir nicht nur einen unzüchtigen Antrag gemacht – er kam in deine Wohnung und versuchte sich dir gewaltsam zu nähern.«
    Marga hob trotzig das Kinn.
    »Ich begoß ihn mit Wein, um seine Hitze abzukühlen. Ich schlug ihm ins Gesicht. Getötet habe ich den Mann nicht.«
    »Aber er hat dir nachgestellt, Marga«, beharrte Fidelma ruhig. »Und das war der Grund, weshalb Bruder Solin ermordet wurde.«
    Plötzlich herrschte eine Stille in der Halle, die nur vom schluchzenden Leugnen der Apothekerin unterbrochen wurde. Alle starrten Marga an. Cruinn eilte herbei und nahm sie in den Arm.
    »Willst du damit sagen, daß Marga Solin umgebracht hat?« keuchte Murgal.
    »Nein«, erwiderte Fidelma sofort. »Ich habe nur erklärt, daß Solins Angriff auf Marga das auslösende Moment für seine Ermordung war.«
    »Behauptest du jetzt auch, daß es nicht Orla, sondern Marga war, die du am Pferdestall gesehen hast?« wollte Colla wissen.
    Fidelma verneinte mit einem Kopfschütteln.
    »Es war jemand, der genauso aussieht wie Orla, und das hat mich irregeführt. Die Gestalt trug einen Mantel mit Kapuze, so daß ich nur den oberen Teil des Gesichts sah, als das Licht darauf fiel.«
    Sie schaute Laisre an.
    »Erst als ich gestern abend den oberen Teil deines Gesichts über dem hölzernen Wandschirm bei genau derselben Beleuchtung sah, Laisre, begriff ich, welchem Irrtum ich verfallen war. Du warst es, Laisre von Gleann Geis, der aus dem Stall kam, und nicht deine Zwillingsschwester Orla.«

KAPITEL 20
    Laisre sackte in seinen Sessel zurück, als habe er einen Schlag erhalten. Mit offenem Mund starrte er entgeistert vor sich hin. Er schluckte schwer, und dann sank er in sich zusammen und streckte mit einer Geste die Hände aus, die halb verteidigend und halb kapitulierend wirkte.
    »Ich leugne nicht, daß du mich gesehen hast«, gestand er leise zur hörbaren Verblüffung aller Anwesenden. »Ich bestreite aber, daß ich es war, der Solin aus Armagh getötet hat.«
    Alle warteten auf das, was Fidelma nun sagen würde, doch sie stellte lediglich fest: »Ich weiß, daß du ihn nicht getötet hast. Selbst wenn Bruder Solin Marga vergewaltigt hätte, die du angeblich liebst, hättest du dich bemüht, ihn am Leben zu lassen, denn allein das hätte in deinem Interesse gelegen, nicht wahr?«
    Laisre gab keine Antwort. Er fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und starrte sie gebannt an wie ein Kaninchen den Fuchs einen Moment vor dem Ende.
    »Du gingst in der Nacht in den Pferdestall, weil du mit Bruder Solin aus Armagh verabredet warst, stimmt das?«
    »Ich wollte mich mit ihm treffen«, gestand Laisre leise.
    »Aber jemand anders war vor dir da.«
    »Ich betrat den Stall durch die Seitentür. Solin lag schon erstochen am Boden. Ich ging sofort weg, als mir klar wurde, daß er nicht mehr zu retten war. Ich gebe zu, daß du gesehen

Weitere Kostenlose Bücher