Tod im Tal der Heiden
bestätigen.«
»Das bestreite ich auch nicht«, erwiderte Fidelma gelassen, »es ist richtig. Bruder Solin und Dianach ritten allein in Gleann Geis ein – denn sie hatten sich zuvor von der Frau getrennt. Sie zeigte inzwischen zwei Kriegern aus Ailech den Weg, auf dem der Kleriker aus Cashel vermutlich kommen würde, und den Ort, an dem die Leichen ausgelegt werden mußten. Dann gelangte sie auf einem anderen Weg ins Tal, den sie kannte, den geheimen Pfad am Fluß entlang, auf dem man Artgals Leiche fand.«
Orla wollte etwas entgegnen, doch ihr Ehemann kam ihr zuvor.
»Du sagst, die Krieger Sechnassachs seien diesen Leuten hierher gefolgt. Wo sind sie denn? Welchen Beweis haben wir für deine Worte?«
»Du hättest schon darauf kommen können, daß es dieselben Leute sind, die den
rath
besetzt haben. Ibor von Muirthemne ist ihr Anführer und kein Pferdehändler. Ibor ist Befehlshaber der Craobh Rígh von Ulaidh.«
Ibor trat einen Schritt vor und verbeugte sich steif vor Laisre.
»Zu deinen Diensten, Fürst von Gleann Geis«, sagte er förmlich, doch mit Ironie.
»Nicht zu meinen Diensten«, entgegnete Laisre angewidert. »Mach weiter mit deiner langweiligen Geschichte, Fidelma.«
»Mael Dúins Leute und ihre Gefangenen näherten sich Gleann Geis. Die Männer von Ailech, ich will sie nicht als›Krieger‹ bezeichnen, denn sie waren nichts anderes als Schlächter, warteten auf den Kleriker aus Cashel. Mit anderen Worten, sie warteten auf mich. Sobald sie Eadulf und mich sichteten, begann das rituelle Morden. Die Leichen wurden so ausgelegt, daß ich sie finden mußte. Der Rest war dann meine Sache.
Ich verhinderte ihren Plan aber dadurch, daß ich nicht voller Entsetzen entfloh, um Cashels Zorn auf Gleann Geis anzustacheln und Muman in einen Bürgerkrieg zu stürzen.«
»Ja, ja, ja! Das hast du klargestellt, Fidelma von Cashel«, unterbrach sie Murgal hastig. »Aber es bleibt die Tatsache, daß dir das, sobald du das alles wußtest, das stärkste Motiv gab, Solin umzubringen, ein stärkeres, als es jeder andere hier hatte.«
»Jeder andere außer dem wirklichen Mörder. Als Solin starb, wußte ich noch nichts von dieser Intrige und nichts von seiner Verwicklung darin. Das habe ich später von Ibor von Muirthemne erfahren. Da erst begriff ich, daß hier zwei verschiedene Vorgänge abliefen. Der barbarische, um Laisres treffendes Wort zu benutzen, Plan gegen Muman und ein einfacher Mord – obgleich ein Mord nie einfach ist.«
Sie hielt inne und zuckte die Achseln.
»Ehe ich fortfahre, möchte ich noch enthüllen, wer in Gleann Geis an diesem schrecklichen Komplott des Königs von Ailech beteiligt war. Ich erinnere euch an die Frau, die sich mit Mael Dúins Leuten traf. Ibor und seine Krieger haben sie gesehen …«
Fidelma schaute Orla an.
»Die Frau war eine imponierende Erscheinung.«
Orla unterdrückte einen Wutausbruch.
»Seht ihr, was sie vorhat? Es ist schon das zweite Mal, daß sie mich des Mordes beschuldigt. Nicht genug damit, daß sie behauptet, ich hätte Solin von Armagh getötet, jetzt klagt sie mich auch noch eines abscheulichen Verbrechens gegen mein Volk an. Dafür werde ich dich vernichten, Fidelma von Cashel …«
Sie zog einen Dolch aus dem Gürtel und wollte aufspringen.
Ibor trat auf sie zu, doch Colla versperrte ihr schon den Weg und stellte sich dann schützend vor seine Frau. Er wand ihr sanft, aber bestimmt den Dolch aus der Hand.
»Das ist keine Lösung, Orla«, murrte er. »Dir geschieht nichts, solange ich dich verteidige.« Mit zornblitzenden Augen wandte er sich zu Fidelma um. »Du bekommst es mit mir zu tun,
dálaigh «
, drohte er. »Du wirst deiner Strafe für die falschen Anschuldigungen gegen meine Frau nicht entgehen.«
Fidelma breitete hilflos die Arme aus.
»Ich kann mich nicht erinnern, irgendwelche Anschuldigungen erhoben zu haben, weder falsche noch andere. Ich stelle lediglich Tatsachen fest. Du wirst es noch hören, wenn ich Anklagen erhebe.«
Colla sah sie verwirrt an und trat einen Schritt vor, doch Ibor berührte ihn leicht mit der Schwertspitze am Arm und schüttelte den Kopf. Zugleich streckte er die Hand nach Orlas Dolch aus, den ihm Colla, ohne zu protestieren, übergab. Ibor machte ihm ein Zeichen, er solle sich wieder setzen.
»Kehren wir nun zu dem zurück, was sich als ein schwaches Glied in dieser schrecklich tragischen Kette erweisen sollte, zu Bruder Solin aus Armagh. Bruder Solin war ehrgeizigund verschlagen, ein würdiger Verschwörer
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