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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kommt noch schlimmer. Der Kleriker aus Armagh, Solin, ist innerhalb dieser letzten Stunde im Pferdestall erstochen worden.«
    Colla stieß einen leisen, erstaunten Pfiff aus, und Orlas Miene schien noch verständnisloser zu werden.
    »Aber was hat das mit uns zu tun? Warum fragst du, ob ich im Stall war? Ach so!« Mit großen Augen starrte sie Fidelma an. »Ich hatte zu dir gesagt, ich würde das Schwein umbringen! Jetzt denkst du … Aber das war doch nur eine Redensart. Ich habe es nicht getan.«
    Laisre schaltete sich diplomatisch ein.
    »Jemand glaubt, dich dort gesehen zu haben.«
    »Nun, das war ich nicht«, entgegnete Orla bestimmt.
    »Ich kann das bestätigen«, ergänzte Colla.
    Murgal schaute Fidelma an.
    »Ich glaube nicht, daß es zu etwas führt, diese Sache weiter zu verfolgen, Fidelma. Was meinst du?«
    Fidelma wandte sich jedoch an Orla.
    »Du erinnerst dich daran, daß du zu mir sagtest, wenn dir Bruder Solin noch einmal begegnete, würdest du ihn umbringen? Das war gestern nachmittag?«
    Orla errötete.
    »Ja, aber wie ich schon sagte, ich meinte nicht …«
    »Du sagtest, du würdest ihn umbringen«, wiederholte Fidelma nachdrücklich. »Warum das?«
    Orla biß sich auf die Lippen und schaute Colla von unten an.
    »Er hat mich beleidigt.«
    »Auf welche Art?« beharrte Fidelma.
    »Er … Er machte mir einen unsittlichen Antrag.«
    Colla fuhr zornig auf bei diesem Geständnis seiner Frau.
    »Was? Davon hast du mir nichts gesagt.«
    Orla schob das beiseite.
    »Mit dem geilen Schwein konnte ich allein fertig werden. Ich hab ihn kräftig geohrfeigt. Als ich sagte, ich würde ihn umbringen, wenn ich ihn noch einmal sehe …«
    »Da hast du das nicht ernst gemeint?« unterbrach sie Laisre. »Natürlich, das verstehen wir.« Er blickte Fidelma an. »Tatsache ist, daß nun hinreichend belegt ist, wo sich meine Schwester zur Todeszeit von Bruder Solin aufhielt, unabhängig davon, was für eine Meinung sie von ihm hatte.«
    Fidelma öffnete den Mund zu einem Einspruch, gab sich aber mit einem Achselzucken geschlagen.
    Die Worte Collas und das anscheinend echte Erstaunen in Orlas Miene hatten sie überzeugt, daß kein noch so langes Befragen etwas an ihrer Geschichte ändern würde. Fidelma dachte pragmatisch. Sie wußte, daß es keinen Zweck hatte, auf einen unbeweglichen Gegenstand einzuhämmern, selbst wenn sie eine unwiderstehliche Kraft auf ihrer Seite hätte, und die hatte sie nicht. Sie allein wußte, daß das, was sie an der Stalltür gesehen hatte, eine Tatsache war.
    »Ich verfolge diese Angelegenheit im Augenblick nicht weiter. Orla und ihr Mann können wieder schlafen gehen.« 
    Colla zögerte. Er blickte Murgal und Laisre forschend an. Als er sprach, lag in seinem Ton eine leichte Herausforderung.
    »Was geht hier eigentlich vor? Warum beschuldigt Fidelma von Cashel meine Frau dieser Tat, abgesehen von den unüberlegten Worten, die sie geäußert hat?«
    Murgal hob besänftigend die Hand.
    »Wir wissen noch nicht sicher, wer Solin getötet hat, Colla. Anscheinend hat Fidelma Orla mit einer anderen Person verwechselt. Am besten geht ihr jetzt zu Bett, und wir sprechen morgen früh weiter darüber.«
    Widerstrebend führte Colla seine Frau aus dem Raum.
    Artgal stand immer noch mit gekreuzten Armen da und grinste Fidelma selbstzufrieden an.
    »Ich hatte von Anfang an recht, was?« höhnte er. »Deine List hat nichts bewirkt.«
    Diese Haltung des Kriegers schien Murgal zu ärgern.
    »Ich würde an deiner Stelle wieder an deine Aufgaben gehen, Artgal. Du kannst Fidelma von Cashel uns überlassen, und denke daran, sie ist immer noch die Schwester des Königs von Cashel. Was sie auch getan haben mag, sie kann Respekt beanspruchen.«
    Artgal knirschte mit den Zähnen bei dieser Zurechtweisung, drehte sich aber um und ging.
    Murgal sah Fidelma beunruhigt an.
    »Artgal ist in mancher Hinsicht primitiv in dem Maße, daß er wenig Achtung vor allem hat, was ihm nicht schaden kann. Cashel und die Macht des Königs sind für ihn eine zu abstrakte Vorstellung. Er respektiert dich erst, wenn er die Macht zu spüren bekommt, die dein Bruder repräsentiert.«
    Fidelma zuckte gleichmütig die Achseln.
    »Wenn du Anstand besitzt, unterläßt du es, den toten Löwen am Bart zu zupfen.«
    »Ein interessanter Gedanke«, erwiderte Murgal. »Stammt das Epigramm von dir?«
    »Von Martial, einem lateinischen Dichter. Aber ich erwarte keinen Respekt für das, was meine Vorfahren oder Verwandten sind, sondern nur für das,

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