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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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Es gibt Zeiten, in denen man sein Gemüt wie einen handfesten Gegner traktiert, in denen man aus nichts als Wut und Elend besteht und die Larmoyanz wie eine Geliebte umschlingt. Am Bauch tauchen die ersten Fettringe auf, und man ist mit der Miete im Rückstand. Unmerklich senkt sich ein grauer Schleier auf alles herab, ohne dass man sich dessen bewusst ist. Alles scheint mit einem Mal statisch, man wartet darauf, dass endlich irgendetwas geschieht.
    So oder so ähnlich lautete der Sermon, den ich auf Zack niederregnen ließ, so lange, bis er triefnass war von meinen Klagen gegen mich selbst, die anderen und das Leben als solchem.
    „Warum, Zack?”, fragte ich ihn, der mürrisch vor sich hinstierte, weil ich anfing, ihm auf die Nerven zu gehen.
    Offensichtlich gelangweilt von meinen Tiraden, bestellte er bei Ruth, der Kellnerin im Subrosa , einen zweiten Gin Tonic.
    „Warum schleppe ich mich jeden Morgen lustlos zur Uni, wenn von vornherein klar ist, dass alles, was mir dort beigebracht wird, kompletter Schwachsinn ist und zu nichts zu gebrauchen?!”
    „Du warst seit Wochen nicht mehr an der Uni, Peevee, also hör auf, mir gequirlte Scheiße zu erzählen!”
    „Gut, ich war seit Wochen in keinem Seminar. Aber genau darum geht’s doch. Warum zur Uni gehen? Was bringt das? Hast Du mal ins Vorlesungsverzeichnis gesehen? Die Einführung der Beinhaarfrisur bei den prä-kolumbianischen Völkern ... Kann mir mal einer verraten, wozu das gut sein soll? Was das mit mir zu tun hat? Ich muss raus da, irgendwas Sinnvolles tun.”
    „Aha. Und was, bitte schön?”
    „Woher soll ich das wissen, zum Teufel noch mal!”
    Zack warf einen kurzen Blick hinüber zum Flipper, der seit einer guten Stunde von drei kichernden Mädchen in Beschlag genommen wurde. Es sah so aus, als machte ihnen das Ganze riesigen Spaß, aber bei genauerem Hinsehen wurde mir klar, dass auch sie nur versuchten, die Zeit totzuschlagen, darauf warteten, dass endlich mal etwas geschah. Die eine von ihnen hatte ihren dicken Hintern in eine viel zu enge Cord-Jeans geschnürt, Typ frustrierte Rubensfrau, doch die zwei anderen sahen gar nicht mal schlecht aus. Jedesmal, wenn sie mehr als 100.000 Punkte holten, brachen sie in Jubel aus und fielen sich wie Sieger um den Hals. Arme, kleine Dinger. Die Mindestpunktzahl für ein Freispiel lag bei sieben Millionen, und sie wussten nicht einmal, wie man den Multiball aktiviert.
    „Wenn du unbedingt etwas Sinnvolles tun willst”, sagte Zack, „dann geh rüber und mach den Flipper für uns frei. Ich warte schon ‘ne Ewigkeit darauf, dass die Mädels sich verziehen.”
    Ich machte eine ausladende, theatralische Geste und zeigte hinüber. Zack drehte träge den Kopf.  
    „Schau hin, Zack! Siehst du das? Die drei da haben alles, was man braucht, um halbwegs erfolgreich zu flippern. Zwei Augen. Zwei Hände. Trotzdem kommen sie nicht über 100.000 Punkte hinaus. Und mir geht’s genauso. Ich habe alles mitbekommen, was man mitkriegen muss. Ein gute Erziehung, eine anständige Schulbildung... Ich weiß sogar, wie man ein Wort wie Feuilleton schreibt. Und? Es bringt mir absolut gar nichts! Ich komme einfach nicht über die ersten 100.000 Punkte hinaus.”
    „Weil du zuviel ‘rumlaberst, Peevee. Deshalb. Weil du immer nur an irgendeinem Tresen sitzt und Sprüche klopfst. Und jetzt sieh zu, dass der Flipper frei wird. Ich hab’ nämlich keine Lust mehr, mir von deinem Geseiere den Abend vermiesen zu lassen, kapiert?”
    Fünfzehn Minuten später stand Zack tief nach vorn gebeugt am Automaten und ließ die Kugel tanzen. Er hatte sich soeben in den High Score eingeklinkt, Position 3 der Bestenliste – ein wilder Mann in schwarzer Lederjacke, dem eine dunkelbraune Locke in die Augen fiel und der so sehr mit dem, was er tat, beschäftigt war, dass er die Welt um sich herum und mich dabei vergaß.
    Ich stand noch immer am Tresen, ein neues Glas in der Hand, und plauderte, ein wenig zäh und zunehmend betrunkener werdend, mit Renate, Gaby und Ulrike, den drei Frauen, die ich Zack zuliebe vom Flipper losgeeist hatte, um mir nun anhören zu müssen, sie würden gemeinsam Pädagogik auf Lehramt studieren, im vierten Semester, und dass in Dortmund erheblich mehr los sei als in Willingen, dem Kaff, aus dem sie kamen. Dumm von mir, mich darauf einzulassen. Aber der Tag war sowieso ruiniert. Wieso sollte er besser aufhören, als er begonnen hatte? So war es meistens. Morgens lag er da, der neue Tag, wie ein Zwölf-Zylinder, der

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