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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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– vielleicht aber auch, weil Anne selbst Ihnen mit Misstrauen zu begegnen begann. Kurz, Sie lockten sie aus dem Hotel fort und in den England-Express; Sie flößten ihr mit Gewalt Blausäure ein und drückten ihr die leere Flasche in die Hand.»
    «Verdammte Lügen!», brüllte Norman Gale.
    «O nein. Wir haben eine Stelle an ihrem Hals entdeckt, die sehr viel sagend ist…»
    «Verdammte Lügen, ich wiederhole es!»
    «Außerdem haben Sie Fingerabdrücke auf der Flasche hinterlassen.»
    «Sie lügen. Ich trug…»
    «Ah, Sie trugen Handschuhe…? Ich denke, Monsieur, dieses kleine Zugeständnis genügt!»
    «Sie verfluchter Schnüffler! Sie aufgeblasener, kleiner Affe…»
    Fahl vor Wut, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, machte Gale einen Sprung auf Poirot zu. Inspektor Japp war indes schneller. Ihn mit eisernem Griff festhaltend, sagte er:
    «James Richards, alias Norman Gale, ich trage einen Haftbefehl bei mir, der wegen vorsätzlichen Mordes gegen Sie erlassen wurde. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass alles, was Sie ab jetzt äußern, als Beweismaterial gegen Sie verwendet werden kann.»
    Ein furchtbares Zittern durchlief den Körper des Mannes, er schien dem Zusammenbruch nahe.
    Rasch bemächtigten sich seiner ein paar Polizisten und führten ihn ab.
    «Oh, Monsieur Poirot!», rief Mr Clancy und schüttelte beide Hände des kleinen Belgiers. «Das ist das aufregendste Erlebnis meines Lebens. Monsieur Poirot, Sie waren wundervoll!»
    «Nein, nein», lächelte Hercule Poirot bescheiden. «Japp verdient genauso viel Lob wie ich. Er hat schier Unglaubliches geleistet, um Gale als Richards zu identifizieren. Die kanadische Polizei fahndet nach Richards. Ein Mädchen, mit dem er sich drüben einließ, hatte angeblich Selbstmord begangen, doch nach und nach gelangten Tatsachen ans Tageslicht, die auf Mord hindeuten.»
    «Grauenhaft!», stöhnte der Schriftsteller.
    «Ein Schlächter», sagte Poirot. «Und doch anziehend für Frauen.»
    «Die arme Jane Grey!»
    «Ja. Das Leben kann entsetzlich grausam sein, sagte ich in Paris zu ihr. Aber sie hat Mut, sie wird sich durchbeißen.»
    Mit zerstreuter Hand ordnete er einen Zeitungshaufen, der sich bei Gales wildem Sprung verschoben hatte. Plötzlich fesselte irgendetwas seine Aufmerksamkeit – eine Momentaufnahme von Venetia Kerr bei einem Rennen. «Im Gespräch mit Lord Horbury und einer Freundin», stand darunter.
    «Hier sehen Sie», sagte er und reichte Mr Clancy das Blatt. «In einem Jahr wird es heißen: Demnächst findet die Vermählung Lord Horburys mit Miss Venetia Kerr statt! Und wissen Sie, Mr Clancy, wer diese Heirat bewerkstelligt hat? Hercule Poirot! Doch das ist nicht die einzige Heirat, die ich in die Wege geleitet habe.»
    «Lady Horbury und Mr Barraclough?»
    «Ach nein. Die Angelegenheit interessiert mich nicht im Geringsten.» Er beugte sich etwas vor. «Nein – ich meine eine Heirat zwischen Jean Dupont und Miss Jane Grey. Sie werden es erleben!»

 
27
     
    Einen Moment später kam Jane zu Poirot.
    «Ich müsste Sie eigentlich hassen, Monsieur.»
    Hercule Poirot, dem das Herz wehtat, als er ihr blasses Gesicht und die tiefen, dunklen Ringe unter den Augen sah, erwiderte freundlich:
    «Hassen Sie mich ein wenig, wenn es Ihnen gut tut, mein Kind. Aber ich bin der Meinung, dass Sie zu denen gehören, die lieber der bitteren Wahrheit ins Auge sehen als in einem verlogenen Paradies leben. Und vielleicht hätten Sie gar nicht allzu lange darin gelebt. Denn Frauen zu beseitigen ist ein Laster, das sich nicht leicht abgewöhnen lässt.»
    «Er war so liebenswürdig und bestechend», sagte Jane und fügte dann leiser hinzu: «Nie wieder werde ich mich verlieben.»
    «Selbstverständlich nicht», pflichtete Poirot ihr bei. «Diese Seite des Lebens ist für Sie abgetan.»
    Das junge Mädchen nickte. «Aber Arbeit brauche ich – interessante Arbeit, in der ich ganz aufgehen kann.» Poirot lehnte sich in seinem Sessel zurück und schaute zur Zimmerdecke empor.
    «Ich würde Ihnen raten, mit den Duponts nach Persien zu reisen. Eine interessantere Arbeit lässt sich schwer finden.»
    «Aber… aber ich habe gedacht, das sei damals nur ein Vorwand von Ihnen gewesen.»
    «Im Gegenteil, Mademoiselle. Archäologie und prähistorische Keramik haben mich so in ihren Bann geschlagen, dass ich den Scheck, den ich damals in Paris als Schenkung versprach, abgeschickt habe. Heute früh hörte ich, dass die Duponts mit Ihrer Teilnahme an der Expedition fest

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