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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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richtig durchfickt …«
    »Klar«, sagte Matti. »Und früher wollten sie uns in den Osten schicken oder an die Wand stellen.«
    »Warum schließt du aus, dass Udo spitzelt?«, fragte Twiggy.
    Karla zog die Brauen hoch und ließ ihren Mund ein umgedrehtes U formen. »Tja.«
    »Und?«, drängte Matti.
    »Das sagt mir mein … Gefühl.«
    »Ach, du lieber Himmel!«, entfuhr es Matti.
    Karla schrak zusammen.
    »Da wurde jemand ermordet, eine Genossin, und du redest hier nur Quark«, schnauzte Matti. »Ein bisschen hier, ein bisschen da. Hast du noch alle beisammen?«
    Karla bekam nasse Augen. »Ich wollte …«
    »Es ist mir scheißegal, was du wolltest. Du sollst uns sagen, was du weißt. Und deine Scheißgefühle kannst du in die Tonne hauen, kapiert?«
    Mit tränigen Augen starrte sie ihn an. »Udo ist ein feiner Kerl, damit du es weißt, du Holzklotz.«
    Twiggy schlug die Hände an die Stirn. »Was bin ich blöd. Unsere Karla ist verliebt in das Arschloch. Man glaubt es nicht. Dein Gefühl …« Er fing an zu lachen. »Warst du mal bei Bananen-Udo zu Hause? Hattest du schon die Ehre?«
    Karla heulte auf und schüttelte den Kopf.
    »Du solltest dir die Bude ganz schnell anschauen. Dann weißt du, wie einer wohnt, der da lebt, wo sie die Leute verjagt haben, die sich so eine Absteige nicht leisten können. So bescheuert kann man doch gar nicht sein!« Er starrte sie an, als wäre sie ein Alien.
    Karla schüttelte den Kopf und hörte nicht mehr auf. Sie presste die Hände gegen die Ohren, aber das half auch nicht. Matti und Twiggy wechselten einen ratlosen Blick und warteten, bis Karla aufhörte oder ihr Kopf über den Teppich rollte.
    »Was kann ich tun?«, fragte Karla plötzlich. Matti erschrak, er hatte gerade an Dornröschen gedacht und ihren rätselhaften Abgang. »Kann ich helfen? Wenigstens ein bisschen?«
    Twiggys Augen rollten, und Matti verstand, dass der Freund beim nächsten Bisschen Karla die Kehle durchbeißen würde, wenigstens ein bisschen.
    »Mag Udo dich?«, fragte Matti.
    »Weiß nicht. Vielleicht ein bisschen«, stammelte Karla und überlebte erstaunlicherweise.
    »Vielleicht könntest du das herausfinden, und zwar schnell.«
    Karla blickte Matti misstrauisch an.
    »Und dann seine Bude durchsuchen«, sagte Matti.
    Karla erbleichte.
    »Sag bloß, du findest das schlimm.«
    »Ja, ein bisschen«, sagte Karla.
    Sie stiegen die Treppen hinunter und standen einen Augenblick neben dem Eingang des Drogeriemarkts. »Findest du das richtig?«, fragte Twiggy.
    »Nein«, sagte Matti. »Fällt dir was Besseres ein?«
    Twiggy marschierte los, Matti folgte ihm und holte ihn ein. »Das ist alles Mist«, knurrte Twiggy. »Jedenfalls ein bisschen.« Sie schwiegen bis zur Böckhstraße.
    Im Gräfekiez stauten sich die Touris unter Sonne und blauem Himmel. Kein Windhauch kühlte die Hitze. Rucksäcke, Kameras, Cargohosen, bedruckte T-Shirts, Pärchen, Englisch, Französisch, Spanisch, Japanisch, Koreanisch, Italienisch, Portugiesisch, das Casalore überfüllt. Auf der Admiralbrücke, wo die Umrisszeichnung von Rosis Leiche noch sichtbar war, saßen junge Leute auf den Pollern wie Vögel auf Pfählen und waren fröhlich. Am Steingeländer lehnten welche, die sangen und Gitarre spielten. Eine langgliedrige Frau lag darauf und sonnte sich schwarzhaarig, schön, fernab der Welt, als gäbe es nichts außer Liegen, Sitzen, Musizieren, Trinken, Lachen. Irgendwer, dachte Matti, irgendwer muss das Bier gebraut haben, das hier fast jeder in einer Flasche mit sich herumtrug, als hätte eine geheime Macht es befohlen. Irgendwer muss die T-Shirts und Taschen genäht haben, die Hosen und Turnschuhe von AdidasPumaNike, die Baseballkappen mit den blödsinnigen Aufdrucken. Arbeitssklaven, die sich halb und manchmal ganz tot schufteten in stickigen, dreckigen, kalten, heißen Fabrikhallen in Indien, China und Indonesien. Im Hades hetzten sich die Malocher zu Tode für das Tingeltangel in der Oberwelt, veredelt durch die Gütesiegel und Markenzeichen für die Absatzmärkte in Europa, Japan und den USA , wo schöne Menschen arglos zeigten, was die Elenden mit Blut, Schweiß und Tränen geschleppt, gepresst, verschraubt und gelötet hatten. Menschen, die Matti in ihrer Buntheit doch alle gleich schienen, wenn man ihr Gewimmel nur aus ein paar Metern Entfernung betrachtete.
    Sie tranken einen Kaffee an der Straße, Matti mühte sich, den Trubel zu übersehen, der zum Maybachufer strömte, vorbei am Urban-Krankenhaus und dem verrotteten

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