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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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installiert hat, das ist nicht so wichtig. Du wirst damit klarkommen. Denk doch mal, wir haben es geschafft, diese Leute hinter Gitter zu bringen.« Sie nippte an ihrem Teebecher und rührte weiter.
    »Allein die Idee, denen beim Raubüberfall Rosis Haare und Hautschuppen in die Klamotten zu reiben, das war perfekt. Aus der Nummer kommen die nicht mehr raus.« Twiggy lachte trocken. Immerhin schien diese Einsicht seine Laune tendenziell zu verbessern.
    Dornröschens Handy tönte. Sie blickte auf die Anzeige, verzog das Gesicht und sagte: »Matti, eigentlich solltest du das kochen.« Matti nahm sein Rotweinglas und stellte sich an den Herd, während Dornröschen die Küche verließ.
    Sie lauschten, aber sie hörten nichts.
    »Hm«, sagte Twiggy. Die Launenaufwärtstendenz war gestoppt.
    Als Dornröschen nach ein paar Minuten zurückkehrte, sagte sie: »Nun, alles bereit?«
    »Ja, ja«, sagte Twiggy und begann den Tisch zu decken. Robbi jaulte und sprang auf den verwaisten Stuhl, stellte fest, dass die weiche Unterlage in Gestalt von Twiggys Oberschenkeln fehlte, hüpfte auf den Boden, fauchte und verließ die Küche.
    Bevor sie aßen, nahmen sie sich an den Händen und hielten die Schweigeminute zu Ehren von Meher Baba ab. Nach dem Essen deckte Matti den Tisch ab und legte Won’t Get Fooled Again ein, und als er saß, fragte Twiggy, wer die Karten ausgeben solle. Dornröschen zog am frisch gebauten Joint aus der Ernte vom Balkon und sagte: »Der so blöd fragt«, woraufhin Twiggy die Karten verteilte. Natürlich hatte Dornröschen dann eine Sieben, wenn sie die brauchte, und eine Acht und ein As, und sie hatte nach drei Mau-Mau-Runden wieder alle in Grund und Boden gespielt, was die Unterlegenen in Verzweiflung stürzte. Aber wenn einem sowieso alles egal ist und kein Licht am Horizont blinkt, dann fürchtet man nichts mehr, nicht einmal Dornröschens Zorn.
    »Sag mal, die Telefonate und Redereien … du hast einen Geliebten, stimmt’s?«, fragte Matti und merkte, dass die Verzweiflung nicht stark genug war, die Angst völlig zu unterdrücken.
    Dornröschen lächelte bitter. »Warum machst du so ein Geschiss daraus? Als würde ich dich dem Klassenfeind zum Fraß vorwerfen, wenn du mich fragst.« Ihr Gesicht zeigte Unverständnis. »Die Sache ist ein bisschen kompliziert.« Sie lief rosa an. »Aber ihr dürft es niemandem erzählen. Versprochen?«
    Matti und Twiggy nickten.
    »Also, das ist so. Ich habe als Mädchen unheimlich gerne Pferdebücher gelesen« – Twiggy und Matti guckten sich an, als wären sie auf King Kong getroffen –, »und ich habe Pferde geliebt, liebe sie immer noch. Ich habe damals voltigiert, ihr wisst, was das ist?«
    Die beiden schüttelten die Köpfe.
    Dornröschen winkte ab: »Wikipedia.de«, sagte sie. Sie verharrte ein wenig in ihrem Erstaunen über die Ahnungslosigkeit der WG-Freunde. »Und nun meldete sich ein Freund, Udo, ein ehemaliger Kommilitone, den ich ewig nicht gesehen hatte. Also der rief vor ein paar Wochen in der Stadtteilzeitung an. Ich hatte dem vor langer Zeit von meiner Liebe zu Pferden erzählt. Und er sagte, er würde mir eine Reitbeteiligung anbieten, und Schnorchi sei ein allerliebster Wallach. Und das ist er auch. Ich habe mich gleich in ihn verguckt. Da ich aber kaum Zeit hatte, ihn zu sehen, hat mich Udo immer angerufen und mir berichtet, was Schnorchi so anstellte. Wirklich allerliebst.«
    Matti und Twiggy starrten sich an.
    »Schnorchi?«, fragte Twiggy mit großen Augen.
    »Schnorchi«, erwiderte Dornröschen. »Ein braun-weiß Gescheckter, elfeinhalb Jahre, die Sanftmut in Person …«
    »Kein Wunder, ein Wallach«, sagte Matti.
    »Und den wolltest du reiten?«, fragte Twiggy.
    »Ja, warum nicht? Aber verratet es keinem.«
    Matti und Twiggy blickten sich wieder an. Twiggy schüttelte den Kopf.
    »Und jetzt reitest du doch nicht?«, fragte Matti.
    »Ich hab einfach keine Zeit. Entweder arbeite ich, oder ich muss auf euch aufpassen.«
    Twiggy begann zu kichern. Matti fiel ein, dann prustete er. Twiggy donnerte los. Dornröschen blickte von einem zum anderen, schüttelte den Kopf und stand auf. »Mein Gott, seid ihr albern.« Robbi schlich heran und glotzte. Dornröschen betrachtete noch einmal die Szene, schüttelte wieder den Kopf und verschwand. Die Tür ihres Zimmers knallte.

Ich danke
    Dr. Alexander Ruoff (Berlin) fürs kritische Gegenlesen und für wichtige Hinweise und empfehle seine Homepage (www.history-house.de), auf der er seine unschätzbaren Dienste

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