Tod in Kreuzberg
»Na, überlegen Sie mal.«
»Glauben Sie, Sie finden einen Staatsanwalt, der Ihnen diesen Quatsch glaubt?« Dornröschen fixierte Spiel, dann Rademacher.
»Er hätte keine Wahl. Es gibt keine Beweise.«
»Wir haben einen Zeugen, der gesehen hat, dass Sie einen Umschlag angenommen haben«, sagte Matti.
»Sie haben einen Zeugen!« Spiel grinste.
»Ich hoffe, der Zeuge weiß auch, was in dem Umschlag war«, sagte Rademacher.
»Ja, was wohl?«, sagte Twiggy.
»Opernkarten«, sagte Spiel und lächelte freundlich.
»Was heißt, die Koldings bezahlen Ihnen nicht nur den Puff, sondern auch Opernkarten«, sagte Matti.
»Sie sind ein kluger Kopf«, sagte Spiel mit einem so freundlichen Lächeln, dass es in Mattis Faust zuckte.
»Gut«, sagte Dornröschen, »dann werde ich das veröffentlichen.«
»Nun beruhigen Sie sich doch«, sagte Spiel, und Rademacher lächelte. »Ich kann Ihnen versichern, dass nichts Unrechtes geschehen ist.«
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole, mein Ehrenwort«, ätzte Twiggy.
»Glauben Sie mir, wir haben Ihrer Freundin nichts getan. Wir kennen sie nicht einmal. Sie hat ihren Namen nicht genannt, geschweige denn eine Telefonnummer oder Anschrift. Wie sollten wir jemanden … umbringen, den wir gar nicht kennen.« Er lächelte schon wieder, und Matti hätte am liebsten in das Lächeln hineingeschlagen.
»Sie sind korrupte Drecksäcke«, sagte er. »Das steht fest.«
Die beiden Herren schauten traurig aus der Wäsche.
»Gut, wenn Sie meinen, dass an unserem Verhalten etwas auszusetzen ist, dann will ich nicht rechten«, sagte Rademacher. »Ich gebe zu, es ist zwar nicht strafbar, was wir getan haben, aber zur Ehre gereicht es uns auch nicht. Aber ich sehe so etwas pragmatisch.«
»Auch wenn Sie nicht dahinterstecken sollten«, sagte Dornröschen und blickte skeptisch, »die Koldings haben auf jeden Fall was mit dem Mord zu tun. Ich hätte eine Idee, wie Sie die Veröffentlichung Ihres kleinen Abenteuers verhindern könnten.« Sie lächelte.
Spiel guckte sehr interessiert, er starrte Dornröschen an.
Matti überlegte, was Dornröschen meinen konnte. Doch dann fiel es ihm ein. Ein guter Plan, sie schien bei der Sache zu sein, entwickelte Ideen. Vielleicht ging es noch mal gut mit der WG.
Twiggy kratzte sich am Kopf, Schuppen segelten zum Boden.
»Ich bin ganz Ohr.« Rademacher lächelte. »Endlich kommen wir zu den richtigen Fragen.«
»Sie rücken den Koldings richtig auf die Pelle, horchen sie aus, lassen sich bezahlen und in Puffs einladen, wenn Ihnen das so viel Freude bereitet« – ihr Gesicht zeigte Widerwillen –, »und wenn Sie rauskriegen, ob die Koldings die Mörder beauftragt haben oder welche von denen selbst gemordet haben oder wie immer die in der Sache drinstecken, denn drinstecken tun sie, dann vergessen wir die Eskapade in der Tanzmarie . Was halten Sie davon?«
Die beiden Herren strahlten um die Wette.
»Ein interessanter Vorschlag«, sagte Spiel.
»Wirklich«, ergänzte Rademacher.
Matti glaubte den Typen kein Wort. Die führten was im Schilde, die hatten einen Plan, und sie waren sich sicher, dass der Plan aufging, sonst würden sie nicht dieses Theater aufführen.
»Also machen Sie mit«, sagte Dornröschen.
Spiel blickte Rademacher an, der nickte, und Spiel nickte auch.
»Natürlich, das ist vernünftig«, sagte Spiel. »Wir helfen Ihnen gern, einen Mord aufzuklären. Allerdings glaube ich nicht, dass Kolding etwas damit zu tun hat. Das ist eine seriöse …«
»Pufffinanzierungsanstalt«, sagte Twiggy trocken. »Womöglich gehen unsere Auffassungen über das, was seriös ist, ein wenig auseinander.«
»Ist ja gut«, erwiderte Rademacher. »Wir haben doch schon gesagt, dass das nicht in Ordnung war. Seriös heißt, dass die Koldings das Gesetz achten. Übrigens halten sie die Bauvorschriften hundertprozentig ein, es gibt in Berlin kaum ein Immobilienunternehmen, das so wenig Ärger macht wie die.«
»Und Sie bauen schon mal vor, nicht wahr?«, sagte Dornröschen. »Die Koldings sind so lieb, die tun keiner Fliege was. Wir haben uns trotzdem angestrengt, aber nichts herausgefunden. Das werden Sie uns weismachen, oder?«
»Die stecken doch alle unter einer Decke«, sagte Twiggy. »Und Sie verarschen uns nach Strich und Faden.«
»Probieren Sie es aus, Sie werden sehen, wir bringen Ihnen alle Informationen, an die wir herankommen. Und wenn Mitarbeiter von Kolding in den Mord verwickelt sind, sagen wir Ihnen auch das«, erklärte
Weitere Kostenlose Bücher