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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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deutete zu Twiggy.
    Der Kittel trat an dessen Bett. »Warum sind Sie noch nicht im OP?«
    Ein Schrei, grell, laut, markerschütternd. Alle erschraken, außer Dornröschen, die ihn ausstieß, nachdem sie sich gesetzt hatte. Der Kittel glotzte sie an mit offenem Mund.
    Der Schrei brach so unvermittelt ab, wie er erklungen war. »Sie sorgen dafür, dass mein Freund jetzt operiert wird«, sagte Dornröschen leise und gefährlich. »Und wenn hier noch einmal jemand auftaucht mit irgendeinem Formular in der Flosse, und wenn noch ein einziges Mal jemand meinen Freund etwas fragt, zerleg ich diesen Scheißladen hier.«
    »Warum haben die uns verprügelt?«, fragte Matti, nachdem Twiggy hinausgeschoben worden war.
    »Blöde Frage«, sagte Dornröschen leise. »Wir sind auf der richtigen Spur. Spiel und Rademacher hetzen uns Schläger auf den Hals. Sie haben auch Rosi die Typen geschickt. Nur, Rosi haben sie umgebracht. Vielleicht war es ein Versehen?«
    »Glaub ich nicht. Die wissen, was sie tun. Das war die letzte Warnung. Wenn wir nicht aufhören, bringen sie uns auch um. Wie Rosi. Die haben sie nicht gewarnt.«
    »Was du so alles weißt.«
    Sie schwiegen. Mattis Augen folgten der wirren Flugbahn einer Motte, bis die schließlich an der Wand gegenüber landete, neben der Glotze. Matti spürte die Schmerzen stark, wenn er sich bewegte. Er war schläfrig, das Schmerzmittel im Tropf wirkte. In seinem Kopf gewann die Gleichgültigkeit die Oberhand über Wut und Rachedurst.
    »Wir können das nicht auf uns sitzen lassen«, sagte Dornröschen.
    »Du glaubst nicht, was wir schon so alles auf uns sitzen gelassen haben …«
    »Was meinst du damit?« Dornröschen war hellwach.
    Matti hatte unendlich viel Lust zu schlafen. Es war doch alles egal. »Deine Scheißtelefonate«, murmelte er.
    »Was?«
    »Scheißtelefonate.«
    Sie antwortete nicht, und Matti war es sowieso egal.
    Und als zwei Bullen kamen, um sie zu vernehmen, hatten sie fast alles schon vergessen.

5: This Is Not My Crime
    T wiggy hielt die Karten in der bandagierten Hand, Robbi saß auf seinem Schoß und überlegte, ob mit diesem Blatt ein Blumentopf zu gewinnen sei. Dornröschens Gesicht war fast abgeschwollen, das linke Auge schillerte blauschwarz, und über dem rechten klebte ein Pflaster. Matti glaubte immer noch, er kennte alle seine Knochen beim Vornamen, aber nie wäre er auf die Idee gekommen, sich vor der Mau-Mau-Schlacht zu drücken. Und die tobte härter als je zuvor.
    Am Ende hatten Twiggy und Dornröschen jeweils noch zwei Karten und Matti die Hand voll. Und dann legte Dornröschen mit vollendeter Eleganz und einem leisen Grinsen eine Pik-Sieben auf den Tisch, und Twiggy knurrte wie ein Säbelzahntiger. Matti konnte trotz seiner Kartenfülle nicht ablegen, symptomatisch für diesen Abend, wogegen Dornröschen als Letztes ein As servierte, das sie mit einer knappen Handbewegung auf die anderen Karten legte, um zum Triumph die Demütigung zu fügen. Es war niederschmetternd.
    Robbi schüttelte den Kopf, und eine Haarwolke trat ihre Flugbahn durch die Küche an. Natürlich hatte der Kater jeden taktischen Fehler Twiggys erkannt, war aber durch sein Schweigegelübde daran gehindert, seinem Lieblingsknecht Tipps zu geben, die den mit Leichtigkeit hätten siegen lassen. Gewiss überlegte der Kater hin und wieder, ob er nicht selbst ins Geschehen eingreifen sollte, aber vermutlich war ihm das Spiel zu öde. Einen Skat hätte er mitgespielt, keine Frage. Oder vielleicht Bridge.
    Twiggy nuckelte an der Bierflasche, und Matti betrachtete entnervt den Kartenstapel, den er nicht abgelegt hatte. So übel hatte es ihn schon lang nicht mehr getroffen. Fast hätte er sich gewünscht, dass Dornröschens Handy klingelte, um ihr Dauergrinsen nicht mehr ertragen zu müssen, ein Dauergrinsen, das sie so unbedarft verbarg, dass es umso schlimmer bohrte.
    Matti goss sich Rotwein ein. Dornröschen begann sich einen neuen Tee zu kochen.
    Twiggy schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich hatte sie so gut wie im Sack«, stöhnte er. »Zwei schlappe Karten. Sie spielt falsch, das habe ich immer gewusst.«
    Dornröschen kicherte.
    »Eines Tages erwische ich dich.« Er hob die Hand.
    Dornröschen kicherte.
    »Und nun?«, fragte Matti.
    »Tja«, sagte Dornröschen.
    »Die bringen uns um«, sagte Twiggy.
    »Das haben die anderen Jungs auch geglaubt. Und wer hat sie auflaufen lassen? Wir.« Dornröschen gähnte, um diese Tatsache zu betonen.
    Ja, wir haben sie gekriegt. Vielleicht nicht alle,

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