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Tod in Kreuzberg

Tod in Kreuzberg

Titel: Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Ditfurth
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schüttelte den Kopf. »Kannst du wenigstens einen von den Schlägern beschreiben?«
    Matti überlegte. Er spürte den Schmerz der Schläge, als er sich zurückversetzte. Dieser Goldkettentyp, südeuropäischer Macho, Maßanzug.
    »Und wenn ihr Rademacher und Spiel auch verprügelt?«
    Matti blickte sie erstaunt an. »Das hilft nicht.« Er überlegte. »Es ist gefährlich genug, dass wir an der Sache dranbleiben. Die haben uns verprügeln lassen, damit wir nicht aufdecken, wie korrupt sie sind.«
    »Schlimm genug.«
    »Aber deswegen haben die Typen nicht unbedingt was zu tun mit dem Mord.«
    Sie stand auf und rannte zum Wasser. Er fand sie umwerfend schön. Sie würden die Nacht miteinander verbringen, das war sonnenklar. Es spürte Wärme und Zärtlichkeit in sich. Es spritzte, als sie mit einem Freudeschrei ins Wasser platschte. Sie tauchte unter und auf, immer wieder. Matti saß da und genoss das Bild. Er nahm seine sonstige Umgebung nicht wahr, nicht die arabische Familie neben sich, die aß und trank. Nicht das verliebte Paar auf der anderen Seite, wo er ihr nicht nur den Rücken einrieb, was sie prusten ließ. Er sah nicht den Heißluftballon der Welt , den Twiggy am liebsten vom Himmel geholt hätte, wenn er ihn entdeckte. Und auch nicht die drei muskulösen Männer, die zum Wasser stolzierten, als wären sie auf dem Laufsteg für hirnlose Fleischmassen.
    Lara kam aus dem Wasser gerannt, schnitt den Muskeldeppen den Weg ab, was einer von denen mit einem anerkennenden Pfeifen quittierte, stellte sich vor Matti mit ihrem vor Nässe durchsichtigen Slip und sagte: »Du bist ein fauler Sack. Hast du wenigstens eine Decke?«
    »Im Auto«, fiel ihm ein. Er sprang auf, um seine Sportlichkeit zu beweisen, den Schlüssel in der Hand.
    »Bleib sitzen, alter Mann, deine Kraft brauche ich nachher noch.« Sie lachte laut auf und schnappte sich den Schlüssel. Sie zog ihr T-Shirt über, das gleich halb durchnässt war, und rannte los. Matti blickte ihr nach, bewunderte ihren Po und ihre flinken Beine. Dann überfiel ihn die Angst, sie könnte wegfahren, irgendwohin. Er starrte aufs Wasser, erblickte aber nur Lara.
    Matti sah erst den Blitz, dann hörte er den Knall. Er rannte los. Eine schwarze Qualmwolke weitete sich über dem Parkplatz. Sie stieg dort auf, wo er den Daimler geparkt hatte.

7: For The Dead
    M atti wusste nicht, wie lange er da gestanden hatte. Er sah, wie Feuerwehr und Krankenwagen mit Alarmsirenen und Blaulicht heranrasten, sah die Polizei, sah den Beamten, der ihn ansprach, aber er begriff nichts. Das war ein böser Traum, eine andere Welt, und wenn er erwachte, würde alles sein, wie es gewesen war. Der Polizist nahm Matti am Arm, aber Matti schüttelte ihn ab. Er starrte immer noch auf den Qualm. Er sah den verrußten Daimler, dessen Fahrertür an einem Scharnier auf den Boden herabhing. Der Kofferraum war geöffnet, und dann drückte eine Brise die Qualmwolke nach oben, und er erblickte einen schwarzen Köper, über dem weiß gekleidete Menschen knieten. Matti schüttelte den Kopf, erst leicht, dann immer heftiger. Er hörte sich »Nein!« schreien, begriff aber nicht, dass er es war, der schrie. Matti wollte zu dem Körper laufen, kam aber nicht von der Stelle. Der Polizist packte kräftiger zu, dann erschien ein Arzt und nahm ihn an der anderen Seite. Sie führten ihn zu einem Krankenwagen und legten ihn auf die Trage, die vor der Heckklappe stand. Der Arzt gab ihm eine Spritze, aber das nahm Matti kaum wahr. Plötzlich setzte das Hirn wieder ein, und er sah den Trubel und hörte die Schreie und Kommandos. Feuerwehrmänner löschten das Taxi mit einem Schaum.
    »Ist das Ihr Taxi?«, fragte der Polizist.
    Matti nickte.
    »Kennen Sie die Frau?«
    »Lara«, sagte er.
    »Haben Sie den Nachnamen, Adresse, Papiere?«
    »Nichts … Oppelner Straße, neben der Kuchenkiste .«
    »Da wohnt sie?«
    »Ja«, sagte Matti.
    »Wie lange kennen Sie Lara?«
    »Seit vorhin.«
    Der Polizist guckte ihn zweifelnd an.
    »Sie war ein Fahrgast.«
    »Aha«, sagte der Polizist. Er überlegte. »Ich vermute, Ihnen hat jemand eine Bombe ins Taxi gebaut. Wer könnte so etwas tun?«
    Matti guckte zum Auto, dann zum Polizisten und staunte über die Leere in seinem Kopf. Er dachte an Lara, wie sie zum Parkplatz gelaufen war, um für ihn zu sterben. »Ich weiß es nicht«, sagte Matti endlich. Gedankenfetzen: Kolding, die Prügelbande, Tanzmarie , Rosi … »Den Mörder von Rosi haben Sie wirklich?«
    Der Polizist hob die Brauen.

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