Tod in Wacken (German Edition)
Hauptkommissar und deutete mit seiner Gabel, auf die er mehrere Tortellini aufgespießt hatte, Richtung Lyn und Wilfried Knebel. Er stopfte die Nudeln in den Mund und sprach kauend weiter. »Wenn Ihr Toter auch noch mit der gleichen Pistole hingerichtet wurde – Hinrichtung kann man das wohl nennen –, dann wird es richtig mysteriös. Drei total verschiedene Typen, wohnhaft in verschiedenen Bundesländern, keine Gemeinsamkeiten …« Kopfschüttelnd stach er auf die nächste Fuhre Nudeln ein, als sein Handy klingelte. Er nahm das Gespräch an und hatte sofort die Aufmerksamkeit seiner Kollegen, denn er sah die Runde am Pizzeria-Tisch mit großen Augen und fortwährend nickend an, während er telefonierte.
»Jetzt haben wir eine Gemeinsamkeit«, sagte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte. »Wobei es sich dabei auch um puren Zufall handeln kann.« Sein Blick wanderte vom Kollegen aus Hannover weiter zu Lyn und Wilfried. »Das war mein Kollege, der noch einmal mit der Lebensgefährtin von Thomas Lug gesprochen hat. Thomas Lug plante, diesen Sonntag nach Schleswig-Holstein zu reisen. Und zwar nach Wacken. Zu diesem riesigen Open-Air-Festival.« Sein Blick wechselte wieder zu dem Hannoveraner. »Und genau dahin wollte Henning Wahlsen ab Mittwoch auch. Das steht im Protokoll seiner Ehefrau, das Sie uns gefaxt haben.«
»Das stimmt«, nickte der Hannoveraner. »Henning Wahlsen hatte Urlaub eingereicht, um an dem Festival teilzunehmen … Wir werden seine Frau umgehend dazu befragen.«
»Na, wenn da jemand alle Wacken-Teilnehmer abknallen will, werden wir noch ’ne Menge zu tun bekommen«, sagte Wilfried Knebel. »Auf jeden Fall werden wir vorsorglich schon mal abchecken, ob Stefan Kummwehl auch vorhatte, zum Wacken Open Air zu gehen.« Er sah Lyn an. »Vom Typ her würde es ja passen. Den könnte ich mir da gut vorstellen.«
Lyn wühlte bereits in ihrer Handtasche und zog das Handy heraus. »Ich rufe Hendrik an. Er kann Manuela Trippek befragen.«
Es war acht Uhr abends, als Lyn ihr Häuschen betrat. Sie warf ihre Handtasche auf die kleine Kommode im Flur, der Autoschlüssel landete in der geschliffenen Kristallschale.
»Sophie!«
Statt einer Antwort aus dem oberen Stockwerk kam Charlotte die Treppe hinunterspaziert. »Hi, Mama. Ist ja spät geworden bei dir. Gibt’s noch was zu essen oder soll ich mir ein Brot schmieren?«
»Ist Brot kein Essen?«
»Du weißt schon, was ich meine. Was Vernünftiges. Warmes. Du predigst doch immer, eine warme Mahlzeit am Tag muss sein.«
»Du hättest zur Abwechslung ja auch mal was vorbereiten können.«
»Ich bin gerade erst zu Hause. Max hat mir noch bei meinem Bio-Projekt geholfen. Das muss ich gleich bei Schulbeginn abgeben.«
Lyns Augenbraue ruckte hoch, während sie auf Charlottes Dekolleté starrte. »Ich höre Bio-Projekt und sehe das da.« Sie zog das Top ihrer Tochter ein Stück nach unten. »Das ist doch ein Knutschfleck.«
»Boah, Mama.« Charlotte riss ihr Top wieder hoch. »Das geht dich gar nichts an.«
»Zumindest wirst du noch rot. Also sind noch rudimentäre Gefühle von Scham vorhanden.«
Als Charlotte zu einer Antwort ansetzte, winkte Lyn ab. »Ich will gar nichts mehr hören. Hier …«, sie griff nach ihrer Handtasche, wühlte das Portemonnaie heraus und drückte Charlotte einen Zehn-Euro-Schein in die Hand. »Hol für dich und Sophie eine Currywurst mit Pommes aus der Gaststätte an der Mehrzweckhalle. Dann habt ihr was Warmes.«
»Schön, wenn man eine Mutter hat, die Wert auf ausgewogene Ernährung legt«, grummelte Charlotte, eilte aber flugs aus der Tür.
»So!« Lyn stampfte, nur jede zweite Treppenstufe nehmend, nach oben. Jetzt war Sophie dran. Gestern war keine Gelegenheit für ein Gespräch gewesen, da sie bei ihrer Freundin übernachtet hatte, aber nun mussten die Fronten geklärt werden.
Sophie lag auf dem Bett, die Stöpsel ihres MP 3-Players in den Ohren, und las die »Bravo«. Die Katze hatte sich an Sophies Seite gekuschelt und hob träge ihren Kopf, als Lyn eintrat.
»Hi, Mama!« Sophie zog die Stöpsel aus den Ohren und sprang auf. »Gibt’s jetzt Essen?«
Lyn schloss die Tür, sammelte Jeans und T-Shirts von Sophies Schreibtischstuhl, warf sie auf das Bett und setzte sich. Einen Moment blickte sie Sophie stumm an.
»Ist was?« Sophie ließ sich wieder auf ihr Bett plumpsen.
»Wie findest du mich? Also, so als Mutter. Damit meine ich jetzt nicht nur die von euch bevorzugten Qualitäten als Catering-Service und
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