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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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gekommen. Wahrscheinlich seit dem letzten Dienstag nicht mehr. Er trat ein, setzte sich, starrte auf die Schirme; schmerzhaft, synthetisch wach. Vincent ahnte Schwierigkeiten voraus.
    »Ah, Mason, warum haben Sie so lange gebraucht? Wir haben hier ein Trauma. Sex und alles. Ich führ’s Ihnen noch mal vor.«
    Mason hob lauschend einen Finger. Die vergangene Katherine Mortenhoe sprach von Computern. Er runzelte die Stirn, blickte von Monitor zu Monitor, erriet, wie die beiden Bilder zusammengehörten. »… lauter und lauter, bis etwas durchbrennt.«
    »In ihrem Gehirn ist etwas durchgebrannt«, sagte Vincent. Dr. Mason griff nach einem Notizquadrat, begann sich Aufzeichnungen zu machen.
    »Ich bin ein bißchen mehr als ein Computer, Rod. Ich habe ein Eigenbewußtsein. Ich begreife, was ich weiß, was ich weiß, was ich begreife.«
    »Sinnloses Gerede«, sagte Vincent. Dr. Mason brachte ihn zum Schweigen.
    »Aber Sie sterben nicht daran. Im Gegensatz zu mir. Und man hat mir gesagt, worauf ich mich gefaßt machen muß. Lauter und lauter, bis etwas durchbrennt.«
    »Lauter? Wenn Sie lauter sagen, meinen Sie dann in Wirklichkeit ›schneller‹?«
    »Sinnloses Gewäsch«, sagte Vincent. »Ich führe Ihnen die Sache vor – Sie sollen sehen, wie es dazu gekommen ist.«
    Dr. Mason schüttelte den Kopf. »Kein sinnloses Gewäsch. Sie drückt sich verschlüsselt aus, weil das sicherer für sie ist. Und Ihr Mitarbeiter geht darauf ein. Klausen würde sich sehr freuen.«
    »Aber ich will Ihnen die Vorgeschichte zeigen.«
    »Brauchen Sie nicht. Offenbar geht mein Computerunsinn mit ihr durch. Wir müssen die beiden zurückrufen, ehe es zu spät ist.«
    Die vergangene Katherine Mortenhoe rührte sich und öffnete die Augen. »Rod? Was für eine Privatschau haben Sie verweigert, Rod?«
    »Sie zurückrufen? Sie machen Witze!«
    »Wenn Sie’s nicht tun, lehne ich jede Verantwortung ab.«
    »Tun Sie nicht melodramatisch. Wir beide wissen, daß absolut nichts mit ihr los ist.«
    Mason stöhnte, beugte sich vor, schaltete mit heftiger Bewegung den Monitor ab, bedeckte seine Augen. »Sie brauchte etwas, das sie verstehen konnte, mit dem sie empfinden konnte. Gott steh mir bei, ich selbst hab’s ihr gegeben.«
    »Na, gut. Sie haben das also getan. Das heißt nicht, daß wir auch wirklich…«
    »Sie müssen die beiden zurückholen.« Er umklammerte Vincents Arm. »Verstehen Sie denn nicht? Das Syndrom lag auf der Hand, und ich hab’s benutzt. Aber die Computeranalogie war zu dicht an der Wahrheit. Vielleicht auch die Aufwühlung. Wir haben mit dem Feuer gespielt. Wenn wir sie nicht zurückrufen, wird sie sterben, ganz bestimmt.«
    »Dann ist bei ihr also wirklich eine Schraube locker.«
    »Sie ist beeinflußbar. Hysterisch, wenn Sie so wollen. Das ist doch einer der Gründe, warum wir sie ausgewählt haben. Aber verrückt ist sie nicht.«
    Vincent befreite sich von der Hand des Arztes und zog langsam eine seiner Zigarren heraus. Obwohl er damit seine tägliche Ration überschritt, zündete er sie an. Er stand über solchen Dingen.
    »Mein lieber Mann, dieses Unternehmen hat Geld gekostet. Auch Ihr Honorar war keine Kleinigkeit. Und jetzt sagen Sie so einfach, wir sollen sie zurückrufen.«
    »Ich bin eine verlorene Seele. Und ich sage, holen Sie sie zurück.«
    Vincent legte anmutig den Kopf schief. »Es ist spät, mein Lieber, und Sie sind erregt. Außerdem vergessen Sie eins – das da draußen ist die beste Forschungsmöglichkeit, die sich Ihnen je bieten wird.«
    Er deutete auf die gegenwärtige Katherine Mortenhoe, die leise im Schlaf wimmerte. Dr. Masons Zähne schienen zu klappern. »Das haben Sie mir gesagt. Sie haben mir auch versichert, daß wir sie keinesfalls sterben lassen würden.«
    »Richtig. Ein überraschendes Ende. Eine Wunderheilung.«
    »Geld auf der Bank, Mr. Ferriman. Nichts anderes.«
    Vincent starrte nachdenklich auf die schlafende Katherine Mortenhoe. Er hatte einige Argumente parat. Mea culpa war zwar ganz schön, aber der Arzt war im voraus bezahlt worden; sein eigener Ertrag dagegen hing von den Einschaltquoten der Sendung und vom Fortlauf der Serie ab. Andererseits stand auch künstlerisches Ansehen auf dem Spiel – seins und das des armen Roddie. Außerdem war es leicht, alle Verantwortung abzulehnen: Noch gab es keine entscheidenden Schritte, die Mason unternehmen konnte, ohne seinen höchst unmoralischen Anteil an den Vorgängen zu offenbaren. Und Mason war entschieden kein Kämpfer. Es sei denn…

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