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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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gefällt nicht, was mit der Mortenhoe vorgeht.«
    »Ich mache weiter. Vielleicht kann ich sie aus der Stimmung rausholen.« Aber tief im Innern glaubte ich das nicht. Vincent gefiel es jedoch, wenn seine Leute eine positive Einstellung hatten. Wenn man sich nicht vorsah, begann man sogar schon wie Vincent zu reden. Zunächst wollte ich aber die Stunden nehmen, wie sie kamen. »Vincent? Bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Im Augenblick ist das Haus leer. Die Leute waren ziemlich in Fahrt, vielleicht haben sie ihre Orgie woandershin verlegt. Aber früher oder später kommen sie zurück. Und früher oder später wird Rondavel feststellen, daß ihm ein Auto fehlt. Wenn du keinen Ärger willst, solltest du dafür sorgen, daß ihn jemand alle zehn Minuten anklingelt. Wenn er dafür sorgt, daß wir von der Polizei hopsgenommen werden, ist die ganze Sache geplatzt. Ist ohnehin ein beschissener Auftrag. Hörst du?«
    »Ich höre. Aber um Himmels willen, warum ein Auto? Was…?«
    »Denk mal drüber nach. Ich habe die Sendung verpaßt, aber hinterher einige Kommentare aufgeschnappt. Von jetzt an sind wir eine heiße Sache.«
    »Klar. Aber…«
    Ich ließ die Toilette rauschen, um seinen Protest abzukürzen. »Ich muß jetzt los«, sagte ich. »Sie ist schon zu lange allein.«
    »Warte, Roddie. Ich habe Doktor Mason hier. Er…«
    Ich unterbrach die Verbindung und öffnete die Tür. Katherine saß noch an Ort und Stelle – im Beifahrersitz des schwarzen Caravans mit den dunklen Fenstern. Wenn ich mir etwas vornehme, gehe ich auch zügig an die Arbeit. Die Zulassungsnummer -CAR 4 – war unangenehm, aber ein Bulle mußte schon sehr wachsam und mißtrauisch sein, um uns daraufhin zu stoppen.
    Ich ging zum Wagen und stieg ein. Katherine hatte offenbar gedöst. Sie nahm sich zusammen. »Ich dachte schon, Sie hätten mich verlassen«, sagte sie. Ich legte ihr die Hand auf das Knie. »Ich hätt’s Ihnen nicht übelgenommen«, fuhr sie fort. »Die Sache mit dem Wagen ist ziemlich verrückt.«
    »Wir sind ja beisammen«, sagte ich. Kranken sagt man solche Sachen.
    Ich hatte die Wagenschlüssel an einem hübsch beschilderten Haken gefunden – in einer Art Chauffeursbüro. Es war nicht mein Fehler, daß die Bürotür irgendwie aufsprang, als ich mich mal kurz dagegengelehnt hatte. Ich startete den Motor, schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr vorsichtig aus der Garage. Auf dem Weg über die Rampe mußten wir eine Art Strahl durchbrochen haben, denn im Haus hinter uns begann leise eine Alarmglocke zu läuten. Ich fuhr langsamer und sorgte dafür, daß Vincent den Alarm hörte.
    »Keine Sorge«, sagte ich zu ihm, zu Katherine. »Er wird es sich dreimal überlegen, die Polizei anzurufen. Der will bestimmt keine Schwierigkeiten, ebensowenig wie wir.« Und ein kleines Wort von Vincent, in Vincents bestem Cocktailpartyton, würde die Sache besiegeln.
    Ich fuhr zwischen den hohen Hecken entlang auf die Schnellstraße. Eine Zeitlang blieb Katherine wach, beobachtete den Asphalt, den unsere Lichter erschufen und endlos vorbeigleiten ließen. Dann stellte ich ihr den Sitz zurück, und sie schlief weiter. Ich fuhr geruhsam durch die Nacht und nahm jede Stunde, wie sie kam.
    Im Morgengrauen waren wir etwa hundert Meilen entfernt – etwa an der Grenze meiner Sendekapazität ohne Zwischenstation. Durch die Bande des Äthers an Vincent gefesselt, bog ich an der nächsten Kreuzung ab und begann auf Landstraßen zurückzufahren. Nur wenige andere Wagen waren unterwegs, und sie alle rasten nur vorbei und schüttelten uns mit ihrem Fahrtwind durch. Als es hell genug war, fuhr ich durch ein Tor auf ein Feld und schaltete den Motor ab. Zuerst war es sehr still. Als sich meine Ohren dann anpaßten, nahm der Lärm wieder zu: das Schimpfen der lebhaftesten Vogelschar, die ich je gehört hatte. Ich sah zu, wie die Sonne über einem flachen, langweiligen Hügel aufging. Nach dem Haus, den Freunden, dem Leben Coryton Rondavels war das alles atemberaubend schön.
    Ich stieg aus und ging ein Stück spazieren. Der Weg senkte sich abrupt und erreichte einen Bach und eine steile, schmale Steinbrücke. Ich setzte mich auf die Brüstung und beobachtete zwei Sumpfhühner. Ich dachte… Ich dachte nur an die Brücke und den Bach und die beiden kleinen Vögel, die sich im Schilf beschäftigten. Nach einer Weile kehrte ich zum Wagen zurück.
    Katherine schlief noch immer. Ich hatte damit gerechnet, angewidert zu sein, wenn sie ihre Ausscheidungen nicht mehr bei sich behalten

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