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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Bergerholungszentrum einer Firma, die für ihre ›Himmelswaffeln‹ bekannt war, einen vierwöchigen freien Aufenthalt für sich und ihren Mann plus Einzelzimmer und ausschließliche Benutzung der Hotelkapelle für zusätzliche sieben Tage. All dies für die einfache Aussage, sie wäre sicher hundertzehn Jahre alt geworden, wenn sie die Bergluft – und die Waffeln – nur früher entdeckt hätte. Der Vertreter dieser Firma wollte um halb drei vorsprechen.
    Es kamen Broschüren über Rollstühle und geschmackvoll aufgemachte, elektronische Atemgeräte, wobei beide Firmen sofortige Lieferung versprachen, ohne Anzahlungsbedingungen zu nennen; die Vertreter seien bereits unterwegs. Jesus Christus II. schrieb mit orangefarbener Tinte auf purpurnem Papier und bot Geld, verlangte dafür Zugang zur unsterblichen Seele von ›Mrs. Martin Lois‹.
    Inmitten von TV- und Zeitungsangeboten kamen außerdem, an Harry gerichtet, doch verräterisch schwarz umrandet, die Offerten mehrerer Beerdigungsunternehmer.
    Die Lektüre dauerte während des Frühstücks an, erstreckte sich bis in den Vormittag. Harry lief zu großer Form auf. Zuerst ließ Katherine ihn gewähren. Nach sechs oder sieben Schreiben begann sie das Ganze ungemein lustig zu finden. Er versuchte in ihr Gelächter einzustimmen, legte jedoch weiterhin all jene Briefe sorgfältig auf einen Stapel, die feste Waren- oder Geldangebote enthielten. Das kitzelte ihren Lachreiz noch mehr. Armer, geliebter, vorausschauender Harry… Ihr blieben in erster Linie die vorgesehenen Ankunftszeiten der Vertreter im Gedächtnis. Zwischen zwei und sechs Uhr heute nachmittag wurden siebzehn Repräsentanten erwartet, von denen elf die Hauptzeit zwischen halb drei und vier gewählt hatten. Und keiner würde weiterkommen als bis zum Aufkleber an der Wohnungstür.
    »Harry«, sagte sie und lachte plötzlich nicht mehr. »Harry, mein Schatz, wieviel hat Vincent Ferriman dir eigentlich geboten, als du vor einigen Tagen mit ihm sprachst?«
    Harry hob den Blick von einem Sargkatalog, den er vor ihr zu verbergen suchte. »Ist doch egal«, sagte er.
    »Siebenhunderttausend Pfund?«
    »Ich sage dir doch, es ist egal. Ich will keinen Penny von dem verdammten Geld.«
    »Aber ich vielleicht, Harry. Wenn sie schnell genug bezahlen, daß ich mir einen Nerz und zwei Cadillacs und all das Zeug leisten kann, das sich Frauen angeblich wünschen.«
    »Jetzt bist du vulgär.«
    Wie er sich süß aufplusterte! »Ist es wirklich vulgär, wenn man in den letzten Wochen noch ein bißchen gepolstert sein will?«
    »Wir dürfen nicht so reden.«
    »Ich fürchte doch, Harry.« Sie beugte sich über den Tisch, raffte all das Papier zusammen und häufte es zu einem sauberen Stapel auf, den sie im Schoß hielt. Er hatte recht: Ihr Lachen war vulgär gewesen. Aber schließlich galt für all diese Briefe und Broschüren das gleiche. »Wir müssen uns mal richtig über die Zukunft unterhalten«, sagte sie.
    Er stand auf, und sie sah, daß er noch immer sein lächerliches Handtuch trug. Er ging in der Küche herum und rückte Dinge zurecht, die eigentlich keiner ordnenden Hand bedurften. Er war ziemlich dick. Er brauchte ihren Trost, nicht ihre Fragen, doch sie konnte ihm nicht immer nachgeben. »Wenn ich tot bin«, sagte sie mit fester Stimme und freute sich über ihren Mut. »Wenn ich tot bin, mußt du fortziehen. Du wirst deine Stellung aufgeben müssen. Du brauchst eine neue Arbeit. Du brauchst Geld.«
    »Wir haben Geld.«
    Und das stimmte. Deshalb war die Wohnung ja auch so klein. Deshalb besaßen sie kein Hologramm und keinen gemieteten Zeitungsempfänger. Sie sparten auf eine alleinstehende Wohneinheit in einer guten Pensionsgegend. Sie sparten für das Alter. Sie versuchte das so komisch zu finden wie die Broschüren, doch es gelang ihr nicht.
    »Du brauchst aber viel Geld.«
    »Wofür?«
    »Du mußt einen neuen Anfang machen.«
    »Wozu?«
    Kindisches Selbstmitleid durfte sie jetzt nicht von ihrem Ziel abbringen. Ein neues Leben mußte für ihn gefunden werden, in dem er eigenständig Befriedigung fand. Natürlich wollte er nichts davon hören. Er wollte umarmt werden und gesagt bekommen, daß alles gut werden würde. Später wollte sie ihn gern belügen, doch jetzt nicht. Er hätte ihr nicht zeigen dürfen, wie dick er war.
    »Du freundest dich nicht so schnell an. Du müßtest ein nettes Heim haben, einen schönen Wagen, gute Kassetten und gutes Essen… Und wie steht es mit der Arbeitsqualifikation? Ich glaube

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