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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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nachhaltige Zerstörung der Netzhautfunktionen. Nachhaltige Zerstörung der Netzhautfunktionen.
    Es war ein aufheiternder Gedanke – nicht neu, doch nie zuvor so kraß formuliert. Ich teilte ihre Sorge. Es wäre ja schrecklich unverantwortlich von mir, zu erblinden – nach all dem Aufwand, den man mit mir getrieben hatte.
    Sie sagten, sie freuten sich, das Schlafproblem gelöst zu haben. Das neue Mittel sei doch großartig, nicht wahr? Nicht wahr? Und der Schmerz vor dem Durchbrennen gebe mir rechtzeitig Alarm, falls ich mich mal achtlos in einem verdunkelten Zimmer aufhalten sollte. Vielleicht sollte ich für den Notfall eine Taschenlampe bei mir führen. Und auch eine Karte – sie hatten eine drucken lassen –, die bei einem Unfall neben meinem Blutgruppenausweis und meiner Krankenversicherungskarte steckte. Abgesehen von all diesen Dingen konnte die Energiequelle in meinem Hals gefährlich radioaktiv werden, wenn daran herumgefummelt wurde. Aber ich solle mir keine Sorgen machen. Sorgen führten zu Anspannung, und Anspannung mache Menschen unfallträchtig. Das neue Mittel sei doch herrlich, nicht wahr? Nicht wahr?
    Ich versprach ihnen, ich würde mir keine Sorgen machen. Und das neue Mittel sei wirklich großartig. Ehrlich, ich sei kaum noch müde. Aber wie war das mit Tracey?
    Sie klopften mir auf die Schulter. Völlige Bewußtlosigkeit sei andererseits kein Problem. Das löse elektrische Ladungen aus, einen Blackout des Sensors. Es regnete Jargon. Ich sagte, ich sei froh, das zu hören, und dankte ihnen. Wenigstens verstand ich nun meinen Sohn ein wenig besser. Vielleicht war es seine Nähe zu mir, prophetisches Seelchen, die ihm seine große Angst vor der Dunkelheit eingeflößt hatte.
    Sie befreiten mich aus den verschiedenen Geräten, und ich mußte an mich halten, um nicht zu rennen, als ich aus dem mattschwarzen Trickkasten in die sonnenhellen Untersuchungsräume trat, vor die menschlicheren Fragen der Ärzte. Und nach den Ärzten kam der Psychiater. Während ich doch am liebsten abgehauen wäre und mir die Taschenlampe und einen großen Vorrat Batterien gekauft hätte.
    »Mein Lieblingscyborg«, sagte er und stand nicht auf. »Sie müssen mir mal alles darüber erzählen.«
    »Worüber?«
    Ein gewisses Maß Aggressivität wurde sicherlich von so einem Cyborg erwartet. Nun gut, meinetwegen. Dr. Klausen saß nicht hinter einem Tisch, sondern in einem Abrahams-Schoß-Sessel, der an einer Kette von der Decke baumelte. Drei andere Stühle waren im Zimmer verteilt, und er deutete nicht an, in welchen ich mich setzen sollte. Wahrscheinlich hatte schon meine Wahl der Sitzgelegenheit eine gewisse Bedeutung. Um das Gespräch gleich auf die richtige Ebene zu bringen, suchte ich mir einen harten, aufrechten Stuhl aus, von dem aus ich zum Fenster blickte und Klausen fast als Silhouette seitlich neben mir hatte. Wenn ich verhört werden sollte, na bitte. Nicht daß mir das etwas ausmachte, natürlich nicht.
    »Was soll ich Ihnen erzählen?« fragte ich.
    »Sie sind ein professioneller Interviewer. Sie wissen, wieviel Zeit verlorengeht, wenn der Befragte so tut, als verstünde er die Frage nicht.«
    »Ich weiß auch, wieviel Zeit verschwendet wird, wenn Fragen zu ungenau gestellt werden.«
    Ich rechnete damit, daß er seinen Kettenstuhl drehen würde, aber er tat nichts dergleichen. »Wenn Sie Streit wollen, bitte sehr. Sie stehen hier nicht vor einem Auswahlkomitee – das haben Sie vor Monaten hinter sich gebracht. Wenn ich mich damals geirrt haben sollte, ist es jetzt zu spät, meine Entscheidung rückgängig zu machen.«
    »Weshalb bin ich dann hier?«
    »Typisch – Sie haben mich nie nach Gründen gefragt, warum ich mich für Sie ausgesprochen habe.«
    Dieses ›typisch‹ brachte mich auf die Palme. »Und ebenso typisch werden Sie’s mir jetzt bestimmt sagen.«
    »Ärgert es Sie, daß Ihre Reaktionen vorhersehbar sind?«
    »Nein. Es ärgert mich, daß Sie sich für so schlau hatten, sie vorherzusagen.«
    »Wenn sich das so anhörte, möchte ich mich entschuldigen.«
    Vielleicht meinte er es sogar ernst. Aber Ärzte dieser Art verhielten sich gern so – es gab einen speziellen Kursus dafür bei ihrer Ausbildung.
    »Also gut«, sagte ich großzügig, »sagen Sie mir, warum Sie sich für mich ausgesprochen haben.«
    Er war gut vorbereitet. »Weil Sie ein Außenseiter waren. Außerdem waren Sie ungewöhnlich widerstandsfähig.«
    »Richtig – heute bin ich jedenfalls ein Außenseiter.«
    »Und aus gutem

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