Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
du, was ich damit meine?«
    »Nicht im Geringsten.«
    »Es bedeutet so in etwa, dass man sich über den äußeren Wohlstand
keine Gedanken machen soll, dann kommt er nämlich von selbst.«
    »So ein Quatsch!«, blaffte ich. »Was für ein dämliches Zitat soll
denn das sein?«
    Gorbitsch trat einen Schritt von mir zurück. »Bist du sicher, dass
dein Geschäft gut läuft, Ole? Du wirkst ein bisschen unentspannt.«
    Schweiß stand auf meiner Stirn, und das bei winterlichen
Temperaturen. Mein Zeigefinger fuchtelte direkt vor der Nase meines Expartners
herum. »Erzähl mir nicht«, zischte ich aufgebracht, »ob ich entspannt bin oder
nicht. Für wen hältst du dich? Nur weil du neuerdings denkst, du hättest
östliche Weisheit mit Löffeln gefressen …«
    »Schon gut, Ole, war doch nicht so gemeint«, beschwichtigte
Gorbitsch abgeklärt, als sei er Buddha persönlich. Mir wurde speiübel. »Also
lassen wir das lieber mit dem Stollen, was? Wenn du aber doch Ja sagst, könnte
ich noch Marzipankartoffeln organisieren.«
    »Ein anderes Mal vielleicht«, wehrte ich matt ab.
    »Tja, vielleicht an Karneval, was meinst du?«
    »Sicher. Machen wir.«
    Svedlana stand am Fenster. Sie hatte uns entdeckt und winkte.
    »Also dann, ich werde mal wieder«, sagte Gorbitsch und winkte
zurück.
    »Was war das übrigens für ein Tipp?«, erkundigte ich mich und tat
mein Bestes, so uninteressiert wie möglich zu klingen.
    Er blieb stehen. »Ein Tipp?«
    »Nicht dass ich einen bräuchte. Ich frage nur so.«
    »Ach, das meinst du: Eine alte Bekannte von mir, Hermine Tiedemann,
sucht einen Detektiv. Und ich habe zurzeit nicht die Kapazitäten, mich um sie
zu kümmern.«
    Ich schüttelte den Kopf und lachte, gebeutelt von ohnmächtiger Wut.
»Du hast nicht die Kapazitäten, das ist wirklich gut!«
    »Genauer gesagt ist sie eine Verflossene aus alten Zeiten. Nicht
gerade ein unkomplizierter Mensch, weißt du, aber sie ist die soziale
Stufenleiter kräftig hinaufgeklettert. Du kannst also mit einem saftigen
Honorar rechnen. Wenn du willst, gebe ich dir ihre Nummer.«
    »Nein, lass mal, Jan. Wie gesagt, ich habe nur so gefragt.«
    »Klar.« Er hob seine Hand zum Gruß und machte Anstalten,
hineinzugehen. »Außerdem steht sie ja im Telefonbuch.«

3
    An diesem Abend gönnte ich mir ausnahmsweise ein
Abendessen bei Aristides. Ich bestellte nicht nur die üblichen Vorspeisen, um
so preisgünstig wie möglich ein Sättigungsgefühl zu erzeugen, sondern eine
extragroße Portion Meatballs mit Pommes und
Krautsalat, nur um mir zu beweisen, dass ich mein Leben sehr gut allein managen
konnte, ohne von der Mildtätigkeit eines windigen Kollegen zu profitieren.
Seine Tipps hatte ich ungefähr so dringend nötig, wie man Marzipankartoffeln
und Christstollen zum Überleben braucht. Ich langte ordentlich zu, orderte
einen Zaziki nachträglich und mindestens drei Bier. Der Abend klang aus, die
Nacht brach herein und schließlich kam der unvermeidliche Ouzo, der zusammen
mit einem Porzellanteller serviert wurde, auf dem sich ein kleiner Zettel
zusammenrollte: die Rechnung. Aristides, der wie ein Bruder zu mir war,
versicherte mich seiner Freundschaft und schmeichelte mir auf seine Art, indem
er es sich als Ehre anrechnete, wenn er mich als Schwager in seiner riesigen
Familie begrüßen könnte, und erklärte sich sogar bereit, mich mit seiner
jüngsten Schwester bekannt zu machen. Jedoch sei er nicht bereit, sich weiter
vertrösten zu lassen.
    »Vertrösten? Was zum Teufel meinst du denn damit?«
    »Ich meine anschreiben. Dein Kredit bei mir ist aufgebraucht.«
Aristides behauptete, dass ich mit fast zweihundert Euro in der Kreide stünde.
Daraufhin lud ich ihn an meinen Tisch ein und spendierte ihm ein paar Ouzo. Mit
Engelszungen versuchte ich ihm die Lage zu erklären: dass ich gerade einen
wichtigen Fall an Land gezogen hätte und es nur eine Frage von wenigen Tagen
sei, bis ich wieder flüssig wäre. Und dass man ihm als Griechen ja wohl nicht
lang und breit erklären müsse, was es bedeute, zahlungsunfähig zu sein. Während
unserer Unterredung hatte ich des Öfteren den Eindruck, dass er gar nicht
verstand, wovon ich sprach, was übrigens auch für mich selbst galt. Als ich
mich verabschiedete, schien Aristides erleichtert zu sein, dass er endlich
schlafen gehen konnte. Er gähnte ungehemmt und schlug von sich aus vor, mir
weiteren Kredit einzuräumen. Obendrein bot er an, mir auch noch einen Erlass
von zwanzig Prozent zu gewähren, wenn ich dafür

Weitere Kostenlose Bücher