Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi
ihn unter Umständen
später blind für das Offensichtliche. Aber Anna schwieg jetzt. Sie wusste nur
zu gut, dass es nicht darauf ankam, jemandem die Wahrheit zu sagen. Es kam
vielmehr darauf an, diese Wahrheit im richtigen Moment zu sagen – und das war
immer ein Moment, in dem sie auch angenommen werden konnte. Alles andere war
schlicht sinnlos.
»Er ist
wie eine Zikade«, sagte Haller plötzlich.
»Wer?«
»Na, der
Mörder. Wer sonst?«
»Um
ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung davon, wie dieser Vergleich gemeint ist.
In Biologie war ich nie besonders gut.«
Haller
lächelte matt. »Zikaden schlüpfen nur alle siebzehn Jahre. In der Zwischenzeit
sind sie scheinbar verschwunden, aber nach siebzehn Jahren treten sie so
massenhaft auf, dass ihre Fressfeinde völlig überfordert mit den großen
Schwärmen sind. Verstehen Sie nicht? Für eine Weile in der Versenkung zu
verschwinden ist eine Strategie, um sich seinen Jägern zu entziehen, sie
glauben zu machen, dass man gar nicht mehr existiert. Und wenn derjenige dann
plötzlich doch wieder aus der Versenkung auftaucht, rechnet niemand mehr mit
ihm.«
»Ein
guter Vergleich. Aber ich fürchte, unser Mörder wird keine siebzehn Jahre
brauchen, um erneut aufzutauchen. Wir gehen ja davon aus, dass es bei allen
Morden dieser Serie derselbe Täter war. Dass seine Reizschwelle inzwischen
erheblich vermindert worden ist, dürfte sich schon allein darin zeigen, dass
die Abstände zwischen den einzelnen Morden immer kürzer wurden. Er wird immer
schneller diesen besonderen Kick brauchen, den ihm seine Taten verschaffen.«
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