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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Nebenzimmer. Kurz darauf kehrte sie in
Begleitung von Conny Löwenich zurück, der Kaffee und Knabberzeug hinstellte und
sich wieder empfahl. Hermine breitete Karten auf dem Tisch aus. Es waren
Weihnachtskarten, drei an der Zahl: eine Krippe im tiefsten Schnee, die
Heiligen Drei Könige auf dem Weg zur Krippe, das Jesuskind in der Krippe.
    Das war ja ein Ding. »Sie wollen, dass ich sie umdrehe, stimmt’s?«
    Erwarten Sie den Besuch von zwei Geistern ,
stand auf der Rückseite der Karte mit der verschneiten Krippe, die Sie zur Verantwortung ziehen werden für das, was Sie letztes
Jahr getan haben.
    Gez. Geist der gegenwärtigen Weihnacht
    Schämen Sie sich , stand auf der Rückseite
der zweiten Karte. Wenn das die Freiheit ist, die Sie als
Mann der Öffentlichkeit predigen, dann möchte ich nicht mit Ihnen tauschen,
wenn Sie vor dem Jüngsten Gericht stehen (was im Übrigen schon bald der Fall
sein wird). Gott sei Ihrer Seele gnädig.
    Geist der vergangenen Weihnacht
    Und dann die dritte, die mit den drei Weisen aus dem Morgenland: Niemand entgeht seinem Schicksal. Bilden Sie sich nicht ein, Sie
würden mich los, indem Sie sich verleugnen lassen. Ich werde Sie finden und
dann gnade Ihnen Gott.
    Geist der blutigen Weihnacht
    »Da erlaubt sich einer einen schlechten Scherz«, vermutete ich.
»Wieso machen Sie sich Sorgen?«
    »Diethardt ist auch dieser Meinung. Wir sollten die Karten
wegwerfen, sagt er. Keine Reaktion würde den Kerl am meisten ärgern.«
    »So sehe ich das auch.«
    »Aber so einfach ist die Sache nicht. Diethardt ist nicht
irgendjemand.«
    »Das sagten Sie bereits. Und das sind auch nicht irgendwelche
Weihnachtskarten. Sie wissen nicht zufällig, was Ihr Mann letztes Jahr getan
hat?«
    Misstrauen runzelte ihre künstlich gebräunte Stirn. »Sie glauben
doch nicht etwa das, was da steht?«
    »Er muss ja keine Affäre gehabt haben. Vielleicht hat er nur
irgendwo in der Nacht mit besoffenem Kopf einen Briefkasten umgefahren und sich
dann verdrückt. So etwas kommt vor.«
    »Diethardt hat sich nichts dergleichen zuschulden kommen lassen«,
bekräftigte Hermine und der Nachdruck in ihrer Stimme war es, der mich stutzig
machte. Natürlich wollte sie unbedingt, dass ihr geliebter Diethardt eine reine
Weste hatte, aber sie wusste offenbar nicht genau, ob da nicht doch irgendwo
ein kleiner hässlicher Fleck war. Diese Unsicherheit machte sie rasend. Und
deshalb brauchte sie jemanden wie mich, den Gorbitschs giftige Zunge zum
Experten für diskrete Ermittlungen hochgelobt hatte. Ich sollte Licht in die
Sache bringen und es, nachdem sie einen Blick darauf geworfen hatte, gleich
wieder ausknipsen.
    »Woher kennt Ihr Mann einen gewissen Franz Schubert?«
    »Diethardt ist ein sehr musikalischer Mensch. Klassik hat ihm immer
schon am Herzen gelegen.«
    »Ich meine den Schubert, dem die ›World of Christmas‹ gehört, eine
Firma für Festtagsbedarf, die hier in der Stadt ansässig ist.«
    »Woher wissen Sie denn, dass die beiden sich kennen?«
    »Es ist nur eine Vermutung. Herr Schubert hat auch Post vom Geist
der blutigen Weihnacht erhalten.«
    Hermine starrte mich eine Weile an. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Also, das ist ja …«
    »Na schön«, sagte ich, »ich werde mich darum kümmern. Aber eines
möchte ich vorab klären: Falls Sie erwägen sollten, mir keinen Vorschuss zu
zahlen, bemühen Sie sich am besten gleich um jemand anderen.«
    Hermine Tiedemann sammelte die Weihnachtskarten wieder ein und
überreichte sie mir zusammen mit einem hellblauen Briefumschlag. »Dies dürfte
fürs Erste reichen«, sagte sie frostig. »Falls Sie mehr brauchen, sagen Sie mir
Bescheid, ansonsten erwarte ich Ihre Rechnung bei Abschluss des Falles.«
    Sie begleitete mich noch zur Haustür. Den Rückweg durch den
verschneiten Garten fand ich allein. Conny Löwenich ließ sich nicht blicken.
Geschirrgeklapper, das ich aus der Küche vernahm, deutete darauf hin, dass er
mit dem Abwasch beschäftigt war.
    Ich trat auf die Straße und genoss die winterliche Stille in dieser
friedlichen Gegend, die vom emsigen Werk schneeschippender Anwohner untermalt
wurde. Die nahe Umgehungsstraße machte sich kaum bemerkbar, was wahrscheinlich
daran lag, dass der Schnee den Verkehr zum Erliegen gebracht hatte. Ich schritt
die Mauer entlang, an der ich mein Rad abgestellt hatte. Dann kehrte ich um und
ging noch einmal zurück zum Gartentor. Das Rad war nicht mehr da.
    Wer hätte das gedacht? Argwöhnisch fokussierte ich die

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