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Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman

Titel: Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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tschechischen Leichtathleten Emil Zatopek, und vielleicht spielte es auch eine Rolle, dass
     er den gleichen Vornamen trug, auch wenn sich die Schreibweise leicht unterschied. Für meine Mutter klang »Zatopek« anders,
     exotisch, bohemehaft. Keiner der beiden, die ganz gewöhnliche Namen besaßen, konnte sich vorstellen, was dies für einen Jungen
     bedeutete, der in einer Bergbaustadt aufwuchs. Dabei hinterließ weniger der mitleidlose Spott der anderen Kinder seine Narben.
     Doch keiner der beiden sah vorher, welchen Ärger und welche Wut sich im Lauf des Lebens aufstaute, wenn man bei jedem Formular,
     das auszufüllen war, seinen Namen buchstabieren musste; wenn andere die Augenbrauen hochzogen und ihr unvermeidliches »Wie
     bitte?« folgen ließen, wenn man sich vorstellte.
    Es gab nur zwei Ereignisse in meinen ersten sechs Lebensjahren, die mich immer begleiten sollten.
    Das erste war, als ich die Schönheit der Frauen entdeckte.
    Dies hatte sehr vielfältige, facettenreiche Auswirkungen, und Sie müssen es ertragen, wenn ich hier von der Chronologie und
     dem Erzählfluss abweiche. Aber es war ein Thema, das mich faszinierte, verzauberte und letztendlich zu dem Puzzle beitrug,
     das meine Psyche darstellt.
    Die genauen Einzelheiten dieses denkwürdigen Ereignisses habe ich längst vergessen. Ich glaube, ich war knapp sechs Jahre
     alt, wahrscheinlich spielte ich im Wohnzimmer des Bergmannshauses mit meinen Spielsachen, um mich herum die Erwachsenen, der
     weitläufige Künstlerkreis meiner |32| Mutter, als ich aufsah und eine ihrer Freundinnen, eine Schauspielerin, anblickte. Und in diesem Moment erkannte ich ihre
     Schönheit, unbestimmt, vage nur, doch in dem festen Wissen, dass sie schön war, dass die Vollendung ihrer Gesichtszüge, ihres
     Körpers einen überwältigte. Ich muss zugeben, ich kann mich nicht mehr an ihr Gesicht erinnern, nur noch daran, dass sie klein
     und schlank gewesen war und wahrscheinlich braunes Haar gehabt hatte. Es war die erste von vielen ähnlichen Erfahrungen, von
     denen jede einzelne ein Meilenstein meiner wachsenden Bewunderung und meines besinnlichen Nachdenkens über die Schönheit der
     Frauen war.
    Natürlich bestand die Gefahr, dass man darüber seine Objektivität verlor. Denn schließlich bewundern alle Männer schöne Frauen.
     Ich allerdings glaubte, dass mein Faible für die Schönheit, die Art und Weise, wie sie mich beeindruckte, weiter ging, als
     es gewöhnlich der Fall ist. Vielleicht, dachte ich damals, als ich noch über die nötige Energie und den Hunger nach Reflexion
     verfügte, vielleicht war dies das Einzige, was ich von den künstlerischen Genen meiner Mutter vererbt bekommt hatte: verzaubert
     zu sein von der Figur, den Formen, den einzelnen Bestandteilen, die das Gesamtbild einer Frau ergeben — so wie der Körper
     meines Vaters sie verzaubert hatte. Der Unterschied war nur: Sie wollte sie malen, wie sie so oft die Gesichter und Gesten
     anderer Menschen gemalt hatte. Ich aber gab mich immer damit zufrieden, sie betrachten und darüber nachsinnen zu können. Über
     die Ungerechtigkeit der Götter zu grübeln, die die Schönheit so willkürlich verteilten; über den Teufel des hohen Alters,
     der die Schönheit wieder wegnehmen konnte, |33| sodass nur die dadurch geformte Persönlichkeit zurückblieb; über den Einfluss staunenswerter Schönheit auf den Charakter der
     Frau; über die sonderbaren Eigenheiten der Schönheit, die vielen wundervollen Facetten von Nase, Mund und Kinn, Wangenknochen
     und Augen. Und ich dachte über den Humor der Götter nach, deren Verschlagenheit und Boshaftigkeit, wenn sie einer Frau einen
     vollkommenen Körper verliehen, sich beim eigentlichen Epizentrum der Schönheit, dem Gesicht, aber zurückhielten. Oder wenn
     sie ein köstliches Gesicht mit einem hässlichen Körper verbanden. Oder allem ein kleines, unvollkommenes Detail anfügten,
     das dann plötzlich frei im Niemandsland hing.
    Oh, und das Talent der Frauen, mittels Kleidung und Farbe, Lippenstift und Bürste und der kleinen Gesten der Hände und Finger
     den Geiz der Natur zu überlisten und ein verbessertes, verlockenderes Produkt entstehen zu lassen.
    Von diesem Augenblick an in jenem Wohnzimmer in Stilfontein war ich ein Sklave der Schönheit.
    Das zweite unvergessliche Ereignis während meiner ersten sechs Lebensjahre begann mit einem Erdbeben.

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    Ich kehrte aus Windhoek zurück, und Jan sollte mich eigentlich am Flughafen abholen. Doch er

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