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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Achseln, als wäre die Sache damit entschieden. »Einen besseren Schutz kann ich mir gar nicht wünschen.«
    Osborne gab einen Laut von sich, halb Lachen, halb Knurren.
    Alex machte einen Schritt auf die Tür zu. »Dann fülle ich jetzt das Formular für neue Mandanten aus und eins für ein neues Mandat, und ich mache eine Interessenkonfliktprüfung.«
    Das war der Knackpunkt. Falls Osborne dagegen war, dann musste er es jetzt sagen. Wenn er schwieg, würde jeder Tag, der verging, neue Fakten schaffen, um die Osborne zunehmend schwerer herumkäme.
    »Wenn wir kein Honorar nehmen«, sagte Osborne, »muss ich das auf jeden Fall den Partnern vortragen.«
    »Ich weiß. Aber ich bin zuversichtlich, dass die auf Sie hören werden.« Alex blickte Osborne direkt an. »Die Sache ist wichtig für mich, David.«
    Unausgesprochen, aber deutlich hörbar war:
So wichtig, dass ich nächste Woche für Weil, Gotshaal arbeite, wenn Sie mich reinlegen, und dann können Sie sich jemand anderen suchen, der Sie bei Ihren Mandanten so clever aussehen lässt, wie ich das tue.
    Eine Sekunde verstrich. Osborne sagte: »Ich möchte nicht, dass Sie allein daran arbeiten.«
    Damit hatte Alex nicht gerechnet. Er konnte nicht einschätzen, was es bedeutete. Hatte er soeben gewonnen? Hatte Osborne klein beigegeben? »Was soll das heißen?«, fragte er.
    Osborne schnaubte. »Kommen Sie, Sie Ass. Wie wollen Sie die Sache erfolgreich über die Bühne bringen, ohne dass jemand Ihnen assistiert?«
    Darüber hatte Alex nicht nachgedacht. Er arbeitete überwiegend allein. Und das gefiel ihm so.
    »Na ja, es ist noch ein bisschen früh –«
    »Außerdem«, sagte Osborne, »wie sollen wir ein großes Stück vom Unternehmen dieses Burschen rechtfertigen, wenn wir nur einen Anwalt auf das Mandat ansetzen? Er soll schließlich wissen, dass er richtig betreut wird.«
    Alex wusste nicht, ob er lachen oder sich ärgern sollte. Osborne forderte ihn praktisch auf, noch mehr Zeit zu verlieren. Aber wenn das nun mal erforderlich war, damit Osborne das Gefühl bekam, einen kleinen Sieg zu erringen – nachdem er von Alex so erfolgreich manipuliert worden war –, dann sei’s drum.
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Alex.
    »Nehmen Sie die Araberin, die gutaussehende. Wie heißt sie noch?«
    Alex spürte, wie sich seine Wangen leicht röteten, und hoffte, dass Osborne es nicht merkte. »Sarah. Sarah Hosseini. Sie ist keine Araberin. Sie ist Iranerin. Perserin.«
    »Auch gut.«
    »Wieso sie?«
    »Sie haben schon mal mit ihr zusammengearbeitet, richtig?«
    »Ein- oder zweimal.«
    Osborne sah ihn an. »Dreimal, um genau zu sein.«
    Himmel, Osborne war zwar kein Hightech-Spezialist, aber er war genau im Bilde, wer für was Arbeitsstunden in Rechnung stellte.
    Alex kratzte sich die Wange, hoffte, dass die Geste ungezwungen wirkte. »Ja, könnte sein.«
    »Sie haben sie in Ihrer Beurteilung als ›für eine neue Mitarbeiterin ungewöhnlich selbstsicher und kompetent‹ bezeichnet.«
    In Wahrheit war diese Bewertung noch eine Untertreibung. »Klingt richtig.«
    »Ist sie wirklich so gut?«
    Alex zuckte die Achseln. »Sie hat vor ihrem Jurastudium den Bachelor in Informationssicherheit und Computerforensik am Caltech gemacht.« Er wusste, dass Osborne das als leichte Kränkung empfinden würde, aber er war so gereizt, dass ihn das nicht mehr kümmerte.
    »Na, sie hat hier nicht genug zu tun. Nehmen Sie sie. Bilden Sie ein Team. Haben Sie damit ein Problem?«
    Was beabsichtigte Osborne mit seinen Fragen? Würde die zusätzliche Anwältin Osborne die Möglichkeit geben, ihre Arbeit besser zu kontrollieren, sie nach und nach an sich zu reißen?
    Oder machte er sich bloß einen Spaß daraus, Alex zu ärgern, ihm die Zusammenarbeit mit Sarah aufzuzwingen, weil er wusste …
    »Nein«, sagte Alex, ohne den Gedanken weiterzuspinnen. »Überhaupt kein Problem.«

    Nachdem Osborne aus Bangkok zurückgekommen war, hatte er dann tatsächlich die Partner davon überzeugt, Hilzoy als Mandanten anzunehmen. Es habe einigen Widerstand gegeben, aber das kaufte Alex Osborne nicht so richtig ab. Er ging eher davon aus, dass überhaupt keine große Überzeugungsarbeit nötig gewesen war. Vielleicht war den Partnern so was gerade recht – aber ja, soll der kleine Anwalt doch ruhig noch mehr Stunden arbeiten, während wir die Gewinne einstreichen, falls sich die Sache als lukrativ erweist. Vielleicht hatte Osborne es deshalb als Herkulesarbeit hingestellt, damit Alex das Gefühl hatte, in

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