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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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fürchte, Sie werden mir sehr viel Vertrauen entgegenbringen müssen, wenn Sie auf die Jugoslawientour verzichten.«
    Gabriele schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, nein. Vertrauen ist gut, aber ein wenig mehr will ich schon in der Hand haben, bevor ich investiere.«
    Spencers Stirn wurde von Sorgenfalten überzogen. »Sie sind wirklich hammerhart, was? Well, was ich Ihnen anbieten kann, ist ein Muster. Ein bereits nach Deutschland geschmuggeltes kleines Einzelstück aus der Sammlung, das Sie auf seine Echtheit untersuchen können. Wäre das ein Weg, den Sie bereit wären zu gehen?«
    Gabriele blieb zurückhaltend: »Kommt ganz darauf an, wo uns dieser Weg hinführt.«
    Spencer sah sie gewinnend an: »Nicht weit, keine Sorge. Der Treffpunkt liegt nur eine knappe Autostunde von hier entfernt.«
    »Wo – genau – wollen Sie uns hinlotsen?«, wollte Gabriele wissen.
    Spencer hob die Schultern. »Gewisse Sicherheitsstandards müssen wir nun mal einhalten, wenn wir nicht schon bei der Überprüfung der Ware auffliegen wollen. Dafür sollten Sie eigentlich Verständnis haben.«
    »Ja, ja, schon gut. Also wo?«
    »Ich habe lange nach einer Art neutralen Zone Ausschau gehalten, in der wir keinen Ärger mit der deutschen Polizei zu befürchten haben. Gefunden habe ich diese Zone in der Oberpfalz. Genauer gesagt: am Rande des Truppenübungsplatzes von Grafenwöhr.«
    »Was?«, fragte Gabriele entgeistert. »Auf dem Schießplatz der Amis?«
    Spencer verzog das Gesicht. »Was für ein abwertender Ausdruck für das größte Truppenübungsgelände der US Army außerhalb der Vereinigten Staaten? Nein, nein, Grafenwöhr ist nicht bloß ein Schießplatz. Es ist ein riesiges Areal!«
    »Ein riesiges Areal, mag sein«, mischte Sina wieder mit, »aber auch ein Sperrgebiet. Da kommen wir doch gar nicht rein.«
    Spencer lächelte verschmitzt. »Ich habe für uns einen Bereich ausgespäht, der zwar in den Hoheitsbereich der US Army fällt, aber nicht mehr genutzt wird. Ein vergessenes Dorf am Rande des Truppenübungsplatzes, in dem früher der Häuserkampf trainiert wurde. Heute stehen die zerschossenen Häuser leer und sind dem Verfall preisgegeben. Dieses Areal ist ohne großen Aufwand zu erreichen und wird kaum noch von der MP patrouilliert.«
    Gabriele horchte auf. »Ein verlassenes Dorf – unzugänglich für die deutsche Polizei?« Ein Paradies für Hehler, dachte sie. Doch sie wollte sich ihre Euphorie nicht anmerken lassen. »Ist es denn wirklich sicher?«, fragte sie streng.
    »Todsicher«, sagte Spencer und ließ seine Augen blitzen.
     
    Als sie sich vorm Burger King in der Königstraße verabschiedeten, hatten sie eine feste und verbindliche Verabredung mit Spencer getroffen. Sina fasste es in ihren eigenen Worten noch einmal zusammen, während sie den Weg zur U-Bahn-Station einschlugen: »Wir haben also Vertrauen gewonnen zu Spencer, richtig? Er will uns eine kleine Kostprobe aus dem serbischen Gemäldeschatz geben, aber das geht nur auf neutralem Boden, wo uns die deutschen Behörden nicht erwischen können. Durch seine Connections zur Army will er uns auf den Truppenübungsplatz Grafenwöhr einschleusen, wo es ein Dorf für Schießübungen gibt, das nicht mehr genutzt wird und daher einen idealen konspirativen Treffpunkt bildet.«
    »Korrekt«, bestätigte Gabriele.
    »Ist dieser Plan nicht mindestens genauso verrückt wie eine Reise ins Bürgerkriegsgebiet nach Jugoslawien?«
    »Mag sein, Kleine, dass ein gewisses Restrisiko für uns besteht. Aber es gibt einen ganz entscheidenden Vorteil: Eine Fahrt in die Oberpfalz belastet meinen Etat weitaus weniger als ein Flug nach Belgrad!«

8
     
    Der Etat. Der schnöde Mammon stand im Zentrum von Gabrieles Gedankenwelt, dachte Sina später, als sie sich in ihre kleine Dachgeschosswohnung zurückgezogen hatte und den Tag zu rekapitulieren versuchte. Sie lümmelte sich auf ihrem Sofa, ein Holunderblütentee stand griffbereit auf einem Tischchen und verbreitete einen angenehm süßlichen Duft. Ja, grübelte sie, Gabis Horizont blieb ziemlich eingeschränkt, das ließ sich nach all den Jahren ihrer Freundschaft nicht leugnen. Sobald jemand mit ein paar Scheinen winkte, schien Gabriele bereit zu sein, sich blindlings in jede Gefahr zu stürzen und das Wohl ihrer Freundin und oft genug auch das ihres Bruders Friedhelm der Willkür dubioser Geschäftspartner auszusetzen. Kein feiner Charakterzug, resümierte Sina verbittert.
    Aber sie wäre nicht Gabrieles beste Freundin, wenn sie

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