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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Sätze auswendig gelernt, weil er sie in seinem Beruf so oft verwenden musste: »Euer gemeinsamer Bekannter Klaus wurde tödlich verletzt. Es tut mir leid, dir diese schlimme Botschaft überbringen zu müssen, aber ich möchte nicht, dass ihr es erst aus dem Radio oder der Zeitung erfahrt.«
    »Wie …? Wann …?« Mehr war Gabriele zunächst nicht im Stande zu sagen.
    Diehl berichtete ihr von den Vorkommnissen am Aufseßplatz und den Rückschlüssen, die die konfusen und sich teilweise widersprechenden Zeugenaussagen bislang zugelassen hatten. Ohne Umschweife machte er zudem deutlich, dass es sich seiner Meinung nach um Mord handele und er bereits eine Sonderkommission ins Leben gerufen habe.
    Gabriele, deren Schock über die völlig unerwartete Mitteilung allmählich dem Wissensdurst wich, verlangte nach mehr Details: »Wie genau hat sich die Sache zugetragen?«
    Diehl fuhr sich mit der Hand über den Bart. »Wie bereits gesagt: Eine Tat am helllichten Tag und in aller Öffentlichkeit. Es gibt jede Menge Zeugen, aber niemand hat wirklich etwas gesehen. Als Klaus zu Boden sank, sah es für die Passanten so aus, als hätte er einen Schwächeanfall erlitten. Mehrere Fußgänger konnten beobachten, wie ein anderer Spaziergänger ihn zu stützen versuchte und dann auf den Pflastersteinen absetzte.«
    »Dieser Spaziergänger, der geholfen hat …«
    »… ist kurz darauf im Getümmel der Schaulustigen verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Jedoch haben wir eine recht exakte Personenbeschreibung.« Diehl räusperte sich und riet Gabriele, sich besser hinzusetzen, bevor er fortfuhr: »Der Spaziergänger entsprach in Statur und Haarfarbe einem Mann, mit dem du und deine Freundin bereits in Konflikt geraten seid. Ein Profikiller, den ihr unter dem Namen ›Irischer Bauer‹ kennt.«
    Gabrieles Hände schossen wie von allein nach oben und pressten sich vor ihren Mund. Nein! Das konnte, das durfte nicht wahr sein! Sollte sie die Vergangenheit abermals eingeholt haben? Mit zittriger Stimme suchte sie nach letzter Gewissheit: »Ist es möglich, dass sich die Zeugen getäuscht haben? Kann es sich um eine Verwechslung handeln?«
    Der Kommissar schüttelte sehr langsam den Kopf. »Die Zeugenaussagen sind es leider nicht allein, die uns auf diese Spur gebracht haben: Der Kehlkopf des Opfers war zerquetscht, zusätzlich das Rückgrat gebrochen. Das ist unzweifelhaft die Handschrift des Iren, der diese sichere Art des lautlosen Tötens praktiziert, wenn er nicht gerade mit Giftspritzen hantiert.«
    Für Gabriele hörten sich diese detaillierten Beschreibungen an wie blanker Zynismus, doch sie wusste, dass Diehl lediglich Tatsachen vor ihr ausbreitete. Sie konnte sich drehen und wenden wie sie wollte und musste sich doch eingestehen: Die Schrecken der Vergangenheit waren zurückgekehrt!
    Diehl, der ihre Sorgen und Ängste erkannte, näherte sich ihr behutsam und legte seinen Arm um ihre Schulter. Es war eher eine väterliche Geste. Gabriele wusste das zu schätzen und fühlte sich umso mehr mit diesem im Grunde genommen immer noch Fremden verbunden. Sie spürte, wie die Kraft, die von Diehls Arm und seiner starken Hand ausging, auf sie übertragen wurde. Das gab ihr selbst etwas von ihrer eigenen Stärke zurück, sodass es ihr gelang, ihre Emotionen im Zaum zu halten.
    Sie stellte weitere Fragen, die Diehl bereitwillig beantwortete. Unbewusst wollte sie, indem sie den Kommissar löcherte, wohl auch vermeiden, dass eine Pause entstand. Denn sie ahnte mehr als zu wissen, dass Diehl noch nicht am Ende war. Seine offizielle Botschaft hatte der Polizist nun überbracht, was aber noch ausstand, war der Rat des Privatmenschen Diehl.
    Und tatsächlich: Als Gabrieles Wissensdurst fürs Erste gestillt war, sie sich ein plastisches Bild von Klaus’ letzten Lebensminuten machen konnte und sie wusste, dass nicht nur die deutsche Polizei, sondern auch Interpol nach dem Iren fahndete, redete Diehl Tacheles: »Gabi«, sprach er sie mit der Kurzform ihres Vornamens an, um den privaten Charakter des nun Folgenden hervorzuheben. »Es mag einen offensichtlichen Grund für den gewaltsamen Tod deines Bekannten geben. Die Vermutung drängt sich geradezu auf, dass es sich um einen Racheakt des Verbrechersyndikats handelt, dem du im vergangenen Jahr in die Quere gekommen bist.«
    »Ja, die waren … – hinter dem DDR-Gold her«, stammelte Gabriele.
    »Nicht nur die«, stellte Diehl richtig. »Fest steht, dass Klaus mit diesem Syndikat sympathisierte und

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