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Todesfrauen

Todesfrauen

Titel: Todesfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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wulstigen Finger um seine Schultern.
    »Aua«, sagte Klaus und merkte selbst, wie hilflos und naiv das klang. Er schaute sich um. Überall waren Leute auf dem Platz. Einige kamen aus der nahen U-Bahn-Station, andere aus umliegenden Geschäften. Kinder spielten Ball und tollten mit einem Hund herum. Klaus hatte keine Vorstellung von dem, was passieren würde. Aber es konnte nichts Schlimmes sein, denn sie befanden sich ja mitten in der Öffentlichkeit. Was auch immer der irische Bauer von ihm wollte – es handelte sich um ein harmloses Aufeinandertreffen. Vielleicht der Versuch einer Kontaktaufnahme, um – ja, worum?
    Der große, starke Mann atmete schwer, als er Klaus’ Hals in die Beuge zwischen seinem Unter- und Oberarm nahm und langsam zudrückte. Klaus war nicht klar, wozu das dienen sollte. Wollte ihn der irische Bauer gefügig machen, damit er ihm folgte? Um mit ihm in ein Auto zu steigen, das um die Ecke parkte? Aber wozu musste er ihn in den Schwitzkasten nehmen? Klaus würde ihm doch auch so folgen.
    Der Schraubstock um seinen Hals zog weiter an. Klaus machte einen halbherzigen Versuch, sich zu wehren. Um nach Hilfe zu schreien, war es bereits zu spät: Seine Kehle war wie zugeschnürt. Er merkte, wie die Blutzufuhr zu seinem Kopf ins Stocken geriet.
    Allmählich, ganz langsam, verschwommen seine Gedanken. Er verlor die Kontrolle über seine Gliedmaßen. Seine Beine gaben nach, doch der Ire hielt ihn in der Senkrechten. Dann lösten sich Klaus’ Finger von den Blumen. Wie in Zeitlupe fiel der Strauß zu Boden. Das Papier platzte auf. Die Rosen befreiten sich aus ihrem Verbund und verteilten sich über das Pflaster.
    Sie waren das Letzte, was Klaus wahrnahm, bevor die ewige Dunkelheit von ihm Besitz ergriff.

7
     
    Treffpunkt war das Lorenzer Wetterhäuschen im Schatten der Lorenzkirche, umgeben von Marktständen. Gabriele und Sina standen auf dem Kopfsteinpflaster unmittelbar vor dem gedrungenen Türmchen, beide etwas nervös. Wie mochte Vladis Chef aussehen? Würden sie ihn erkennen oder würde er sie erkennen?
    Zahllose Passanten strömten an ihnen vorbei. Junge Pärchen und Rentner, eine Kindergartengruppe und die Mitglieder eines peruanischen Panflötentrios. Ab und zu blieb jemand stehen, schaute sich um, fand seine Verabredung und ging weiter. Denn das Wetterhäuschen galt als beliebter Sammelpunkt, von vielen genutzt.
    Es war bereits 20 Minuten über der Zeit, als ein mittelgroßer, dicklicher Herr auf sie zutrat. Er trug eine beige Hose, ein dazu passendes Hemd und eine kakifarbene Weste. Sein Gesicht war rund und wurde von einer Brille mit starken Gläsern und stabilem Rahmen dominiert. Unter einer ausgewaschenen Baseballkappe lugten grau durchsetzte Haare hervor.
    »Spencer Jacobson«, stellte sich der Mann ihnen vor und legte zum Gruß seine Hand an sein Käppi. Mit unüberhörbarem amerikanischen Akzent sagte er: »Vladi meint, ich soll mal selbst mit euch sprechen. Ihr seid ziemlich misstrauisch, ja? Schon mal schlechte Erfahrungen gemacht? Well, dann will ich euch mal die Angst nehmen. Geschäfte mit Good-old-Spencer zu machen, hat noch niemandem geschadet.« Er machte Anstalten zu gehen, worauf sich auch die Frauen in Bewegung setzten.
    Spencer schlenderte die Königstraße in Richtung Hauptbahnhof entlang und plauderte mit freundlich warmer Stimme weiter: »Dass Sie Vorbehalte haben, kann ich nachvollziehen. Vladi ist ein netter Kerl, aber hat Ihnen das Unternehmen wohl etwas salopp vorgestellt. Well, lassen Sie mich einen neuen Versuch unternehmen, um Sie für meine Sache zu begeistern. Fangen wir einfach noch mal ganz von vorn an. Ich werde Ihnen erzählen, wer ich bin und was ich so treibe. Danach kommen wir auf die Ware zu sprechen und die Wege, wie Sie da rankommen.«
    Gabriele und Sina hatten nichts dagegen einzuwenden. Und so hörten sie ihrem Begleiter stumm zu, während sie die Königstraße mit ihren mehrstöckigen Geschäftshäusern, Lokalen, Bäckereien und Bratwurstbuden sehr langsam entlangbummelten.
    Spencer berichtete, dass er in den 70er-Jahren als GI der US Army nach Nürnberg gekommen und lange Jahre in den Merrell Barracks an der Frankenstraße stationiert war. Im Hauptberuf bei der kämpfenden Truppe wandelte er sich nebenbei bald zum inoffiziellen Versorgungsoffizier seiner Einheit. Denn durch beste Beziehungen zu diversen Fräuleins und Schwarzmarktkreisen gelangte er an all die begehrten Dinge, die dem gemeinen Soldaten normalerweise nicht zustanden.
    »Ich habe

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