Todesjagd
ganz auf. Den Geruch merkte er diesmal kaum.
Hinter ihm wurde die Tür des BMW geöffnet und wieder geschlossen, dann näherten sich dem Truck Schritte.
»Overalls, Handschuhe und Plastikfolie!«, rief Quinn, ohne sich umzusehen.
»Und was ist mit dem Benzin?«
»Noch nicht.«
Als Nate zum Wagen zurückkehrte, kletterte Quinn in den Container und ging zu der Leiche. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es dazu gekommen war, dass man Markoff in einem Schiffscontainer entsorgt hatte. Klar, Markoff hatte zur CIA gehört, hatte sich aber im vergangenen Winter vorzeitig pensionieren lassen, weil ihn der Schreibtischjob in Langley,
den er erst ein paar Monate vorher angetreten hatte, zu Tode gelangweilt hatte.
Also, was ist passiert? , fragte Quinn lautlos seinen toten Freund.
Die einzige Antwort war das Geräusch von Nates Schritten draußen vor dem Container.
»Hier!«, rief Nate laut.
Quinn drehte sich um. Nate stand auf dem Boden, nur ein Drittel seines Körpers ragte über den unteren Rand des Containers hinaus. In einer Hand hielt er zwei Overalls und zwei Paar Handschuhe.
Quinn sah noch einmal auf Markoff hinunter und ging dann zur offenen Tür des Containers, um sich umzuziehen.
Sie arbeiteten schnell und effizient. Nate schien wie häufig Quinns nächste Bitte vorherzusehen, und das Gespräch beschränkte sich auf ein Minimum.
Zuerst befassten sie sich mit Markoff. Sie wickelten seinen Leichnam in die Plastikfolie und legten ihn dann quer über die Motorhaube des BMW, wo sie ihn mit Stricken befestigten. Als Nächstes brachte Nate eine Atemmaske und benutzte eine Spritzpistole, um den Container innen mit Benzin zu besprühen.
»Quinn!«, rief Nate. Er hatte die Hälfte des Innenraums besprüht, hielt jedoch inne und starrte die Wand an. »Hast du das gesehen?«
Quinn zog seine Maske hoch und ging zu seinem Assistenten. Als seine Augen sich an das Dämmerlicht im Innern zu gewöhnen begannen, erschienen an der Wand kleine Zeichen.
»Hol Papier und Kuli«, sagte er.
Allein im Container, kniete Quinn nieder, um die Zeichen besser zu sehen. Er rückte seine Maske zurecht, doch der Geruch von Benzin und Tod sickerte trotzdem an den Rändern
durch. Er zwang sich, ihn zu ignorieren, und konzentrierte sich auf die Zeichen an der Wand.
Sie waren ungelenk, wie von einem Kind geschrieben. Oder stammen vielleicht von jemandem, der im Dunkeln geschrieben hat, dachte Quinn. Von jemandem, der, schon stark geschwächt, im Sterben lag.
Als Nate wieder in den Container kletterte, holte Quinn seine Taschenlampe heraus und knipste sie an. Der Strahl wanderte über die von Benzin triefenden Wände. Er richtete ihn auf die Zeichen an der Wand.
Zahlen. Buchstaben. Siebzehn insgesamt. Zweimal wiederholt.
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»Sieht wie eine VIN-Nummer aus«, sagte Nate und meinte damit eine Fahrzeug-Identifizierungsnummer.
»Ist es nicht.«
Obwohl die Reihenfolge zweimal geschrieben worden war, war die zweite Zeichenkombination doch etwas anders. Am Ende, durch einen kleinen Zwischenraum getrennt, standen noch zwei Schriftzeichen.
1P
Sie standen nur einmal da. Vielleicht waren sie Teil einer langen Sequenz und das erste Mal vergessen worden - oder sie bedeuteten etwas ganz anderes.
Quinn reichte Nate die Taschenlampe, nahm Papier und Kuli und schrieb die Buchstaben-und-Zahlen-Reihe auf. Dann fügte er die beiden letzten Zeichen hinzu, jedoch in gebührendem Abstand, genau so, wie sie an der Wand standen.
Er war nur nicht sicher, ob der Buchstabe ein L oder die Zahl 1 war. So oder so, er konnte sich keinen Reim darauf machen.
»Ist das Blut?«, fragte Nate.
Quinn nickte. Markoff musste die einzige Tinte benutzt haben, die ihm zur Verfügung stand.
»Okay«, sagte er und stand auf. »Mach weiter. Wir haben nicht allzu viel Zeit.«
Sobald Quinn den Container verlassen hatte, besprühte Nate das restliche Innere mit Benzin, die Botschaft mit der doppelten Dosis. Bevor er draußen anfing, machte er die Sattelzugmaschine vom Anhänger los, und Quinn fuhr sie zu der Stelle zurück, an der die Straße abrupt in die Schlucht abfiel, und parkte sie dort.
Nachdem Nate den ganzen Container außen besprüht hatte, waren noch etwa drei Quarts von den fünf Gallonen Benzin übrig, die sie mitgebracht hatten. Er nahm den Behälter, der den restlichen Treibstoff enthielt, und stellte ihn auf den Boden, dann schüttete er den Rest aus der Spritzpistole in den Schiffscontainer und warf die leeren
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