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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédéric Mars
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Abfallbehälter werden jeden Morgen zwischen 7 Uhr und 7 Uhr 30 geleert.«
    »Und es gibt keine toten Winkel, die von den Kameras nicht erfasst werden?«
    »Nein. Früher haben die Dealer des Viertels die Verkleidung einiger Metallträger als Versteck genutzt. Wie Sie sicherlich wissen, steht dieser Bahnhof unter Denkmalschutz. Vielleicht haben Sie ja auch schon unsere Mosaiksäulen gesehen. Sie sind von neunzehnhundertund …«!
    »Ja, und?«, drängte Sam.
    »Das Ganze ist vor mindestens zwanzig Jahren zugemauert und vernietet worden.«
    Doch Sam konnte sich ohnehin nicht recht vorstellen, dass ein paar halbgare Drogenhändler hinter diesem gewaltigen Durcheinander stecken sollten.
    »Soweit Sie bisher feststellen konnten, gab es also niemanden, der sich auffällig verhalten hätte? Zum Beispiel jemanden, der erst rein- und dann wieder rausgegangen ist …?«
    »An diesem Bahnhof verkehren täglich über hunderttausend Menschen. An besonders lebhaften Tagen können es an die hundertfünfzigtausend sein. 8 Uhr 30 ist die Stoßzeit«, rechtfertigte sich der Mann.
    »Auf welchen Bahnsteigen herrscht der meiste Betrieb?«
    »Um diese Zeit im Bereich zwischen den Bahnsteigen 4 und 6, wo die Leute aus Brooklyn, die nach Upper Manhattan zur Arbeit fahren, umsteigen«, gab der Mann zurück. »Hier herrscht immer Hochbetrieb.«
    »Und wo liegt dieser Umsteigebereich?«
    »An der tiefsten Stelle des Bahnhofs.«
    »Können Sie mir die letzte Stunde da unten im Schnelldurchlauf zeigen?«
    »Selbstverständlich. Aber darf ich Sie fragen, weshalb Sie einen Unfall von vornherein ausschließen?«
    »Gibt es Ihrer Ansicht nach irgendetwas, was dafür spräche?«
    »Genau genommen nicht …«, gab der Wachmann zu. »Da unten verläuft keine Gasleitung, und die Stromversorgung der Züge ist erst im vorigen Jahr gründlich überprüft worden.«
    Auf einer Trage wurde eine anscheinend bewusstlose Frau hereingebracht, deren linker Arm halb abgerissen war. Ein Arzt und ein Feuerwehrmann folgten ihr. 8 Uhr 36. Endlich waren die angeforderten Notfallhelfer zur Stelle.
    Die Leichtverletzten zuckten erschreckt zusammen, als brächte ihnen der Zustand der Frau das ganze Ausmaß des Ereignisses erst richtig zu Bewusstsein. Alle spürten, dass das erst der Anfang war. Vermutlich erwarteten die Rettungskräfte in der Tiefe des Bahnhofs unter den brennenden Trümmern noch weit schlimmere Schreckensszenen.
    Der Wachmann war blass geworden, erst nach kurzem Zögern wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu.
    »Das hier sind die Aufnahmen der drei Kameras auf dem Bahnsteig, den sich die Linien 4 und 6 teilen, seit 7 Uhr 30.«
    Das Gewimmel der Reisenden auf dem Bildschirm hatte etwas Hypnotisches. Sam musste alle Konzentration aufbieten, um sich nicht von den fortwährend anstürmenden Wogen einlullen zu lassen, die sich an der Bahnsteigkante brachen wie an einem schwarzen Sandstrand. Etwa alle zwei Minuten, ein Zeitraum, den der schnelle Vorlauf auf dreißig Sekunden zusammendrängte, fuhr ein neuer Zug ein, spie eine Welle an Fahrgästen aus und nahm eine mindestens ebenso große Menge wieder auf. Es war ein verblüffender Anblick, wie sehr jeder Einzelne in diesem ruckartigen Reigen darauf bedacht schien, keine Zeit zu verlieren, und so schnell wie möglich von A nach B hastete. Müßiges Flanieren oder verträumtes Schlendern gab es nicht … Alle kannten nur ein Ziel: den Arbeitsplatz, der schon auf sie wartete.
    Es war eine uniforme Herde, ein Schmelztiegel menschlichen Magmas, aus dem nichts Individuelles hervorstach. Die synchrone Zeitaufzeichnung der drei elektronischen Augen lieferte den untrüglichen Beweis: Um 8:30:00 verschwanden alle diese Menschen wie in stillschweigendem Einvernehmen. Auf dem Bildschirm tanzten nur noch Schneeflocken.
    »Können Sie mir die letzte Minute noch mal in Zeitlupe zeigen?«
    Doch stattdessen nahm der Mann wortlos den Telefonhörer ab und wählte eine dreistellige Nummer.
    »Darf ich fragen, was Sie vorhaben?«
    »Ich rufe Ihre Kollegen an. Es ist nicht normal, dass nur Sie hier …«
    »Bis auf Weiteres vertrete ich hier vor Ort die Polizei.«
    Mit diesen Worten legte er die Hand auf die Schulter des Mannes, der schließlich nachgab und auflegte: »Schon gut …«
    Die Videoanlage der Verkehrsbetriebe war bei Weitem nicht auf dem technischen Stand derjenigen im Hauptquartier der New Yorker Polizei am Police Plaza. Man konnte zwar in der Zeitlupe Einzelbilder betrachten, doch ließen sich die weder zoomen

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