Todesläufer: Thriller (German Edition)
aus boob – wörtlich »Titte« – und bombing – »Sprengstoffanschlag«. Explosive Brüste.
0 UHR 25 EASTERN STANDARD TIME
John Kendricks Warnung gelangte in verschlüsselter Form an die Einheit Ops 2 am Hauptsitz der NSA . Auf Veranlassung des um diese Stunde zuständigen Beamten wurde sie unverzüglich an die New Yorker Zweigstelle des FBI im 23. Stock eines düsteren Gebäudes am Federal Plaza weitergeleitet. Das bevorstehende Eintreffen mutmaßlicher Terroristen auf amerikanischem Boden war Chefsache. Seit dem 11. September 2001 legte man bei der NSA ausdrücklich Wert darauf, die Weitergabe solcher Informationen an zuständige Regierungsstellen nicht noch einmal zu verzögern.
3 UHR 23 EASTERN STANDARD TIME
Beim FBI beschloss man nach langem Zögern und heftigen Diskussionen, die auf Eifersüchteleien zwischen den einzelnen Dienststellen zurückgingen, auch die New Yorker Stadtpolizei sowie eigene Sondereinsatzgruppen hinzuzuziehen. Zwar wusste niemand genau, was am Flughafen auf sie warten würde, doch wollte man die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die Sache größere Ausmaße annahm. Also konnte es ratsam sein, wenn Verstärkung zur Stelle war.
Darüber hinaus wurde der Tower des internationalen Flughafens von New York über die Angelegenheit in Kenntnis gesetzt. Dieser verständigte gleich darauf den Kopiloten des Flugs VS 118 aus London, der seinerseits den Flugkapitän informierte. Die Maschine befand sich zu dieser Zeit rund 885 Kilometer von der nächsten Küste entfernt in 9850 Metern Höhe über dem Nordatlantik.
4 UHR 00 EASTERN STANDARD TIME
Wenn es im Hauptquartier der New Yorker Polizei jemals so etwas wie eine Atempause gab, dann allenfalls beim nächtlichen Schichtwechsel. Daher verstrich bis zu der Entscheidung, wie auf die vom FBI gelieferten Angaben zu reagieren sei, eine gute Stunde. Um 4 Uhr 40 wurde den Leitern der sechsundsiebzig Reviere der Stadt mitgeteilt, gegen 8 Uhr 15 sei mit einer größeren Bedrohung zu rechnen, weil um diese Zeit eine aus London kommende Maschine von Virgin Atlantic zum Landeanflug auf den Flughafen JFK ansetzen würde. Jedem Revierleiter wurde die Entscheidung anheimgestellt, Beamte dorthin abzuordnen.
5 UHR 32 EASTERN STANDARD TIME
Nachdem vom Flugzeug ein entsprechender Funkspruch eingegangen war, teilte der Tower des Kennedy-Flughafens dem FBI mit, der Kopilot und drei männliche Passagiere, einer von ihnen ein ehemaliger englischer Polizeibeamter, hätten zehn Minuten zuvor den Verdächtigen und seine Begleiterin überwältigt. Zu ihrer großen Überraschung habe keiner der beiden Widerstand geleistet. Man werde sie bis nach der Landung streng bewachen.
Aus unbekannten Gründen wurde der Alarmzustand bei den eingeschalteten Partnerdiensten seitens des FBI nicht aufgehoben.
6 UHR 00 EASTERN STANDARD TIME
Robomir Kovic traf am Gebäude 233 im Westteil der 10. Straße ein, um den Kollegen von der Nachtschicht abzulösen. Da die Sache am Flughafen nicht sonderlich eilte, hatte der sich entschieden, die Verantwortung dafür Rob zu überlassen. Das kleine Backsteingebäude mit dem verblichenen gelben Putz erwachte gerade aus seiner nächtlichen Erstarrung. In diesem Teil des West Village ging es vergleichsweise friedlich zu; die Bewohner des Viertels neigten nicht gerade zu Mord und Totschlag. Nachdem »Boromir« eine Tasse Kaffee getrunken, mehrere Bagels gegessen und sich mit seiner Frau am Telefon gestritten hatte, beschloss er, zwei für schwierige Fälle besonders geeignete Mitarbeiter zum Flughafen zu schicken: Franck Caroli und Sam Pollack.
7 UHR 23 EASTERN STANDARD TIME
Kovics SMS erschien auf dem Display von Sams vorsintflutlichem Mobiltelefon. Da er zu diesem Zeitpunkt unter der Dusche stand, hörte er das Summen nicht, mit dem sie angekündigt wurde, und so fiel ihm die Nachricht erst eine gute halbe Stunde später auf, als er seine Wohnung im Ostteil der 19. Straße bereits verlassen hatte. Eine SMS schickten einem normalerweise nur junge Leute oder Pizzadienste. Wenn es brannte, wurde man angerufen.
So war es auch an diesem Tag.
8 UHR 33 – NEW YORK – U-BAHNHOF UNION SQUARE
»Können Sie mich hören?«
Nur schwach drang das Klingeln seines Mobiltelefons durch die Schreie, das schrille Pfeifen und dumpfe Donnern. Ganz nahe hörte er eine Stimme, während sich gleichzeitig eine schwere Hand auf seinen schmerzenden Arm legte.
»Können Sie mich hören?«
Ein fülliger Latino in der cremefarbenen Uniform der New Yorker
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