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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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streiten.«
    Er zündete eine Zigarette an und lehnte sich zurück. Sie saßen in seinem Arbeitszimmer, einem Wintergarten über einem steilen Hügel in der Glen Alder Road auf halber Höhe des Beachwood Canyon. Doch als Lena sein Gesicht und die dunklen Augen betrachtete, hatte sie nicht den Eindruck, dass er das nahe gelegene Hollywood-Zeichen oder die Lichter ansah, die sich über das Tal in Richtung Innenstadt spannten. Rhodes wollte sie abwimmeln und verhielt sich ihr gegenüber genauso kalt und abweisend wie nach ihrer Versetzung ins Präsidium.
    Er schnippte die Asche in einen Aschenbecher, der bereits von Kippen überquoll. Lena hatte heute Morgen zwar das Zigarettenpäckchen in seiner Tasche bemerkt, aber ihn bis jetzt noch nie rauchen gesehen. Sie konnte sich auch nicht daran erinnern, dass sein Atem oder seine Kleider je danach gerochen hätten. Außerdem war er blass und wirkte verkrampft und steif wie ein Roboter. Obwohl er über dem T-Shirt eine Lederjacke trug, sah er eigenartig abgemagert aus. Selbst die Narbe von dem Ohrring, den er früher getragen hatte, trat deutlicher hervor als vor ein oder zwei Tagen. Lenas Einschätzung nach lag es nicht am schlechten Licht oder der schlaflosen Nacht, sondern an innerer Anspannung und daran, dass er in letzter Zeit offenbar etwa fünf Kilo abgenommen hatte.
    Sein Blick wanderte zu den Papieren, die vor ihm lagen. Er hatte die Mordakte ihres Bruders aus dem Ordner genommen und die verschiedenen Sektionen getrennt auf dem Schreibtisch gestapelt. Bei den drei Spiralblöcken neben dem Telefon
handelte es sich vermutlich um Tim Holts Tagebücher. Vorhin war das oberste aufgeschlagen gewesen. Rhodes hatte die Seite markiert und es rasch zugeklappt, als Lena hereingekommen war.
    »Warum tust du das?«, flüsterte sie mit heiserer Stimme.
    »Es ist vorbei, Lena. Holt hat deinen Bruder erschossen. Fall aufgeklärt.«
    Sie spürte ein Brennen im Bauch, ein Schmerz, den sie bis jetzt noch nicht kannte. Ob das vielleicht der Anfang eines Magengeschwürs war? Tito Sánchez mochte unerfahren genug sein, um mit dem Strom zu schwimmen. Aber doch nicht Rhodes! Er war ein guter Detective. Gelassen. Nachdenklich. Phantasievoll. Und mit einer Schlagfertigkeit gesegnet, die Lena so oft zum Lachen gebracht hatte.
    Hatten sie sich damals wirklich nur zum falschen Zeitpunkt kennengelernt? Oder war es womöglich sogar ein Glück, dass nicht mehr daraus geworden war? Als sie zusah, wie er mit verstockter Miene seine Zigarette rauchte, regten sich allmählich Zweifel.
    »Ich verstehe das nicht«, beharrte sie.
    Er blickte weiter aus dem Fenster. »Offenbar bist du auch nicht anders als die anderen.«
    »Was soll das jetzt schon wieder heißen?«
    »Jeder hat eine Meinung, Lena. Insbesondere heutzutage. Alle wollen einem mitteilen, was sie denken. Damit kann ich leben, solange niemand die Grenze überschreitet. Solange niemand glaubt, ein Recht auf die Fakten zu haben. Fakten haben nämlich nichts mit Meinung zu tun. Fakten sind Fakten, und was den Mord an deinem Bruder angeht, gibt es an ihnen nichts zu rütteln.«
    »Du glaubst also, Romeo hätte sich Holts Haus rein zufällig ausgesucht. Er soll seinen Wirkungsbereich verlassen und aus reiner Willkür unsere unbekannte Tote umgebracht haben.«

    Rhodes wich ihrem Blick aus und antwortete nicht.
    Lena ließ nicht locker. »Merkst du nach all den Jahren bei der Mordkommission denn nicht, dass da etwas faul ist?«
    »Fakten sind Fakten. Ich kann sie nicht ändern und werde nicht daran herumdrehen. Wenn die DNA-Ergebnisse da sind, kommst vielleicht sogar du zur Vernunft.«
    »Wer macht da Druck? Barrera? Der neue Polizeipräsident? Oder ist das alles deine Idee?«
    Nun lächelte er sogar, beugte sich über den Schreibtisch und schob das Fenster ein Stück hoch.
    »Die Abteilung Schusswaffen hat bestätigt, dass die Waffe, mit der Holt sich umgebracht hat, dieselbe ist, mit der dein Bruder ermordet wurde«, erwiderte er langsam und betont. »Holt hat die Pistole nicht gefunden, sondern gekauft, und wir haben die Quittung.«
    »Den Spruch habe ich schon mal gehört. Wenn man jemandem eine Waffe unterschieben kann, geht das mit einer Quittung sicher auch.«
    »Na klar, Lena. Genau wie O. J. Simpsons Handschuh. Ich habe das verdammte Ding verbuddelt, als keiner hingeschaut hat.«
    »Fakten sind Fakten«, entgegnete sie. »Und ich habe den Eindruck, dass du dich hier zum Hüter dieser Fakten aufschwingst.«
    »Es ist mir scheißegal, ob du

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