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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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Freundin, so viel stand fest. Offenbar kannte diese Freundin ihre Büronummer nicht und hatte sie deshalb mobil angerufen. Vermutlich war auch sie Teil ihres Doppellebens. Ein weiteres Opfer des verblichenen Widerlings Charles Burell.
    Plötzlich fiel Fellows ein, dass er sich darauf vorbereiten musste, Harriet zu trösten, wenn sie zu Ende telefoniert hatte. Gewiss brauchte sie jetzt eine Schulter zum Ausweinen. Jemanden, der sich ihre Sorgen anhörte oder sie sogar in den Arm nahm. Und da Burell nun im Kühlhaus lag und Nummer 3 nach Tacos mit Fisch roch, würde sie sich sicher an ihn, Fellows, wenden.
    Er betrachtete die sechs schwarzen Äpfel auf seinem Labortisch und überlegte, ob er das Mittagessen mit Finn im Pink Canary verschieben sollte. Vielleicht wollte Harriet ja mit ihm irgendwo hingehen, um zu reden.
    Fellows steckte die Äpfel in einen Plastikbeutel und warf sie weg. Dann rückte er die Papiere auf dem Labortisch gerade und schlenderte zu seinem Schreibtisch hinüber. Er hatte genau den richtigen Zeitpunkt gewählt. Denn Harriet hatte gerade ihr Telefon abgeschaltet und verstaute es nun in ihrer Tasche. Er sah sie an. Sanft. Ruhig. Mit einem Blick, der Ich bin bereit, wenn du es bist besagen sollte. Außerdem: Obwohl
ich deinem Liebhaber den Schwanz abgeschnitten habe, bin ich ein wahrer Freund. Er merkte ihr an, wie es in ihr arbeitete, als sie sich zu ihm umwandte.
    »Ich fühle mich nicht wohl«, begann sie.
    Er wartete darauf, dass sie den nächsten Schritt machte. Kaffeetrinken im Ivy. Fellows trank zwar keinen Kaffee, weil Kaffee ein Flüssigkeitsräuber war, doch unter den gegebenen Umständen war er bereit, eine Ausnahme zu machen und wenigstens ein halbes Tässchen zu riskieren, bevor er zu Mineralwasser wechselte.
    »Ich gehe nach Hause«, fuhr sie fort. »Bis morgen, Martin.«
    Als er etwas erwidern wollte, fehlten ihm die Worte. Er sah zu, wie sie ihre Sachen zusammensuchte, aufstand und hinausrannte. Nachdem die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, stellte er fest, dass Nummer 3 ihn anstarrte.
    »Was ist passiert?«, fragte der kleine Götzenanbeter. »Fehlt ihr etwas?«
    Fellows zuckte die Achseln und versuchte, seine Gefühle in den Griff zu bekommen und nicht auf den Geruch nach Fischtacos und Schwefel zu achten, der im Raum hing. Auf das tiefsitzende Gefühl, dass er ein Verlierer war. Der größte Vollidiot der Welt.
    Sie war nicht zu ihm gekommen. Sondern davongelaufen.

42
    S ie durchsuchten noch immer Burells Kellerbüro. Keith Upshaw von der Abteilung Computerkriminalität führte ihnen gerade die Webseite vor.
    Lena, die mit Novak zusah, musste dabei an eine Pyramide denken. Die Begrüßungsseite war die Spitze. Wer ein Passwort besaß, hatte die Wahl zwischen dem Film des Tages
oder einer Wiederholung aus dem Archiv. Die Wiederholungen waren nach Datum aufgelistet und nach der Beliebtheit der Darstellerinnen bewertet. Candy Bellringer - das Mädchen, das die Glocken zum Läuten brachte - war die schwarzhaarige Frau mit den blauen Augen, die Lena auf dem Sofa gesehen hatte. Sie war fünfzehnhundertmal öfter angeklickt worden als alle anderen.
    Allerdings war die wirklich wichtige Frage, was Romeo mit dieser Webseite verband.
    Romeo hatte sich unter dem Namen Avis Payton eingeloggt und die Seite nur dreimal besucht. Einmal, um mit Paytons Kreditkarte Mitglied zu werden. Dann, drei Tage später, an dem Nachmittag vor dem Mord an Teresa López. Und schließlich ein drittes Mal, eine Stunde und fünfundvierzig Minuten lang, und zwar in der Nacht von Nikki Brants Ermordung. Als Upshaw den Film des Tages für die fragliche Nacht aus dem Archiv heraussuchte, stellte sich heraus, dass Burell es mit einer jungen Blondine getrieben hatte, die sich Barbie Beckons nannte.
    Lena überlegte. Der Zeitpunkt war wichtig. Burell hatte gewusst, dass sie in einem Mordfall ermittelten, und hätte ihnen bei ihrem Besuch seine Statistiken zeigen können. Allerdings hatte er es vorgezogen, sie zu belügen. Statt ihnen zu helfen, hatte er offenbar nichts weiter getan, als das unter Avis Payton eröffnete Konto zu schließen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass ihre Kreditkarte ungültig war.
    Lena folgte Novak zu Burells Schreibtisch und warf noch einen Blick in die Akte, die sie in der untersten rechten Schublade gefunden hatten. Burell führte Buch über die dreiundzwanzig Frauen, die er dafür bezahlte, dass sie mit ihm schliefen. Porträtfotos waren ebenso dabei wie Kontaktdaten und

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