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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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David Gamble abschließen wollen, damit er nach Seattle ziehen konnte, ohne mit Ermittlungen gegen die eigene Person rechnen zu müssen.
    Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Ein solcher Schock, dass sie es kaum glauben konnte und befürchtete, jeden Moment ohnmächtig zu werden.
    »Ist dir nicht gut?«, fragte das Mädchen.
    »Was weißt du noch von dieser Nacht? Ich meine die Nacht, als mein Bruder dich in den Arsch gefickt hat.«
    Kristin errötete und setzte wieder ein dämliches Grinsen auf. Lena hatte kein Mitleid mehr mit ihr. Sie hasste sie.
    »Nichts«, erwiderte Kristin. »Ich war total high. Wahrscheinlich bin ich eingeschlafen.«
    Bei ihr klang das, als wäre sie stolz darauf. So als hätte sie
in ihrem Leben etwas Großartiges geleistet und sei in ein Geheimnis eingeweiht. Lena hätte ihr erklären können, dass sie vermutlich an retrograder Amnesie litt. Aber es war ihr egal.
    Lenas Augen waren weiter auf die Kette gerichtet. Sie streckte die Hand aus und riss sie dem Mädchen vom Hals. Ohne auf Kristins verdatterte Miene, die plötzliche Stille im Raum oder die neugierigen Blicke der anderen Gäste zu achten, betrachtete Lena den in das Gold eingravierten Mann im Mond. Er lachte sie an. Zwinkerte ihr zu. Rauchte seinen Zeppelin wie eine Zigarre. Als sich die Mutter des Mädchens näherte, schrie Lena sie an, sie solle sich verpissen. Laut. So laut, dass selbst Novak auf seinem Angelausflug es vielleicht noch hörte. Dann schloss sie die Finger um das Gesicht des Mondes und stürzte hinaus.

69
    S ie wollte nicht, dass es wahr war. Wollte nichts mit der großen Lüge zu tun haben. Wollte sich nicht eingestehen, dass sie mit einem Mann befreundet gewesen war, der sie getäuscht und ihren Bruder ermordet hatte.
    Als sie die Treppe zu Novaks Wohnung hinaufstieg, war sie so außer sich, dass sie es mit einem einzigen Tritt schaffte, die Tür aufzubrechen.
    Nicht Rhodes. Novak.
    Seite an Seite hatte er mit ihr gearbeitet. Er war ihr Lehrer gewesen. Der Gedanke schnitt ihr ins Gehirn wie eine scharfkantige Glasscherbe.
    Ohne auf Novaks Geruch und die Fotos von seiner Exfrau und seinen Töchtern zu achten, sah sie sich im Wohnzimmer um. Die Wohnung war spärlich möbliert, wirkte aber gemütlich. Im Kühlschrank in der Küche entdeckte sie eine Zweiliterflasche
billigen Wodka. Offenbar hatte Novak wieder mit dem Trinken angefangen.
    Sie knallte die Kühlschranktür zu und ging ins Schlafzimmer, wo sie auf dem Nachttisch einen Stoß Quittungen vorfand. Sie setzte sich aufs Bett. Hauptsächlich Tankstellenbelege, doch es waren auch zwei oder drei von einem Schnellrestaurant am Lincoln Boulevard dabei, wo Novak immer gern wegen des Hackbratens hingegangen war.
    Lena versuchte, nicht auf das flaue Gefühl im Magen zu achten, und ließ den Blick weiter durch den Raum wandern, bis er am Papierkorb hängen blieb. Sie kippte den Inhalt aufs Bett und durchwühlte Bonbonpapiere und Werbebroschüren. Als sie ganz unten ein Papierknäuel entdeckte, strich sie es sorgfältig glatt. Der kleine Zettel war ebenfalls eine Quittung, allerdings nicht von einer Tankstelle oder einem Restaurant, sondern von einem Plattenladen am Sunset Boulevard.
    Lena betrachtete die Quittung. Las, was darauf stand. Novak hatte am Tag vor dem Mord an Holt eine CD-Aufnahme von Beethovens Achter Symphonie gekauft.
    Es fühlte sich an, als wäre ein Stück ihres Herzens abgestorben. Lena holte die Zigaretten aus der Tasche, zündete eine an und machte Licht. Dann überprüfte sie noch einmal Datum und Titel. Sie wusste, dass Novak Klassik nicht gemocht und ausschließlich Country-Musik gehört hatte.
    Im Wohnzimmer öffnete sie die Kommode. Seine CD-Sammlung stand ordentlich aufgereiht in den unteren beiden Schubladen. Sie sah sich die Titel an, schaltete den CD-Spieler ein und öffnete ihn. Nichts als Country.
    Wieder zog sie an ihrer Zigarette. Ihre Hände zitterten. Im nächsten Moment hörte sie, wie jemand die Treppe hinaufkam. Der Jemand trug Stiefel. Es war Rhodes.
    Als er in der Tür stehen blieb, sah sie ihn forschend an.
    »Du wusstest es.«

    »Es war nur eine Vermutung«, sagte er leise. »Ich wollte es nicht wahrhaben.«
    Die Stimmung, die sich im Raum ausbreitete, war bedrückend und so schwarz wie die Nacht.
    »Seit wann?«
    »Mir war klar, dass Tim Holt nicht Selbstmord begangen haben konnte, Lena. Sobald wir ins Haus kamen, habe ich gespürt, dass etwas nicht stimmt.«
    »Warum hast du dann unbeirrt weitergemacht?«
    Er zuckte die

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