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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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York immer besser lief und er mehr und mehr Zeit dort verbrachte.
    Jeden Donnerstagmorgen flog Fabiana von Los Angeles nach Miami, wo Will Cortland sie mit unbewegter Miene und einem Schild, auf dem ihr Name stand, am Flughafen in Empfang nahm. Sie taten, als hätten sie einander noch nie gesehen. Er fuhr sie zum Shore Club, wo sie eine Suite hatte. Abends holte er sie dort ab und fuhr sie zum Hotel Zürich, wo er ihr mit einigen Minuten Abstand aufs Zimmer folgte. Später fuhr er sie zurück zum Shore Club, brachte den Wagen in die Garage von Island Limos und ging nach Hause, in seine Mietwohnung in Hallandale.
    Am nächsten Morgen holte er Fabiana gegen zehn Uhr wieder am Shore Club ab und kutschierte sie durch die Stadt. Sie ging zum Arzt und zum Steuerberater und traf sich zum Mittagessen mit einer Freundin. Anschließend fuhr Cortland sie zum Flughafen, wobei sie unterwegs anhielten, um auf dem Rücksitz Abschied zu nehmen. Gegen sechs saß sie wieder im Flieger. Eine Woche später begann die ganze Farce von vorn. Wahrscheinlich machte nicht zuletzt dieses Rollenspiel den Reiz für sie aus, vermutete Max.
    Max hatte die vereinbarten zwei Wochen damit verbracht, Fabiana zu beschatten und alle ihre Bewegungen von Weitem mit Zoom zu fotografieren. Er hatte sich die Zeiten ihrer Rendezvous notiert und alles, was er sah, schriftlich festgehalten. Er war beeindruckt von der professionellen Distanz, die Fabiana und Will hielten, wie sie nur am zweiten Tag ein klein wenig auftauten – alles, um den Schein zu wahren. Diese letzte Beobachtung, beschloss er, würde er nicht in den Bericht aufnehmen, den er Emerson Prescott aushändigen wollte. Das ging den alten Widerling nichts an – auch wenn er dafür bezahlte.
    Max war ein geübter Überbringer schlechter Nachrichten. Alles eine Frage des Ausdrucks und des Timings, und die hatte er in den zehn Jahren bei der Polizei gelernt und perfektioniert. Er hatte sich eine Nummer zurechtgelegt, eine Rolle. Mit dunkler Kleidung und passendem Gesichtsausdruck – tiefste Enttäuschung mit einem guten Schuss zerschlagener Zuversicht, als hätte er irgendwie doch mit einem anderen Ergebnis gerechnet – bereitete er seine Klienten auf das vor, was sie erwartete. Allzu schwer fiel ihm das nicht. Er gehörte ohnehin nicht zu den Strahlemännern dieser Welt. Seine faltige, zerfurchte, achtundfünfzigjährige Visage eignete sich hervorragend für die finstere, abgeklärte Leckt-mich-doch-alle-am-Arsch-Miene, die er wie eine Uniform trug. Sie hielt die Menschen davon ab, zu genau hinzuschauen, sie gingen lieber weiter. So sahen sie die Traurigkeit nicht, die ihn umgab, sahen nicht seinen Lebensweg, der mit Reue gepflastert war.
    In diesem sorgfältig vorbereiteten Setting kam er direkt zur Sache. Er milderte den Schlag nicht ab. »Mr./Mrs. Betrogene, Sie hatten recht. Ihr Mann/Ihre Frau hat eine Affäre.« Dann redete er ein bis eineinhalb Minuten und nannte die wesentlichen Fakten. Er überreichte seinen vollständigen Bericht mitsamt Fotos. Dann gab er dem Klienten Zeit, die Information zu verarbeiten und zu begreifen. Sobald das geschehen war, schaltete er um auf Kundenbetreuung. Er drückte sein Bedauern aus. Er zeigte Mitgefühl oder spendete Trost oder lauschte der ätzenden, zutiefst verletzten Schimpfkanonade – oder alles auf einmal. War das vorbei, versicherte er, man könne ihn jederzeit anrufen, und verabschiedete sich. Eine Woche später schickte er die Rechnung.
    So war es immer gelaufen.
    Bis zu Emerson Prescott.
    Max hatte Prescotts Büro mit seinem Schauspielergesicht betreten, doch die Reaktion seines Klienten hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Prescott hatte Max’ Mimik gesehen und gelächelt. Und das Lächeln war nur noch breiter geworden – so breit, wie die chirurgisch gedehnte und botoxgespritzte Haut es zuließ, die Lippen wie rosafarbene, fast durchscheinende, zum Zerreißen gespannte Gummibänder, dahinter die perfekten weißen Zähne im Wert von mehreren zehntausend Dollar. Max musste an aufgereihte Toilettenschüsseln in einer Bäderausstellung denken.
    Bevor Max mit den wesentlichen Fakten durch war, fragte Prescott ihn, ob er Fotos von den beiden beim Sex habe. Auf seine abschlägige Antwort reagierte Prescott mit unübersehbarer Enttäuschung.
    Max wusste nichts Besseres zu tun, als in der Rolle zu bleiben und das Spiel zu Ende zu spielen. Er war kurz davor, sein Bedauern zum Ausdruck zu bringen, als ihn Prescott mit einer Handbewegung zum Schweigen

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