Todesschrein
Stone die unausgesprochene Frage.
»Murph«, sagte Hanley jetzt, »wir sind in einer guten halben Stunde dort. Sieh zu, was du bis dahin noch rauskriegen kannst.«
»Wird gemacht«, erwiderte Murphy.
»Wir sind gleich bei dir«, versprach Hanley, »und dann können wir überlegen, was hinter dieser Geschichte steckt.«
»Ich habe einen Anruf von unserem Kontaktmann bei der CIA erhalten«, berichtete Cabrillo. »Als wir in Reykjavik waren, hat Echelon eine E-Mail aufgefangen, die sich auf einen Meteoriten bezog, der aus Iridium besteht. Die CIA machte sich Sorgen, er könnte in die falschen Hände geraten, und bat mich, hinzufliegen und ihn an mich zu bringen. Dieser Gentleman« – er deutete nach hinten auf den Rücksitz – »hat ihn entdeckt.«
»Er ist in die Höhle eingedrungen und hat ihn ausgegraben?«
»Nicht ganz«, sagte Cabrillo. »Du hast dich an Ort und Stelle leider nicht umsehen können. Über dem Gang, in den du vorgedrungen bist, befand sich ein zweiter – geheimer – Gang, der sich zu einem regelrechten Heiligtum erweiterte. Sehr aufwendig das Ganze. Irgendjemand muss den Meteoriten vor langer Zeit gefunden und entschieden haben, dass es sich dabei um ein religiöses oder spirituelles Artefakt handelt. Der Knabe hinter uns ist ein Archäologe, der irgendwo einen Hinweis darauf fand und den Ort suchte.«
George Adams warf einen Blick auf die Anzeigeinstrumente, dann sprach er in sein Mikrofon:
»Oregon,
hier ist Air One. Wir sind nur noch zwanzig Minuten weit entfernt.«
Nachdem er von Eric Stone im Kontrollraum Antwort erhalten hatte, fuhr er fort: »Die ganze Angelegenheit erscheint ziemlich seltsam. Selbst wenn der Meteorit irgendeine historische Bedeutung haben sollte, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich rivalisierende Archäologen wegen eines solchen Fundes nach dem Leben trachten. Durchaus möglich, dass der eine oder andere schon mal an so was gedacht hat, aber tatsächlich passiert ist das noch nie.«
»Im Augenblick«, sagte Cabrillo, »sieht es so aus, als hätten Al-Khalifa und die Hammadi-Gruppe die E-Mail abgefangen und den Meteoriten wegen des Iridiums geborgen. Offensichtlich haben sie die Absicht, eine schmutzige Bombe damit zu bauen.«
»Wenn das wirklich der Fall sein sollte«, sagte Adams, »dann müssen sie längst eine funktionierende Bombe haben, um sie als Katalysator einzusetzen. Anderenfalls verfügen sie nur über den Brennstoff, aber nicht über Feuer.«
»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
»Wenn unsere Leute den Meteoriten also in die Finger kriegen, müssen wir immer noch die Trägerbombe suchen.«
»Wenn wir Al-Khalifa schnappen«, sagte Cabrillo, »holen wir die Information aus ihm heraus, wo sich die Waffe befindet. Dann können wir unsere Leute hinschicken, um sie unschädlich zu machen, und die Angelegenheit ist erledigt.«
Cabrillo wusste es noch nicht, doch Al-Khalifa lag zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Grund des Meeres.
Und zwar in nächster Nähe einer ganzen Reihe von geothermalen Kaminen.
19
Thomas Dwyer war ein Name, der seriös und gediegen klang. Sogar Dwyers Titel – Spezialist für theoretische Physik – weckte die Vorstellung von einem Pfeife rauchenden Akademiker. Von einem Eierkopf oder einem Mann, der ein konventionelles, in jeder Hinsicht geregeltes Leben führte. Nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Dwyer war der Kapitän seines Darts-Teams in seiner Stammkneipe, nahm an Wochenenden an Rallyes teil und machte mit einer Leidenschaft Jagd auf ledige Frauen, die seine vierzig Lebensjahre kein bisschen bremsten. Dwyer hatte entfernt Ähnlichkeit mit dem Filmschauspieler Jeff Goldblum, kleidete sich eher wie ein Filmproduzent denn als ein Wissenschaftler und las täglich fast zwanzig Tageszeitungen und Illustrierte. Er war hochintelligent, fantasievoll – mit einem Hang zum Unkonventionellen und stets up-to-date, was die politische Weltlage sowie aktuelle Trends betraf. Außerdem galt er als ein stilsicherer Modeexperte.
Seine offizielle Berufsbezeichnung ließ jedoch eine weitaus ernstere Seite an ihm erkennen. Auf seiner Visitenkarte war zu lesen: Thomas W. Dwyer (TD), Central Intelligence Agency, Leitender Wissenschaftler für theoretische Anwendungstechnologien. Man konnte Dwyer auch einfach als Geheimwissenschaftler bezeichnen.
Im Augenblick hing er mit dem Kopf nach unten in einem Paar Gravity Inversion Boots, so genannten Hängeschuhen. Sie waren an einer Stange befestigt, die zwischen den
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