Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todessphaere

Todessphaere

Titel: Todessphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Rabenstein , Volker Ferkau
Vom Netzwerk:
ihm waren fast alle Rechte entzogen.
    Papa Choung begriff nicht, dass seine Tochter ein Freigeist war, und Mama weinte zu viele Tränen über den vermeintlichen Undank der Tochter, der man schließlich das Studium finanziert hatte. Als ihre Eltern spitzkriegten, dass Min sich nicht für Männer interessierte, sondern Frauen den Vorzug gab, brach ihre kleine Welt zusammen, und Min wurde aus dem Clan der Choung verstoßen. Dies hatte zur Folge, dass Min aus der Erbfolge ausgeschlossen wurde, und als Papa Choung starb, sein nicht unbeträchtliches Vermögen an eine Hilfsorganisation ging, die wiederum der Krankenversicherung zugehörig war.
    Als sich dieser Kreis schloss, war Min-Hae Choung alleine.
    Sie hatte weder eine Freundin noch Freunde, denn man hielt sie für gefährlich.
    Min begriff diese Sichtweise nicht, schließlich mussten die Menschen nach dem Großen Verhängnis klüger geworden sein, mussten gelernt haben.
    Vor fast fünfzig Jahren, im Jahre 2052, waren Akten an die Öffentlichkeit gekommen, welche den Zusammensturz der Twin-Towers in New York als das zeigten, was man schon vermutet hatte. Es handelte sich um einen dreisten Versicherungsbetrug, an dem sich ein Mann namens Larry Silverstein bereichert hatte. Es hatte mehr als 3000 Tote gegeben, und ein Präsident namens George Bush hatte das zum Anlass für einige unschöne Kriege genommen – genau das, was man mit der Sprengung des World Trade Centers beabsichtigt hatte, in die zuvor zwei ferngelenkte Boeings geflogen waren. Es hatte nie Terroristen gegeben, sondern die Führungsspitze der Welt hatte sich gegen die eigene Bevölkerung gestellt.
    Diese Erkenntnis führte zu Aufständen. Überlebende Kinder der bei den Anschlägen ums Leben gekommenen Männer und Frauen bildeten Stadtguerilla-Gruppen, mehrere Attentate auf Führungsköpfe wurden verübt, die Nationalgarde rückte aus, es gab einen Bürgerkrieg, der schließlich eskalierte und zwanzig Jahre währte. Irgendwann wusste niemand mehr, warum überhaupt gekämpft wurden, doch ein Ende war nicht abzusehen. Nach weiteren zehn Jahren endete das Große Verhängnis. Die europäischen Staaten waren entzweit, Asien mächtiger denn je , und es dauerte weitere zwanzig Jahre, bis sich die neu gegründete Terranische-Welt-Gemeinschaft auf ein harmonisiertes Vorgehen einigte – nachdem Schiffe aus dem All gekommen waren, Fremde, die die Menschen einten. Sie blieben eine Weile, dann verschwanden sie, als sei alles ein Spuk gewesen.
    Es war eine Sensation, die keine Regierung der Welt unter den Teppich kehren konnte, denn die Besucher suchten sich keine Großstadt aus, sondern landeten auf dem Feld eines deutschen Bauern. Sie klinkten sich in die Netzwerke ein , und niemand konnte sie ignorieren. Sie schufen eine friedvolle Allianz, dennoch verübte jemand ein Attentat auf die Gruppe der Aliens, was einen toten Außerirdischen zur Folge hatte und deren Abreise.
    Danach war der Himmel nicht mehr die Grenze.
    Neue Technologien erlaubten Hypersprünge, und Einsteins Theorien wurden widerlegt, indem sozusagen die Naturgesetze umgekehrt wurden. Alles hätte gut werden können, werden sollen.
    Letztlich blieb alles beim Alten.
    Neue Machtgruppen bildeten sich, die Krankenversicherungen vergrößerten ihren Einfluss, schließlich gab es erneut Proteste, von denen einige von Min angeführt wurden.
    Der Mensch ändert e sich nie.
    Er bl ieb stets das grausamste Tier und schlug seine Beute, wo er sie fand.
    Min-Hae Choung war Ärztin aus Leidenschaft. Mit fast vierzig Jahren flüchtete sie sich in Fatalismus und entschied sich endgültig für die Medizin. Sie ließ der Welt ihren Lauf und ignorierte den Jahreswechsel 2100, indem sie an einem Alien, das die Besucher zurückgelassen hatten, eine Autopsie vornahm. Ein Auftrag, der ihr Geld brachte, das sie dringend benötigte.
    Warum man gerade sie dafür ausgesucht hatte, wusste sie nicht. Erstaunlich war außerdem, dass man das Alien erst jahrelang in Stickstoff ruhen ließ, um es ihr schließlich anzubieten. Und noch erstaunlicher war, dass man sie mit dem Leichnam des Außerirdischen alleine ließ.
    Eine bizarre Situation.
    Eine unwirkliche Konstellation.
    Soeben wollte sie den Leib der toten Kreatur öffnen, als diese die Augen aufschlug.
    Das war unmöglich. Der Außerirdische war unzweifelhaft tot.
    »Du hast begonnen, dein eigener Feind zu sein«, sagte die Kreatur mit sanfter Stimme. »Das magst du gut finden, schließlich bist du dadurch nie alleine, aber

Weitere Kostenlose Bücher