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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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    Darf ich vorstellen? Die einzigartige Eve Hayes!
    SONNTAG, 1. JULI 1990
     
    Liebe Lily,
    du bist gerade mal eine Woche weg, und mir kommt es vor wie ein Jahr! Also, was gibt’s Neues an der Heimatfront? Eigentlich nicht viel. Kennst du den Spinner, der in der Bowlingbahn arbeitet? (Ich meine den, der aussieht wie Glenn Medeiros, nicht den Popelfresser.) Der ist mir von der Pommesbude bis zum Hafen nachgelaufen. Ich konnte ihn die ganze Zeit hinter mir spüren, aber ich habe mir nichts anmerken lassen. Doch dann wurde es langsam dunkel, und es war niemand sonst in der Nähe. Also habe ich mich zu ihm umgedreht und gefragt: Was willst du? Er zeigte auf sein Fahrrad, das direkt vor mir angekettet war, und sagte: Mein Fahrrad. ECHT PEINLICH! Wir haben uns dann über Musik unterhalten, er ist REM-Fan (Gähn! Wie alle), und auf einmal hat er gesagt, dass er mich mag! Einfach so. Ich habe ihm gesagt, er wäre mir zu klein. War das fies von mir? Du bist schließlich mein Filter, wenn es um soziale Kontakte zur Arbeiterklasse geht. Er sah gekränkt aus, aber mein Gott, ich bin nun mal eins achtzig. Und er? Eins fünfundsechzig, wenn’s hochkommt? Wir würden dermaßen doof zusammen aussehen! Außerdem ist er schräg drauf. Und dann sagte er – und ich lüge jetzt nicht: Im Liegen wären wir gleich groß!!! Kannst du das glauben, Lily? Der redet von Sex! Frechheit! Also habe ich gesagt, ich fände, er wäre schräg drauf, und das hat er natürlich abgestritten. Er meinte, er wäre einfach anders, und anders zu sein wäre sexy. Glaubst du das? Schon klar, habe ich gesagt, aber nur, wenn anders bedeuten würde, in irgendwas megamäßig gut zu sein oder absolut originell und eine Vision zu haben, aber nicht, sich eine Dauerwelle legen zu lassen, in den Blusen seiner Schwester rumzulaufen und an irgendwelchen Straßenecken grottenschlechte Gedichte in die Welt rauszuposaunen. Das hat gesessen. Das mit der Dauerwelle und den Blusen schien ihn nicht zu tangieren, aber das mit den Gedichten hat ihn echt getroffen. Ich habe sofort ein schlechtes Gewissen bekommen, weil er aussah, als hätte ich ihn mit einer Nadel gepiekt. Ich habe mich entschuldigt, aber er sah trotzdem aus, als würde er gleich anfangen zu heulen. Er nannte mich eine eingebildete dumme Ziege und raste davon. Ich setzte mich auf eine Mauer und wollte meine Pommes essen, aber die waren inzwischen kalt geworden, sodass ich den Großteil an einen Hund verfüttert habe, der am Strand die Scheiße von anderen Hunden gefressen hat. Dann kamen Gar, Declan und Paul vorbei. Declan geht es echt schlecht ohne dich. Er wollte wissen, ob ich was von dir gehört habe. Ich sagte, nur den einen Anruf Mittwochabend aus der Telefonzelle, und er meinte, da hättest du ihn auch angerufen.
    Und, wie läuft’s da unten in Dingle so? Klappt es mit dem Kellnern schon besser? Verdienst du genug Kohle, um zu bleiben? Ich vermisse dich total. Ich bin hier so einsam ohne dich. Gar versucht die ganze Zeit, wieder mit mir zusammenzukommen. Ich habe zwar echt kein Interesse daran, aber – bitte schlag mich jetzt nicht – ich habe ihn gestern Abend trotzdem geküsst. Ich war ein bisschen betrunken, und er war so nett und sagte, meine Augen würden so grün leuchten wie Smaragde. Ich weiß schon – würg! –, aber wenn man blau ist, fühlt man sich bei solchen Sachen ganz toll. Na ja, wenigstens fühlte ich mich toll, bis wir uns geküsst haben und mir klarwurde, dass ich das echt nicht noch mal will. Ich mag Gar wirklich gern, als Freund und so, aber mehr auch nicht. Ich habe irgendeine Ausrede erfunden und gesagt, dass ich leider gehen müsste, und jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als ihm nüchtern unter die Augen zu treten und ernsthaft mit ihm zu sprechen!
    Meinst du, du kannst im August nach Hause kommen – vorausgesetzt, das Trinkgeld stimmt und es gelingt dir bis dahin, genug auf die Seite zu schaffen? Ich kann einfach nicht glauben, dass das wirklich unser letzter gemeinsamer Sommer sein könnte, und du bist da unten und ich hier oben. Ohne dich ist alles so unglaublich langweilig. Ich weiß, dass deine Mutter pleite ist, aber könnte sie deinen Vater nicht um etwas Geld bitten? Es kann doch nicht so schwer sein, in Griechenland anzurufen und ihn daran zu erinnern, dass er in Irland eine Tochter hat, die aufs College gehen möchte und Unterstützung bei den Studiengebühren braucht? Es ist ja nicht gerade so, als wäre er jemals für dich da gewesen, und ich weiß, wie

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